Am vergangenen Freitag beendete die Kaltfront eines atlantischen
Tiefdruckgebietes auf vergleichsweise unspektakuläre Weise die rund eine
Woche andauernde hochsommerliche Witterungsphase in Mitteleuropa. Am
Wochenende hat sich eine wechselhafte und mäßig warme Westwetterlage
durchgesetzt, mit der Randtiefs und deren Ausläufer über Deutschland
ostwärts gesteuert wurden. Aus einem solchen Randtief hat sich - zum
wiederholten Male in diesem Sommer - ein für die Jahreszeit ungewöhnlich
kräftiges Tief entwickelt, das mit seinem Zentrum inzwischen über der Ostsee
angekommen ist. Die Kaltfront dieses Sturmtiefs, dessen Kerndruck unter 990
hPa beträgt, überquerte in der Nacht zum und am Montag mit großer
Wetteraktivität weite Teile Deutschlands von Nordwest nach Südost. In
Nordfrankreich an der Grenze zu Belgien entstand in Verbindung mit der Front
wohl einer der stärksten Tornados der letzten Jahre in Europa. Drei Menschen
starben und mehrere wurden verletzt, als der Wirbelsturm in und um die
18.000 Einwohner zählende Industriestadt Hautmont auch massive Häuser
teilweise völlig zerstörte. Auf dem Weg nach Süden wurde der Winkel der
Kaltfront zur Höhenströmung immer spitzer und damit die Grundlage für ein
zügiges Vorankommen entbehrt. So konnten sich im Umfeld der schleifenden
Front in Süddeutschland hohe Regenmengen summieren, beispielsweise in
Heidelberg 29 mm in 12 Stunden. Fast noch interessanter als die
Niederschlagsmengen war aber ein Blick auf die Windentwicklung auch abseits
des Tornados: Orkanböen auf dem Brocken (126 km/h) sowie zahlreiche Böen der
Stärke 9 in den Niederungen (z.B. Mannheim 83 km/h) zeigen, warum der Zusatz
"Sturm" vor "Tief" angebracht ist.
Aktuell verläuft die Front quer über Baden-Württemberg und Bayern, am
Alpenrand löst sie sich in der Nacht allmählich auf. Die hinter ihr
eingeströmte frische Meeresluft gerät unter den Einfluss eines
Hochdruckrückens, der sich im Vorfeld eines ostatlantischen Höhentroges über
Westeuropa nach Norden aufwölbt. Zwischen einem Tief südwestlich von Irland
und dem sich langsam abschwächenden Tief über der Ostsee schiebt sich am
Boden ein Zwischenhoch - selten war die Bezeichnung treffender - nach
Mitteleuropa vor. Großräumiges Absinken sowie eine zunehmend auf Südwest
drehende Strömung führen zu einer am Dienstag beginnenden Erwärmung der
Luft, die mit der nordostwärts ziehenden Warmfront des Tiefs am Mittwoch
verstärkt wird und ihren Höhepunkt am Donnerstag erreicht. Bis dahin
verlagert sich der Hochdruckrücken zum östlichen Mitteleuropa, der Trog
nähert sich dem westeuropäischen Festland an. Die Kaltfront des Tiefs, das
am Donnerstag Abend über Südnorwegen erwartet wird, greift im Tagesverlauf
auf den Westen Deutschlands über und überquert das Land voraussichtlich bis
Freitag Mittag. Dabei lässt sie sich jedoch nicht als lehrbuchartige Linie
identifizieren; vielmehr wird die subtropisch heiße Luftmasse in mehreren
Schritten nach Südosten abgedrängt. Entsprechend schwierig gestaltet sich
nach derzeitigem Stand eine genaue Vorhersage der Wetterabläufe für diesen
Tag. Allerdings ist ein erhöhtes Potential für örtlich schwere Gewitter und
Unwetter zumindest in Teilen Deutschlands unverkennbar.
Zum Wochenende bestimmt im gesamten Bundesgebiet der mit seiner Achse
ostwärts schwenkende Höhentrog das Wettergeschehen. Dabei fließt mit einer
kräftigen nordwestlichen Strömung auf der Rückseite des Tiefs erwärmte
Kaltluft ein, die allerdings polaren Breiten entstammt und somit einen
fühlbaren Kontrast zur schwülheißen Luft am Mittwoch und Donnerstag bietet.
Frühestens am Samstag Abend macht sich von Südwesten her ein neues
Hochdruckgebiet bemerkbar. |