Ein umfangreiches Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Polen bestimmt
seit Anfang vergangener Woche das Wetter im mitteleuropäischen Raum. Aus
einem Keil des Azorenhochs hervorgegangen, verlagerte sich "Quentin"
über Frankreich und Südskandinavien langsam südostwärts. Herrschen im
Bereich winterlicher Hochdruckgebiete meist ruhige Wetterbedingungen
vor, so wich "Quentin" von diesem Klischee am zweiten Weihnachtsfeiertag
im Süden Deutschlands etwas ab. An der Südflanke des sich zu diesem
Zeitpunkt über der Ostsee befindlichen Hochs und tiefem Luftdruck über
dem westlichen Mittelmeer etablierte sich ein Starkwindfeld, das auf dem
Feldberg im Schwarzwald sogar Orkanböen bis 119 km/h aus - und das war
das Ungewöhnliche an dieser Konstellation - Ost hervorbrachte. Einige
Schwarzwaldbewohner dürften sich an dessen neunten Jahrestag nur zu gut
an "Lothar" erinnert gefühlt haben.
"Quentin" wandert nun beständig weiter südostwärts und schwächt sich
allmählich ab. Übrig bleibt zunächst eine Zone hohen Geopotentials in
der mittleren und oberen Troposphäre über dem östlichen Mitteleuropa und
der südlichen Ostsee. An der Südwest- und Westflanke des Hochs wird
oberhalb der wenigen hundert Meter mächtigen Grundschicht von Süden her
etwas wärmere Luft herangeführt, was den Aufbau einer Inversion und
damit auch die Bildung von Nebel und Hochnebel begünstigt. Über
Westeuropa wölbt sich von Dienstag an ein neuer Hochdruckrücken weit
nach Norden auf, wobei zu Silvester ein kräftiges Hoch über dem
isländischen Raum entsteht. Dieses Hoch geht recht bald auf Wanderschaft
und soll zum ersten Wochenende des neuen Jahres mit seinem Schwerpunkt
über Deutschland zum Liegen kommen. Alles in allem wäre damit also eine
Fortdauer des insgesamt kalten und ruhigen Winterwetters gegeben. Zwei
Faktoren jedoch ziehen einen mehr oder minder dicken Strich durch diese
kurze Beschreibung und zeigen, dass die Realität manchmal eben doch
einen etwas komplizierteren Verlauf nimmt. Zum einen wäre da ein kleines
Höhentief - "Kaltlufttropfen" genannt - dessen Zentrum derzeit über der
Mitte Frankreichs analysiert werden kann und dort für etwas Schnee und
Schneeregen sorgt. Solche oftmals nur kleinräumigen Kaltlufttropfen
führen erfahrungsgemäß ein sehr eigenwilliges Leben, sprich sie halten
sich nur ungern an durch verschiedene Computermodelle vermeintlich
vorgegebene Zugbahnen - einmal ganz davon abgesehen, dass diese Bahnen
häufig selbst wenige Stunden im Voraus von Modell zu Modell noch sehr
unterschiedlich berechnet werden. Dies trifft im aktuellen Fall auch auf
das kleine Höhentief über Frankreich zu. Je nach Modell zieht es bis
Freitag über die Westalpen zum Golf von Genua, über den Süden
Deutschlands zu den Alpen oder über die Mitte der Bundesrepublik nach
Südosten. Das alles spielt sich bei einem in der unteren Troposphäre
recht kritischen Temperaturbereich hinsichtlich der Phase des
Niederschlags ab; wobei zudem auch noch etwas unsicher ist, wo genau
Niederschlag fällt. Am wahrscheinlichsten erscheint dies im äußersten
Südwesten Deutschlands.
Das zweite Fragezeichen steht hinter der mittelfristigen Entwicklung zum
Ende der Woche hin und darüber hinaus. Fest steht, dass sich über
Nordeuropa ein massiver Vorstoß arktischer Kaltluft ereignet, der im
weiteren Verlauf wohl auch ganz Osteuropa erfasst. Wie weit diese
Kaltluft in dann natürlich etwas abgemilderter Form auch nach Südwesten
vorankommt, kann momentan noch nicht endgültig prognostiziert werden.
Unter überwiegend antizyklonalem Einfluss wären in Verbindung damit
vorerst aber ohnehin keine nennenswerten Schneefälle zu erwarten.
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