Nach einem überaus warmen Septemberbeginn hat sich vergangene Woche in
ganz Deutschland der Herbst breit gemacht. Dabei strömte an der
Südflanke eines Hochdruckgebietes über Skandinavien von Nordosten her
kontinentale Kaltluft nach Mitteleuropa ein. Die Tageshöchstwerte
erreichten in der Osthälfte der Bundesrepublik zum Teil nicht einmal
mehr +10, im Westen nur mit Mühe +15 Grad. Ihren wahren Charakter
offenbarte die Luftmasse in den Nächten; insgesamt 17 ein- bzw. neu
aufgestellte Rekorde der Tiefsttemperatur für die zweite Septemberdekade
zwischen dem 17. und 20.09. zeugen davon, wie kalt die Luft tatsächlich
war. Die Ehre der ersten außeralpinen Schneedecke des bevorstehenden
Winters in Deutschland wurde dem Großen Arber im Bayerischen Wald
zuteil, wo am Montag Morgen letzte Woche 2 cm des kalten - und noch
ziemlich nassen - Weiß gemessen werden konnten.
Das ehemals über Skandinavien liegende Hoch hat sich inzwischen nach
Osten verlagert und überdeckt nun große Teile des russischen Raums. Doch
sein Einfluss reicht noch immer über das Baltikum und Südskandinavien
weit nach Westen, wo sich mit Schwerpunkt westlich der Britischen Inseln
ein weiteres, umfangreiches Hoch etabliert hat. Die nordatlantische
Frontalzone verläuft nördlich dieser ausgeprägten Hochdruckzone von
Neufundland über Island und das Nordmeer nach Nordosten und ist damit
für das mitteleuropäische Wettergeschehen ohne Bedeutung. Hier agieren
dafür andere zyklonale Strukturen, beispielsweise ein flächenmäßig
ausgeprägtes Höhentief über Südosteuropa. Um dieses Höhentief wandern im
Gegenuhrzeigersinn Randtröge herum, die zu einer gesteigerten
Wetteraktivität beitragen. Ein solcher Randtrog, der sich als
eigenständiges kleines Höhentief analysieren lässt, zog am Montag von
Nord nach Süd über die Mitte Deutschlands hinweg. Sehr kalte Luft in der
Höhe, die in etwa 5500 Metern Höhe eine Temperatur von unter -25 Grad
aufwies, führte zu einer Labilisierung der vertikalen Luftschichtung und
verbreiteten Schauern. Am Abend trat in der Nähe von Ulm sogar ein
kurzes Gewitter auf. Am Dienstag wandert das Höhentief langsam zu den
Alpen, über den Norden des Bundesgebietes schwenkt indes von Osten her
ein weiterer Randtrog westwärts.
Bis Mittwoch verschiebt sich das Hoch bei den Britischen Inseln nach
Südskandinavien. Das Höhentief, das Deutschland am Montag überquerte,
wird über Kroatien erwartet. Es soll als Zentrum eines langgezogenen
Höhentiefkomplexes fungieren, der sich von Russland über Ost- und
Südosteuropa sowie das südliche Mitteleuropa nach Westen erstreckt und
dort in ein weiteres kleines Höhentief mündet, das aus dem am Dienstag
über Mitteleuropa westwärts laufenden Randtrog hervorgegangen ist.
Insgesamt bleibt somit über Deutschland die östliche Strömung
aufrechterhalten, mit der unverändert kalte und zeitweise feuchte
Luftmassen herantransportiert werden. Diese Konstellation ändert sich
möglicherweise erst zum Wochenende, wenn sich die südeuropäische
Tiefdruckzone abschwächt und sich das südskandinavische Hoch nach
Mitteleuropa vorarbeiten kann. In diesem Fall käme der Kaltluftzustrom
aus Osten zum Erliegen und zumindest die höheren Luftschichten würden
sich erwärmen. Bei den dann herrschenden windschwachen Verhältnissen
müsste in den Niederungen allerdings vermehrt Nebel und Hochnebel
einkalkuliert werden. Aus den vielen Konjunktiven in den letzten beiden
Sätzen geht die Unsicherheit dieses Szenarios bereits hervor. |