Nach einer vergleichsweise ruhigen vergangenen Woche schwingen seit dem
Wochenende wieder atlantische Tiefdruckgebiete und deren Ausläufer das
Zepter beim mitteleuropäischen Wetter. Eigentlich führt jedoch nur Tief
"Chanel" den Stab, das über Schottland als Zentraltief agiert und Wellen
sowie kleine Randtiefs um sich herum steuert. Die Kaltfront eines ersten
solchen Randtiefs löste sich wie erwartet am Samstag über Deutschland
auf, war dabei aber noch weniger wetterwirksam als angenommen. Das
Frontensystem von "Chanel" überquerte rund 24 Stunden später große Teile
des Bundesgebietes - Baden-Württemberg und Bayern weitestgehend
ausgenommen - südostwärts und lieferte der Nordwesthälfte des Landes mit
länger anhaltendem Regen und örtlich stürmischen Windböen die besten
Argumente für einen Sonntag auf dem heimischen Sofa. Über den Britischen
Inseln entwickelte sich derweil ein zweites Randtief, das in der Nacht
zum Montag über die Nordsee zog und am Mittag über Südskandinavien lag.
Es brachte auf Helgoland immerhin schon schwere Sturmböen bis 101 km/h,
die aber ebenso wie die gemessenen 133 km/h auf dem Brocken im Harz
Mitte November nicht unbedingt als klimahistorisches Ereignis gewertet
werden müssen.
Etwas mehr Beachtung sollte allerdings Randtief Nummer drei geschenkt
werden, das die alten Weisheiten "aller guten Dinge sind drei" und "das
Beste kommt immer zum Schluss" zu bestätigen versucht. Als Welle am
Sonntag Abend einige hundert Kilometer westlich von Irland über dem
Nordatlantik entstanden, zog es am Montag Vormittag über den Süden
Großbritanniens hinweg und erreicht in der Nacht zum Dienstag
Norddeutschland. An seiner Südflanke verschärfen sich die ohnehin schon
gut ausgeprägten Luftdruckgegensätze noch weiter, sodass sich in den
nächsten Stunden ein Starkwindfeld über Benelux und Norddeutschland
nordostwärts verlagert. Örtlich sind dabei - in erster Linie wiederum an
der Nordseeküste und auf den Gipfeln der norddeutschen Mittelgebirge -
schwere Sturm- und orkanartige Böen zu erwarten. Dienstag Nachmittag
wird das Randtief von den Modellen bereits über dem Bottnischen
Meerbusen vorhergesagt, während seine Kaltfront nur langsam von Nordwest
nach Südost über Deutschland voranschreitet. Der in der Höhe wirksame
Langwellentrog wandert dabei zusammen mit dem darin eingebetteten und
sich abschwächenden Zentraltief "Chanel" allmählich nach Osten. Es folgt
ein für diese Situation typischer und immer wieder beobachtbarer Ablauf;
der ins westliche Mittelmeer vorstoßende Trog induziert auf seiner
Vorderseite an dem mittlerweile dort angekommenen Frontenzug eine
Tiefdruckentwicklung über dem Golf von Genua. Hebungsvorgänge im Bereich
dieses Tiefs greifen am Mittwoch und Donnerstag bis über die Alpen
nordwärts aus und bringen vorzugsweise dem Süden Bayerns länger
anhaltende Niederschläge in Form von Regen und - mit einfließender
Meereskaltluft rückseitig der Front - zumindest in höheren Lagen auch
immer öfter Schnee. Weitaus größere Aktivität entfaltet das Tief samt
dem sich in seinem Südteil zu einem eigenständigen Höhentief
umwandelnden Trog mit kräftigen Schauern und Gewittern aber im
westlichen Mittelmeerraum. Dort sorgt das noch recht warme Meerwasser
unten und die Kaltluft mit Temperaturen von unter -25 Grad in etwa 5,5
Kilometer Höhe für eine mit der Höhe rasche Temperaturabnahme und somit
für eine vertikal instabile Schichtung.
Der Nordteil des Troges schwenkt unterdessen am Donnerstag beschleunigt
nach Nordosten. Zunächst setzt sich am Boden von Südwesten her
Hochdruckeinfluss durch, zum Freitag und Samstag wird dieses Hoch in der
Höhe durch einen sich von den Kanaren zum Baltikum aufwölbenden Rücken
gestützt. Auf der Vorderseite dieses Rückens streift jedoch am Freitag
die Warmfront eines Tiefs bei Island den Norden und die Mitte Deutschlands. |