Ziemlich windig, teilweise sogar stürmisch begann die Woche vor allem im
Norden und in der Mitte Deutschlands. Dabei wurden am Montag - abgesehen
von den Mittelgebirgsgipfeln - in erster Linie an Nord- und Ostsee
Sturm- und schwere Sturmböen verzeichnet, am Dienstag traten Böen der
Stärke 9 dann auch weiter im Landesinnern auf. Beispielsweise meldete
Diepholz im südlichen Niedersachsen eine Spitzenböe von 86 km/h,
Bremerhaven kam auf 83 km/h. Solche Windstärken stellen für den
Norddeutschen an sich nichts Ungewöhnliches dar, schon gar nicht mitten
im Herbst. Vielmehr verdiente stattdessen die Variable "Temperatur"
Aufmerksamkeit, bei der - in diesem Monat bereits zum zweiten Mal - an
einigen Orten Dekadenrekorde gebrochen wurden. Profitierte Anfang des
Monats besonders Bayern von teilweise fast spätsommerlichen
Höchstwerten, so lohnte am Dienstag ein Blick in den Norden
Deutschlands. Schon in der Nacht sanken die Temperaturen dort verbreitet
kaum unter die +15-Grad-Marke; in Bückeburg (Niedersachsen) konnte mit
einer Tiefsttemperatur von +14,8 Grad die wärmste Novembernacht seit
Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1979 registriert werden. Bei den
Tageshöchstwerten war sechs Stationen ein neuer Eintrag in die
Temperaturhitlisten der zweiten Novemberdekade sicher, wobei Arkona auf
Rügen mit +14,1 Grad seinen bisherigen Rekord aus dem Jahre 1986 gleich
um mehr als 1 K überbot.
Verantwortlich für Wind und Wärme zeigte sich ein kleines Randtief von
Tiefdruckgebiet "Chanel", das sich mittlerweile weitgehend aufgelöst
hat. Auch "Chanel" selbst - am Montag noch mit einem Kerndruck von unter
960 hPa als mächtiges Zentraltief zwischen Island und Großbritannien
gelegen - lässt sich am Donnerstag Abend nur noch in Form einer kleinen
"Delle" in den Isobaren über Südfinnland erkennen. An der Kaltfront, die
Deutschland am Dienstag südostwärts überquerte, hat sich bei Korsika ein
Tief entwickelt. Dieses löst im westlichen Mittelmeer Schauer und
Gewitter aus und beschert Teilen der Alpen einige Zentimeter Neuschnee.
Am Donnerstag wurde in diesem Zusammenhang auch im Alpenvorland örtlich
leichter Schneefall und Schneeregen beobachtet. Zu dem Tief
korrespondiert in höheren Schichten der Troposphäre ein inzwischen
abgeschlossenes Höhentief, das aus dem Südteil eines weit nach Süden
vorstoßenden Troges hervorgegangen ist. Während sich das Höhentief bis
über das Wochenende hinaus nur langsam weiter ostwärts bewegt, schwenkt
der Nordteil des Troges bis Freitag nach Osteuropa. Derweil setzt sich
im Süden Deutschlands ein Keil des Azorenhochs durch, der in der Höhe
durch einen vom Ostatlantik zum Baltikum weisenden Rücken gestützt wird.
An der Nordflanke von Bodenhochkeil und Rücken wird mit einer westlichen
Strömung die Warmfront eines Tiefdruckkomplexes über dem Nordatlantik
ostwärts gesteuert. Diese passiert Norddeutschland bis Freitag Abend
komplett, während sie Richtung Süden nur langsam vorankommt und dort -
aufgrund durch den Rücken induziertem, großräumigem Absinken der Luft -
kaum Wetterwirksamkeit entfaltet.
Die Kaltfront des sich allmählich zur Mitte Skandinaviens verlagernden
Tiefdruckkomplexes erreicht am Samstag Nachmittag Norddeutschland mit
vielen Wolken und etwas Regen und zieht bis Sonntag Abend zu den Alpen.
Hinter ihr gelangt ein Schwall polarer Kaltluft vor allem in die
Nordosthälfte Deutschlands; nach Süden und Südwesten hin fließt die
Kaltluft am Rande des Hochs - wie beim Ausgießen eines Wasserglases -
nur seicht ein. Im weiteren Verlauf der nächsten Woche etabliert sich
aller Voraussicht nach eine unbeständige Nordwestlage über Mitteleuropa.
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