Das zweite überwiegend sonnige Wochenende in Folge haben weite Teile
Deutschlands hinter sich. "Weite Teile" deswegen, weil der Norden des
Landes wie schon in der letzten Woche meist unter dichten Wolken lag und
nur wenig vom herbstlichen Gold abbekam. In der Mitte und im Süden
dagegen sorgte zudem relativ trockene Luft dafür, dass sich Nebel und
Hochnebel in Grenzen hielten und sich bis zum Mittag aufgelöst hatten.
Doch eben jene trockene Luft ermöglichte dort in den Nächten auch starke
Ausstrahlung und zum ersten Mal in diesem Herbst verbreitet leichten
Luftfrost. So meldeten am Samstag zum Beispiel Stuttgart/Flughafen und
Freiburg jeweils eine Tiefsttemperatur von -0,9 Grad, Neuburg an der
Donau sogar -2,6 Grad. Einen frostigen Sonntagmorgen erlebten unter
anderem Mühlacker (-1,7 Grad) und erneut Freiburg (-1,1 Grad). Dass es
Mitte Oktober aber auch noch eine ganze Stufe tiefer geht bewies das
Jahr 1972, als beispielsweise in Stuttgart unter -5 Grad gemessen werden
konnten.
Das bis Montag im Süden Deutschlands wetterbestimmende Hochdruckgebiet
hat sich mit seinem Schwerpunkt inzwischen zum Balkan verlagert.
Gleichzeitig wanderte auch der korrespondierende Hochdruckrücken über
Mitteleuropa ostwärts. Über dem Atlantik hat sich derweil ein
ansehnliches Orkantief entwickelt, das mit seiner typischen
Wolkenspirale nordöstlich der Färöer angekommen ist und an der
südlichsten Spitze der Inseln am Leuchtturm von Akraberg Orkanböen bis
139 km/h brachte. Es liegt eingebettet in einen langwelligen Höhentrog,
dessen Achse über die Britischen Inseln südwestwärts weist. In der Nacht
zum Dienstag erreicht die Kaltfront des Tiefs samt ihres vorgelagerten
Regenbandes den Nordwesten Deutschlands und erstreckt sich am Abend etwa
auf einer Linie Berlin - Karlsruhe quer über die Bundesrepublik.
Entscheidend sind nun die weiteren Vorgänge über dem Nordatlantik. Dort
wölbt sich ein - wenn auch nur flacher, so aber doch deutlich
erkennbarer - neuer Hochdruckrücken auf, der sich bis Mittwoch bis nach
Großbritannien vorschiebt. Gleichzeitig wird der "alte" Rücken über
Osteuropa im Zuge weit nach Norden vordringender Warmluft auf der
Vorderseite des nordeuropäischen Orkantiefs immer mächtiger und
versperrt dem ostwärts schwenkenden Höhentrog den Weg. Bildlich in die
Enge getrieben verkürzt dieser daraufhin seine Wellenlänge, wobei der
nördliche Teil am Donnerstag am Nordwestrand des osteuropäischen Rückens
nach Nordosten abläuft und der Südteil als Höhentief sich Richtung
westliches Mittelmeer bewegt. Mit Annäherung der immer schärfer
zulaufenden Trogspitze dreht die Höhenströmung über Mitteleuropa am
Mittwoch mehr und mehr gen Süd. Damit wandelt sich die nur noch langsam
weiter südostwärts vorankommende Front zu einer Kaltfront erster Art
um, deren großflächiges Niederschlagsgebiet dann auf ihrer Rückseite zu
finden sein wird. Dahinter strömt kalte Meeresluft ein, die zwar schon
am Mittwoch von Südwesten her am Boden unter Hochdruckeinfluss gerät;
die Hebung auf der Vorderseite des mit seiner Achse bis Donnerstag
Vormittag über Deutschland hinwegziehenden Troges reicht jedoch aus, um
die frontalen Niederschläge im Südosten bis Donnerstag Abend
aufrechtzuerhalten.
Im Rest des Landes machen sich der bodennah hohe Luftdruck und in erster
Linie der von Westen nachfolgende Hochdruckrücken mit großräumig
absinkenden Luftbewegungen ergo Wetterberuhigung bemerkbar. Aus dem
anfänglichen Zwischenhochkeil geht am Donnerstag mit Unterstützung des
Rückens in der Höhe eine eigenständige Hochdruckzelle hervor, die sich
aber am Freitag bereits zum Baltikum verabschiedet hat. Über
Mitteleuropa hat eine schwache Verbindung zwischen dieser und einem
kräftigen Azorenhoch Bestand, die am Freitag durch einen schwachen
Tiefausläufer zumindest vorübergehend unterbrochen wird. |