Während das Wetter in Deutschland in den letzten Tagen nicht gerade von
übermäßiger Aktivität geprägt war, ging und geht winter- und speziell
schneetechnisch in Teilen der Südalpen die Luzie ab. Bereits Ende
vergangener Woche fielen in Osttirol und Kärnten mancherorts über einen
Meter Neuschnee binnen 48 Stunden, und auch seit Samstag schneit es
teilweise wieder intensiv. Besonders betroffen ist dieses Mal das
Oberwallis in der Schweiz. In dem kleinen Örtchen Simplon, auf 1470
Meter Höhe gelegen, fielen von Sonntag auf Montag 70 cm Neuschnee -
insgesamt liegen dort inzwischen unglaubliche 198 cm. Und bis zum Ende
der Woche fällt weiterhin immer wieder Schnee.
Von solchen Schneefällen und -massen kann der Meteorologe in Deutschland
in der Regel nur träumen. Hier sitzt man einmal mehr gewissermaßen
"zwischen den Stühlen"; oder besser zwischen zwei Hochdruckgebieten mit
Schwerpunkten über den Azoren - deshalb "Azorenhoch" genannt - und über
der Ukraine sowie gleich mehreren Tiefs im isländischen Raum und einem
weiteren mit Zentrum bei den Balearen. Letzteres zeigt sich unter
anderem für die kräftigen Schneefälle verantwortlich. Dabei handelt es
sich um ein hochreichendes Gebilde, wobei das zugehörige abgeschlossene
Höhentief den gesamten westlichen Mittelmeerraum überdeckt und bis in
den Norden Afrikas reicht. Das ursprüngliche Bodentief zieht bis Freitag
langsam ostwärts Richtung Tyrrhenisches Meer; im Bereich eines um das
Höhentief herumschwenkenden, markanten Kurzwellentroges entsteht zum
Dienstag Abend über den Westalpen ein Randtief, das sich bis Mittwoch
Nachmittag über Bayern nach Tschechien verlagert. In erster Linie aus
Warmluftadvektion resultierende Hebungsantriebe führen im Süden und
Südosten Deutschlands zu Regen- und Schneefällen. Während sich der
Höhentiefkomplex allmählich nordwärts bewegt und - vorübergehend -
wieder der atlantischen Frontalzone angegliedert wird, entwickelt sich
am Mittwoch Abend über Südosteuropa möglicherweise ein weiteres kleines
Tief, das dann auf östlicherer Zugbahn nach Norden wandern und zu einer
Verstärkung der Niederschlagstätigkeit in der Osthälfte Deutschlands
beitragen könnte. Dieses Szenario birgt allerdings noch einige
Unsicherheiten. Gesichert erscheint dagegen, was sich gleichzeitig zu
den beschriebenen Vorgängen im Westen Deutschlands abspielt und die
Überschrift dieses Textes rechtfertigt. Bereits am Mittwoch Morgen
erreicht die Okklusion eines Tiefs bei Jan Mayen den Nordwesten und
unter merklicher Abschwächung in der Nacht zum Donnerstag auch den
Südosten Deutschlands. Sie lenkt, nachdem am Wochenende von Süden her
recht milde Luft mit vergleichsweise hohen Temperaturen auf den Bergen
in den Süden und die Mitte Deutschlands verfrachtet wurde, wieder
deutlich kältere Luft heran.
Dieser Einschub ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn von Nordwesten
her nähert sich schon am Donnerstag das nächste atlantische
Frontensystem, eine Warmfront, an. Im Gegensatz zu der Okklusion am Tag
zuvor steigert sich die Wetterwirksamkeit dieser Front allerdings nach
Südosten hin, wenn die Warmluft auf die bodennahe Kaltluftschichten über
der Südhälfte Deutschlands aufgleitet und somit zusätzliche
Hebungsvorgänge initiiert werden. Zum Wochenende etabliert sich ein
kräftiges Hoch über Südwesteuropa und schiebt einen Keil nach
Mitteleuropa vor. Ob sich eine Brückenlage zu dem sich bis dahin über
dem Westen Russlands befindlichen osteuropäischen Hoch einstellt, ist
noch ungewiss. In jedem Fall dominiert im Süden Deutschlands eher
antizyklonales Geschehen, Richtung Norden machen sich eventuell
weiterhin atlantische Tiefausläufer bemerkbar.
|