Eine recht spannende Wetterentwicklung steht West- und Mitteleuropa in
den nächsten 48 Stunden bevor. Von Sturm - teilweise sogar Orkan - über
kräftigen Regen, Schneefall und einzelnen Gewittern ist bis Samstag
Abend so ziemlich alles vertreten, was die Atmosphäre an
meteorologischer Vielfalt Ende Januar zu bieten hat. All dies spielt
sich in erster Linie aber im Norden Spaniens, im Süden Frankreichs sowie
im westlichen Mittelmeerraum und gebietsweise in den Alpen ab; für
Deutschland hingegen bleiben jeweils nur abgeschwächte Varianten übrig.
Am Donnerstag Abend liegt ein Tiefdruckgebiet, das am Dienstag und
Mittwoch den Alpen mancherorts mehrere Deka- und dem Süden Deutschlands
einige Zentimeter Neuschnee beschert hat, über dem Ionischen Meer und
bringt besonders dem Süden Italiens derzeit noch Regen. Für West- und
Mitteleuropa richtet sich der Fokus allerdings gen Westen, wo an der
Südflanke eines kräftigen Zentraltiefs mit Zentrum zwischen Island und
Schottland innerhalb einer gut ausgeprägten Frontalzone vor Cornwall ein
Randtief entsteht. Zwar sind die genaue Zugbahn dieses Randtiefs sowie
dessen Stärke noch etwas unsicher; am wahrscheinlichsten jedoch wird es
sich mit einem Kerndruck zwischen 960 und 970 hPa am Freitag Nachmittag
über der südlichen Nordsee einfinden. Ehe dieses Randtief für
Deutschland an Bedeutung gewinnt, zieht in der Nacht zum Freitag aber
zunächst das okkludierende Frontensystem des Zentraltiefs nordostwärts
über den Westen und die Mitte des Landes hinweg. Es schwächt sich dabei
sowohl in seiner frontalen Struktur als auch in seiner Wetterwirksamkeit
rasch ab, sodass die Osthälfte davon nicht tangiert wird. Bereits in der
ersten Nachhälfte erfasst dann das Niederschlagsgebiet des Randtiefs den
Westen des Bundesgebietes. Damit einher geht eine Verschärfung des
Luftdruckgradienten, die insbesondere im Nordwesten den Wind kräftig
aufleben lässt. Vorderseitig des Tiefs wird zudem sehr milde Luft
nordwärts geführt, sodass die Niederschläge im Westen vorübergehend bis
in die höchsten Lagen der Mittelgebirge als Regen fallen. Die Kaltfront
erreicht, gekoppelt an einen markanten kurzwelligen Höhentrog, bereits
Freitag Mittag den Westen Deutschlands und überquert bis zum späten
Nachmittag rasch die Südhälfte. Weiter im Norden lassen sich Kalt- und
Warmfront nicht mehr voneinander trennen, dort ist der Okklusionsprozess
bereits abgeschlossen. Allerdings greift jene Okklusion am Abend
rückseitig des Tiefkerns noch einmal auf den Nordwesten über. Dort -
also am Südwestrand des Kerns - befindet sich dann auch das Gebiet mit
den höchsten Windgeschwindigkeiten, das vom Münsterland bis zur
Nordseeküste örtlich schwere Sturmböen hervorbringen kann. Am wenigsten
von Wind und Regen bekommt auch in diesem Fall der Nordosten ab, wo die
Niederschläge in der Nacht zum Samstag mit nur noch leichten
Intensitäten eintreffen.
Während das Randtief am Freitag das Wetter in Deutschland bestimmt,
formiert sich über dem östlichen Nordatlantik schon das nächste Tief und
nimmt Kurs auf Europa. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein
weiteres Randtief des isländisch-schottischen Zentraltiefs; folglich
wählt es auch eine andere Route als sein Vorgänger und verlagert sich
bis Sonntag - je nach Modell - über die Mitte oder den Süden Frankreichs
zu den Alpen oder nach Norditalien. Die gesamte Entwicklung verläuft
sogar noch ein wenig kräftiger als bei dem Tief vom Freitag;
entsprechend werden mehr Wind - bis hin zu Orkanböen von Südfrankreich
und Nordspanien bis zum westlichen Mittelmeer - und mehr Niederschläge
vor allem für Teile Frankreichs, die Westalpen und Norditalien
berechnet. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird davon am Samstag auch der
Süden Deutschlands beeinflusst; wie weit genau Regen und zunehmend bis
in tiefe Lagen auch Schnee jedoch nordwärts über die Alpen vorankommen,
steht noch nicht fest.
Zwischen dem nach Südosteuropa abziehenden und einem neuen Tief bei den
Britischen Inseln wird am Sonntag über Mitteleuropa Platz für ein
kleines Zwischenhoch. Es wandert aber bis Montag bereits nach Nordosten
ab, derweil sich das Tief bei Großbritannien Richtung Frankreich bewegt.
Seine Ausläufer streifen zu Beginn der neuen Woche voraussichtlich den
Westen Deutschlands.
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