Auch wenn die gegenwärtige großräumige Zirkulation für die meisten
Mitteleuropäer kaum das für die Jahreszeit erhoffte - und im Hinblick
auf das unaufhaltsam näher rückende Weihnachtsfest vielleicht sogar
erwünschte - Wetter in Form von Schnee und Frost hervorbringt, so weist
die Witterungsphase insgesamt doch vergleichsweise winterliche Züge auf.
In schöner Regelmäßigkeit sorgen in letzter Zeit Niederschläge, die in
den Niederungen als Regen ankommen, weiter oben für steten
Neuschneezuwachs. So konnte sich in den Mittelgebirgen inzwischen eine
stattliche Schneeauflage bilden, die es in dieser Form in den letzten
beiden Wintern kaum oder gar nicht gegeben hat. Auch über das vergangene
Wochenende fielen teilweise mehrere Zentimeter Schnee. Zum Beispiel
lagen auf dem Feldberg im Schwarzwald am Freitag 40, am Montagmorgen
dagegen schon 59 cm Schnee. Auf dem mit nur 841 Meter deutlich
niedrigeren Kahlen Asten im Hochsauerland konnten sogar 73 cm gemessen
werden - ein für Anfang Dezember recht üppiger Wert. Fast doppelt soviel
Schnee wie am Freitag - nämlich 135 im Vergleich zu 70 cm - wurden am
Montag auf der Zugspitze registriert. In den nächsten Tagen gewinnt die
Schneedecke vor allem in den südlichen Mittelgebirgen weiter an
Mächtigkeit; teilweise schneit es sogar bis in tiefere Lagen. Eine
richtige Schneepackung bekommen um die Wochenmitte wieder Teile der
Südalpen ab.
Schnee war beim Wetter am Montag in Deutschland allerdings noch kein
Thema. In der Nordosthälfte hielt sich hinter der ostwärts abgezogenen
Warmfront eines kräftigen Tiefdruckgebietes mit Zentrum über dem
Nordmeer dichte Bewölkung, aus der es stellenweise nieselte. Im Süden
sorgte ein Hoch über den Alpen mit Ausnahme der Niederungen für
verbreitet sonniges Wetter. In den angesprochenen Niederungen allerdings
konnte die durch etwas Regen am Vortag feuchte und infolge nächtlicher
Ausstrahlung unter klarem Himmel kalte Grundschicht ohne Wind nicht
ausgeräumt werden. Dort herrschte bei Höchsttemperaturen um den
Gefrierpunkt eine Mischung aus teilweise dichtem Nebel und Hochnebel. Am
Dienstag verlagert sich das Hoch, und mit ihm ein Hochdruckrücken in der
mittleren und oberen Troposphäre, nach Südosteuropa. Ein Warmluftvorstoß
Richtung Südgrönland an der Südostflanke eines imposanten Tiefs über der
kanadischen Ostküste führte über dem Nordatlantik zur Aufwölbung eines
mächtigen Rückens, unter dem das Azorenhoch - seinem Namen nicht ganz
gerecht werdend - mit seinem Schwerpunkt nordöstlich der Inselgruppe
liegt und im Nordteil Verbindung mit dem grönländischen Kältehoch
aufnimmt. Östlich von Rücken und Bodenhoch kommt die Kaltfront des
Nordmeertiefs zögernd südostwärts voran und erreicht den Nordwesten
Deutschlands Dienstag Mittag. Mit der vorstoßenden Kaltluft weitet sich
zudem ein Trog über Westeuropa südwärts aus und verleibt sich über
Südwesteuropa ein kleines Höhentief ein. Somit formiert sich ein
Langwellentrog, auf dessen Vorderseite bei den Balearen ein weiteres
Tief entsteht. Auf der Vorderseite dieses Tiefs wiederum - oder besser
zwischen dem Tief und dem südostwärts wandernden Hoch - wird mit einer
südwestlichen Strömung feuchte Luft vom westlichen Mittelmeerraum bis
nach Südwestdeutschland gelenkt. Dies wäre eigentlich kaum einer
Erwähnung wert, würden am Dienstag Nachmittag daraus nicht leichte
Niederschläge resultieren. Erst gegen Abend verbindet sich dieses
Niederschlagsgebiet mit dem der von Nordwesten nahenden Kaltfront.
Während das ehemalige Nordmeertief bis Mittwoch nach Südwestnorwegen
zieht, bewegt sich das Tief bei den Balearen Richtung Sardinien und
Korsika und bis zum Wochenende über die Mitte Italiens hinweg zur Adria.
Es steuert sehr feuchte und milde Mittelmeerluft gegen die Südalpen und
bis in die Südhälfte Deutschlands, die dort auf die hinter der Kaltfront
eingeflossene kalte Luft polaren Ursprungs aufgleitet. Zudem etabliert
sich zwischen beiden Tiefzentren in einem Streifen quer über Deutschland
in den bodennahen Schichten ein konfluentes Strömungsmuster, das
ebenfalls zur Hebung der Luft beiträgt. Dies bedeutet vor allem für den
Süden und Osten Deutschlands von Mittwoch bis Freitag immer wieder
länger anhaltende Regen- und Schneefälle, im Nordwesten gehen nur
einzelne Schauer nieder. Erst zum Wochenende setzt sich voraussichtlich
kurz Zwischenhocheinfluss durch.
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