Das Wetter der vergangenen Tage stand in West- und Mitteleuropa ganz im
Zeichen von zwei Sturm- bzw. Orkantiefs, die am Freitag und Samstag
teilweise erhebliche Schäden anrichteten und zahlreiche Todesopfer
forderten. Zunächst entwickelte sich am Freitag Tief "Joris" stärker als
gedacht und brachte am Nachmittag auf dem Feldberg im Schwarzwald eine
176 km/h-Böe sowie verbreitet Sturmböen im südwestdeutschen Flachland
hervor. Das Wasser kräftiger Regenfälle konnte im Süden Deutschlands
nicht versickern, da der Boden etwas unterhalb der Oberfläche durch die
Frostperiode Anfang Januar gebietsweise noch gefroren war. Kleinere
Überschwemmungen waren die Folge. Am Samstag folgte auf "Joris" Orkan
"Klaus", der von der Biskaya über den Süden Frankreichs ins westliche
Mittelmeer zog. Vor allem im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs
traten extreme Windgeschwindigkeiten auf. Einer unbestätigten Meldung
zufolge wurden an der Station Punta Candeeira im Nordwesten Galiziens
215 km/h (!) gemessen; in Gijón waren es 199 km/h. Mindestens 25
Menschen kamen nach neuesten Agenturmeldungen ums Leben, über die
Schadenssumme gibt es noch keine Angaben. In seiner Ausprägung kann
"Klaus" durchaus mit Orkan "Lothar" vom 26.12.1999 in Mitteleuropa
verglichen werden.
Nach diesen turbulenten Tagen geht es nun insgesamt etwas ruhiger
weiter. Ein hochreichendes Tiefdrucksystem, dessen Zentrum am Montag
Abend etwa über dem Golf von Genua liegt, wandert bis Donnerstag langsam
ostwärts zum Balkan. Es bringt vor allem Teilen Süd- und Ostösterreichs
in den nächsten Tagen kräftige Schneefälle. Hebungsvorgänge an der
Nordflanke des Tiefdruckkomplexes greifen am Mittwoch aber auch
nordwärts über die Alpen bis nach Südbayern und ins südöstliche
Baden-Württemberg aus, sodass dort mitunter nennenswerte Schneefälle zu
erwarten sind. Die schwache Okklusion eines Tiefs bei Jan Mayen, die
aktuell vom Nordmeer über die Nordsee und Benelux hinweg bis nach
Süddeutschland durch ein Band hoher und mittelhoher Bewölkung
identifiziert werden kann, löst sich bis Dienstag auf. Danach setzt sich
in Deutschland - mit Ausnahme der genannten Gebiete im Süden -
vorderseitig eines über Westeuropa entstehenden Hochdruckrückens
großräumiges Absinken durch, was sich am Mittwoch im Aufbau einer
Bodenhochzelle mit Schwerpunkt über der Mitte und dem Norden des Landes
widerspiegelt. Am südöstlichen Rand dieses Hochs wird mit einer bodennah
nordöstlichen Strömung zunächst recht kalte und feuchte Luft herangeführt.
In der zweiten Wochenhälfte verlagert sich das Hoch nach Skandinavien,
was im westlichen Teil Mitteleuropas eine Drehung der Strömung auf
südöstliche, später südliche Richtungen zur Folge hat. Damit gelangt von
Süden her zunächst oberhalb der Grundschicht deutlich mildere Luft in
die Westhälfte Deutschlands, während in die Nordosthälfte noch kalte
Luft arktischen Ursprungs einfließt. Ein sich am Freitag von der Ostsee
südwärts bewegendes Höhentief könnte dort dann auch für leichte
Schneefälle sorgen, derweil sich dem äußersten Westen schwache
atlantische Tiefausläufer mit etwas Regen annähern. Dieses Szenario
birgt aber noch einige Unsicherheiten.
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