Wie schon über weite Strecken des bisherigen Sommerverlaufs steckt auch
Mitte August für die Jahreszeit ungewöhnlich viel Dynamik in der zudem recht
weit südlich verlaufenden Frontalzone über dem Nordatlantik und großen
Teilen Europas. Mitteleuropa befindet sich dabei auf der Vorderseite eines
langwelligen Höhentroges, der sich unscharf vom Nordmeer nach Süden
erstreckt und erst im Bereich der Britischen Inseln klassisch im
Geopotentialfeld abgebildet wird. In der daraus resultierenden südwestlichen
Höhenströmung verläuft eine Luftmassengrenze ausgehend von einem Tief mit
Zentrum über dem äußersten Nordosten Norwegens über Nordwestrussland, die
Ukraine, die Slowakei sowie Norditalien und Südfrankreich bis nach
Gibraltar.
Mit Annäherung des Troges, dessen Südteil bis Freitag Abend zur nördlichen
Adria zieht, ist über Südostfrankreich bereits ein großflächiges
Niederschlagsgebiet entstanden. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit sollte
allerdings den über Oberitalien und dem östlichen Mitteleuropa
stattfindenden Prozessen geschenkt werden. Unmittelbar vor der immer
schmäler werdenden Trogspitze sorgen starke Krümmungs- und Scherungseffekte
für die Bildung eines intensiven Tiefdruckgebietes, das am Freitag
Nachmittag zwei Zentren über Nordostitalien und Polen aufweist. Auf der
Ostseite dieses rinnenförmigen Tiefdruckgebietes wird über Osteuropa heiße
Luft subtropischen Ursprungs nach Norden geführt, während Mitteleuropa im
Trogbereich auf der kalten Seite der Frontalzone liegt. Die
Temperaturunterschiede im 850 hPa-Niveau betragen auf wenigen hundert
Kilometern teilweise über 15 Kelvin! Entlang der Tiefdruckrinne sind bis
Samstag in einem breiten Streifen von Norditalien über die Mitte Österreichs
und Südbayern bis nach Tschechien und Westpolen stellenweise über 100 mm
Regen, dazu starker bis stürmischer Wind zu erwarten. In den Alpen sinkt die
Schneefallgrenze vorübergehend bis rund 1500 Meter Höhe ab.
Am Samstag schwächt sich das Tief vorübergehend ab. Der nördliche Teil des
Höhentroges verlagert sich nordostwärts über den Norden Deutschland hinweg,
während der immer noch markant vorhandene Südteil über den Osten Österreichs
und Tschechien nordwärts nach Polen schwenkt und dort eine neuerlichen
Intensivierung des Bodentiefs initiiert. In weiten Teilen Deutschlands wird
dagegen ein schwach ausgeprägter Hochdruckrücken und am Boden
Zwischenhocheinfluss wirksam. Den Westen des Landes streift am Abend und in
der Nacht zum Sonntag das okkludierende Frontensystem eines Tiefs bei den
Britischen Inseln. Bis Sonntag wurde der Hochdruckrücken über Mitteleuropa
wieder abgebaut und durch einen weiteren, jedoch nicht sonderlich
strukturierten Trog ersetzt. Entsprechend gering fallen die Antriebe für
dynamische Hebungsprozesse aus. Dennoch sind allein durch die etwas
niedrigeren Temperaturen in der Höhe im Umfeld des Troges und gleichzeitiger
Erwärmung der unteren Troposphärenschichten - was eine Labilisierung der
gesamten Schichtung zur Folge hat - vor allem in der Südhälfte der
Bundesrepublik einzelne konvektive Umlagerungen wahrscheinlich.
Das mitteleuropäische Wettergeschehen zu Beginn der kommenden Woche wird
dann von einem neuen Tief bei den Britischen Inseln bestimmt. Seine
Kaltfront überquert Deutschland am Montag von West nach Ost und leitet einen
erneut unbeständigen und wenig sommerlichen Witterungsabschnitt ein. |