Nicht nur beim gegenwärtigen Wettergeschehen, auch mit Blick auf die
vorhandene Aktivität und Dynamik in der allgemeinen Großwetterlage über
Europa sowie die Ausprägung und Stärke der Tiefdruckgebiete mag man glauben,
dass die Jahreszeit schon einige Wochen weiter als bis Mitte August
fortgeschritten ist. Die generelle Situation erinnert mehr denn je an ein
frühherbstliches als an ein hoch- bis spätsommerliches Szenario. Bis zum
Wochenende und darüber hinaus bleibt das Deutschlandwetter wechselhaft und
unbeständig mit zeit- und gebietsweise ergiebigen Regenfällen. An der
Gültigkeit dieser pauschalen Aussage ändern auch zwei in weiten Landesteilen
recht freundliche Tage zur Wochenmitte nichts.
In höheren Schichten der Troposphäre reicht ein umfangreicher Langwellentrog
von der Ostseite Grönlands weit nach Süden und überdeckt dabei den
kompletten Nordatlantik sowie Nordwesteuropa. Darin eingelagert findet sich
am Boden ein Tiefdrucksystem, das sich von den Britischen Inseln bis nach
Skandinavien erstreckt. Mitteleuropa liegt an der Südostflanke dieses
Tiefdrucksystems und vorderseitig des Langwellentroges, der von mehreren
kurzwelligen Anteilen durchlaufen wird, in einer südwestlichen Strömung.
Etwa parallel zu dieser Strömung ausgerichtet verläuft die Luftmassengrenze
des Tiefdrucksystems ausgehend von der nördlichen Nordsee über die Mitte
Norwegens und Schwedens, Finnland, das Baltikum und Polen quer über
Mitteleuropa hinweg zum Golf von Biskaya und von dort aus zum mittleren
Nordatlantik. Initiiert durch einen kurzwelligen Höhentrog bildete sich an
der Front am Montag über dem Südwesten Deutschlands aus einer flachen Welle
ein kleines Randtief, das bis Dienstag Morgen ohne wesentliche
Intensivierung in den Nordosten des Landes zieht. Gekoppelt an Höhentrog und
Randtief regnete es von Montag Nachmittag an bereits im Süden und in der
Mitte der Bundesrepublik teilweise kräftig und schauerartig verstärkt,
mancherorts traten auch Gewitter auf.
Eine weitere, ungleich kräftigere Welle steht derweil schon über
Westfrankreich parat. Diese verlagert sich in der Nacht zum Dienstag und am
Dienstag Vormittag über Nordfrankreich und Benelux hinweg und erreicht am
Abend Dänemark. Die Welle lenkt in ihrem weit geöffneten Warmsektor zum
einen warme, in erster Linie aber sehr feuchte Luft nach Nordosten. Zudem
verschärfen sich in diesem Bereich die Luftdruckgegensätze, in etwa 1500
Metern Höhe werden am Dienstag Vormittag über Südwestdeutschland
Windgeschwindigkeiten bis 110 km/h im Mittel erwartet. Aufgrund der stabilen
Schichtung im Warmsektor dürften Sturm- oder schwere Sturmböen allerdings
auf höhere Berglagen beschränkt bleiben.
Am Mittwoch und Donnerstag wandert das nordwesteuropäische Tiefdrucksystem
allmählich weiter nordostwärts Richtung Skandinavien. Der Norden
Deutschlands verweilt jedoch auch am Mittwoch noch in dessen Einflussbereich
in einer kräftigen südwestlichen Strömung. Im Süden setzt sich dagegen ein
über Südfrankreich und die Alpen nordostwärts gerichteter Keil des
Azorenhochs durch. Doch diese Zwischenhochphase hat nicht lange Bestand.
Voraussichtlich bereits am Donnerstag Abend nähert sich die Hauptachse des
Langwellentroges von Westen her Mitteleuropa an und liefert neue großräumige
Hebungsantriebe. Zum Freitag deutet sich über dem östlichen Mitteleuropa auf
der Vorderseite des Troges eine Vb-artige Tiefdruckentwicklung an, die dort
dann zu kräftigen Regenfällen führen könnte. Diese Simulation ist allerdings
noch als unsicher einzustufen. |