Die Mitte der Kalenderwoche 43 stand in Mitteleuropa ganz im Zeichen
einer Kaltfront, wobei das zugehörige Tiefdruckgebiet am Donnerstag
bereits irgendwo zwischen Nowaja Semlja und Franz-Josef-Land über dem
Nordpolarmeer lag und auf den für Europa relevanten Ausschnitten der
Wetterkarten kaum noch zu erkennen war. In einer feuchtwarmen - vom
Charakter her fast sommerlichen - Luftmasse, die an der Südostflanke des
Tiefs nach Nordosten transferiert wurde, entwickelten sich vor der Front
von Südfrankreich bis zur Mitte Deutschlands kräftige Schauer und sogar
einzelne Gewitter. Am Mittwoch regnete es auf der Rückseite der nach
Südosten abgezogenen Front länger anhaltend; in einem Streifen von
Baden-Württemberg über den Norden Bayerns bis nach Sachsen und ins
südliche Brandenburg fielen über 24 Stunden bis Donnerstag Früh
verbreitet zwischen 10 und 20 mm Regen.
Aktuell erstreckt sich der Frontenzug von Russland über Norditalien
hinweg bis ins westliche Mittelmeer, entfaltet dabei aber besonders in
seinem Westteil kaum noch größere Wetteraktivität und ist auf
Satellitenbildern an vorwiegend tiefer Bewölkung zu erkennen. Vom
Ostatlantik über West- und Mitteleuropa behauptet sich hoher Luftdruck,
dessen Schwerpunkt in Form eines eigenständigen Bodenhochs von
Tschechien bis Freitag nach Westrussland wandert. Am Boden bleibt eine
quer über Europa verlaufende Hochdruckzone bestehen, in höheren
Schichten der Troposphäre wird das hohe Geopotential am Freitag und
Samstag vorübergehend durch einen über Südskandinavien ostwärts
schwenkenden Trog abgebaut. Darin eingelagert befindet sich das
Frontensystem eines umfangreichen und kräftigen Islandtiefs, das diese
Bezeichnung wie kein Zweites verdient. Es liegt mit seinem Zentrum
derzeit genau über dem "Eisland", die Hauptstadt Reykjavik meldete am
Donnerstag Abend einen Luftdruck von nur 955 hPa! Das okkludierende
Frontensystem dieses Tiefs greift in der Nacht zum Freitag zunächst auf
den Nordwesten Deutschlands über, verlagert sich anschließend aber nur
noch langsam und unter deutlicher Abschwächung weiter nach Süden. Zum
einen reichen die durch immer geringer werdende Gegensätze im
Frontbereich induzierten Hebungsprozesse für ergiebigere Niederschläge
bald kaum mehr aus, zum anderen fehlen infolge der immer ferneren
Distanz zum Höhentrog im Norden auch großräumige Antriebe für aufwärts
gerichtete Vertikalbewegungen. Zu guter Letzt zerfällt die Front - mit
Mühe am Samstag über der Mitte Deutschlands angekommen - unter einem
weit nach Osten vorstoßenden Hochdruckrücken und den daraus
resultierenden Absinkbewegungen der Luft.
Schon am Sonntag allerdings rückt ein neues Tief in den Blickpunkt, das
vom mittleren Atlantik rasch zur Westküste Norwegens zieht und dort in
die Zirkulation des ursprünglichen Islandtiefs mit einbezogen wird.
Letzteres fungiert dann als steuerndes Drehzentrum über dem Norden
Norwegens. Warm- und Kaltfront erreichen in schneller Abfolge in der
Nacht zum Sonntag und am Sonntag Vormittag den Norden Deutschlands,
dazwischen gelangt mit einer kräftigen Südwestströmung sehr milde Luft
in den Süden und die Mitte des Landes. Die am Montag Vormittag an den
Alpen erwartete Kaltfront sorgt nach der Zeit- auch für eine nachhaltige
Umstellung der Großwettersituation, fließt hinter ihr doch in breitem
Strome hochreichend kalte und - möglicherweise mit einigen Verzögerungen
- zur Wochenmitte auch polare Luft nach Mitteleuropa ein. Ziemlich viel
spricht daher für einen längeren unbeständigen und kalten
Witterungsabschnitt mit ersten winterlichen Verhältnissen bis in
mittlere Höhenlagen im Laufe der nächsten Woche. |