Zugegeben, das angeführte Zitat aus dem legendären Sketch mit Freddie
Frinton und May Warden von 1963 erscheint an dieser Stelle etwa eine
Woche verfrüht. Da jedoch mit zunehmender zeitlicher Nähe zum
Weihnachtsfest jedes Jahr die gleichen Fragen mit - zumindest im
Flachland - den nahezu immer gleichen Antworten erwidert werden
(müssen), und sich bestimmte Witterungsphasen um diese Zeit mit
besonderer Vorliebe zu wiederholen vermögen, wirken die Worte hier nicht
gänzlich unangebracht und vielleicht sogar besser aufgehoben als zum
Jahreswechsel.
Vor fast genau einem Jahr etablierte sich in der zweiten Dezemberdekade
ein kräftiges Hochdruckgebiet über dem südskandinavischen Raum, das in
den Niederungen Mitteleuropas auch an Weihnachten zu anhaltendem Nebel
und Hochnebel sowie Dauerfrost führte. Der Aufbau eines solchen Hochs
wird an nahezu identischer Stelle in den nächsten Tagen von allen
Wettervorhersagemodellen erwartet. "The same procedure as last year"?
Nicht ganz, denn nur wenig deutet in diesem Jahr auf die Entwicklung
einer markanten Inversion hin; zudem ist die Zukunft des Hochs mit Blick
auf die Zeit nach Weihnachten noch weitgehend ungeklärt. Bleibt die
Frage nach dem fast schon klassischen Weihnachtstauwetter. Das gab es in
diesem Jahr schon ein paar Tage vor Heiligabend, und dem vorhandenen
Schnee ging es dabei unterhalb etwa 800 Meter Höhe mächtig an den weißen
Kragen; dort lag am Montag so gut wie gar nichts mehr. Als bestes
Beispiel dient das 737 Meter hoch gelegene Stötten auf der Schwäbischen
Alb: Am Freitag wurden dort noch 20 cm gemessen, inzwischen sieht der
Beobachter nur noch Schneereste. In Freudenstadt wurden aus 26 binnen
drei Tagen 6 cm. "The same procedure as every year" also schon eher,
wenngleich für ein massives Tauwetter eine verbreitete Schneedecke im
Flachland fehlte.
Der Höhepunkt des milden Wetters mit vielerorts zweistelligen
Temperaturen im westdeutschen Tiefland ist nun aber überschritten.
Zwischen einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über Zentralfrankreich und
einem Tief über dem Süden Finnlands gelangt mit einer nordwestlichen
Strömung von Montag Abend bereits wieder deutlich kältere Luft polaren
Ursprungs in das östliche Mitteleuropa und in den äußersten Osten
Deutschlands, während Richtung Westen in der Nähe des Hochs zunächst
noch vergleichsweise milde Luft dominiert. Eingeleitet wurde dieser
Luftmassenwechsel im Osten durch die Kaltfront des finnischen Tiefs, die
derzeit dem Süden Deutschlands noch etwas Regen und Sprühregen bringt.
Sie dringt zwar in der Nacht zum Dienstag noch bis zu den Alpen südwärts
vor, wird dann aber als Warmfront eines weiteren Tiefs vor der
Südostküste Grönlands wieder nach Norden und Osten rückläufig. Die
nachfolgende Kaltfront tangiert Mitteleuropa nicht; an dem
okkludierenden Frontensystem entsteht allerdings, im Wesentlichen durch
einen markanten kurzwelligen Höhentrog initiiert, in der Nacht zum
Mittwoch über Südnorwegen ein kleines Tief. Zusammen mit einem Teil des
Randtroges zieht es Heiligabend über die Osthälfte Deutschlands Richtung
Österreich und löst sich dort wieder auf. Seine Wetterwirksamkeit bleibt
zwar begrenzt, doch hält dieses Tief immerhin vage Chancen auf ein paar
Schneeflocken in höheren Lagen pünktlich zur Bescherung aufrecht.
Auf der Rückseite des Tiefs nimmt das westeuropäische Hoch, das sich
inzwischen nach Großbritannien und zur Nordsee verlagert hat, Kontakt zu
einem russischen Kältehoch auf und blockt weite Teile Europas damit von
jeglichem atlantischen Einfluss ab. Bodennah dreht die Strömung über
Deutschland am Südrand des Hochs auf Ost, womit am ersten und
insbesondere am zweiten Weihnachtsfeiertag ein Teil der über Osteuropa
lagernden kalten Festlandsluft angezapft wird. Diese Luft weist nur
einen geringen Feuchtegehalt auf, was sich dann in längeren sonnigen
Abschnitten widerspiegelt. Für etwaige Überraschungen könnten kleine
Kaltlufttropfen sorgen, die zum Wochenende gen Westen gesteuert werden.
Einige Szenarien deuten in diesem Zusammenhang Möglichkeiten für etwas
Schnee an, für Details ist es aber wie immer in solchen Fällen noch zu früh.
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