Mit reichlich Nebel und Hochnebel, nachmittäglichem Sonnenschein und
milden bis warmen Tagestemperaturen bediente das mitteleuropäische
Wetter in den letzten Tagen sämtliche gängige Klischees eines Goldenen
Oktobers. Dabei stiegen die Temperaturen am Rhein deutlich über die
+20-Grad-Marke hinaus, beispielsweise vermeldete Lahr am Montag mit
+23,2 Grad eine Höchsttemperatur, die man Mitte Oktober nicht mehr
unbedingt erwarten würde. Ein neuer Rekord bedeutete dieser Wert
freilich nicht; vor allem das Jahr 1989 bewies, dass selbst gegen Ende
Oktober unter den entsprechenden Voraussetzungen noch Temperaturen der
Klasse "25 plus x" auftreten können.
Nach der ruhigen und warmen Phase kommt nun allmählich wieder etwas mehr
Bewegung ins Wettergeschehen. Das am Wochenende bestimmende
Hochdruckgebiet hat sich inzwischen Richtung Süden verlagert, wobei ein
einzelner Schwerpunkt nicht mehr erkennbar ist. Vielmehr erstreckt sich
eine Zone hohen Luftdrucks etwa von den Azoren über Südwest- und
Südeuropa bis in den Süden Russlands. Nördlich davon nähert sich die
Frontalzone von Norden her Mitteleuropa an. Dabei brachte der Ausläufer
eines über Nordskandinavien hinweg ziehenden Tiefdruckgebietes am
Sonntag dem Norden Deutschlands viele Wolken und etwas Regen. Ein sich
von einem abgeschlossenen Höhentief über Portugal ablösender und über
Deutschland schwenkender Kurzwellentrog löst aktuell in der Mitte und im
Süden des Bundesgebietes in einer feuchtwarmen Luftmasse einige
Regenschauer aus. Unterdessen hat sich ein weiteres Tief vor der
Westküste Norwegens positioniert, an dessen Südflanke eine Welle über
Südskandinavien ostwärts wandert und sich am Dienstag über dem
Nordwesten Russlands zu einem Randtief entwickelt. Bei genauerer
Betrachtung handelt es sich allerdings zunächst um eine zu dem Tief vom
Sonntag - das mittlerweile über dem Norden Russlands liegt - gehörende
Frontalwelle. Nur so lassen sich zwei frontale Strukturen erklären, die
am Dienstag über Deutschland analysiert werden können. Zum einen greift
die Kaltfront der Welle in der Nacht auf den Nordwesten über und kommt
bis zum Abend unter Abschwächung nach Süddeutschland voran. Zum anderen
streift die Kaltfront des Tiefs vor Norwegen am Nachmittag den Norden
des Landes mit dichter Bewölkung und etwas Regen. Diese wird jedoch vor
einem neuen, von den Britischen Inseln über die Nordsee bis Mittwoch
Abend zum Skagerrak ziehenden Tief rasch wieder als Warmfront nach
Norden rückläufig.
Als wären die Vorgänge nicht schon komplex genug, können auch am Südrand
eben jenes Tiefs wieder kleinräumige Merkmale ausgemacht werden, die
aber für das Wetter in Deutschland durchaus von Bedeutung sind. Dabei
schwenkt am Mittwoch ein kurzwelliger Höhentrog über Mitteleuropa nach
Osten, ihm folgt in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag Vormittag
ein Randtief nach. Bis zum späten Abend passiert dann ein markanter
Höhentrog das Bundesgebiet rasch von West nach Ost, die Kaltfront des
Randtiefs erreicht dabei am Abend die Alpen. Hinter ihr strömt von
Nordwesten her ein Schwall hochreichend kalter Meeresluft ein, die zum
Wochenende mehr und mehr unter den Einfluss eines sich nach Osten
vorschiebenden Azorenhochkeils gelangt. |