Bei der hochsommerlichen Wetterlage, die sich seit Ende letzter Woche über
Mitteleuropa etabliert hat, stehen zwei Merkmale im Mittelpunkt aller
Betrachtungen: Zum einen die - für das Attribut "hochsommerlich" eben
unverzichtbare - Hitze, zum anderen die sich im Tagesgang in der zusätzlich
feuchten Luft vor allem über Ostfrankreich, Benelux und der Südwesthälfte
Deutschlands entwickelnden Gewittersysteme. Die Hauptproblematik dieser
Gewitter im Hinblick auf Unwetter besteht dabei durch starken und länger
anhaltenden Regen. In Dortmund fielen beispielsweise am Samstag Nachmittag
binnen drei Stunden über 200 mm - das entspricht dem Zweieinhalbfachen der
sonst dort im gesamten Juli zu erwartenden Menge. Am Sonntag Nachmittag und
in der Nacht zum Montag kamen große Regensummen vom Nordschwarzwald bis zum
Saarland zusammen, beispielsweise gingen am Mummelsee 77 mm nieder. Auch in
den nächsten Tagen sind Gewitter zu erwarten, besonders am Dienstag und
Freitag mit erhöhtem Unwetterpotential.
Der Grund für die hohen Niederschlagsmengen ist in der sehr langsamen
Verlagerungsgeschwindigkeit einmal entstandener Gewitterzellen zu suchen. Im
Bereich schwacher Luftdruckgegensätze herrschen auch in größeren Höhen nur
schwache Horizontalwinde vor, und somit können einzelne Gewitter an einem
Ort für längere Zeit starken Regen bringen. Die geringen Luftdruckgegensätze
werden bei einem Blick auf die Bodenwetterkarten deutlich. Zwischen einem
Hochdruckgebiet über dem Nordmeer und Nordskandinavien und einem kleinen
Tief südlich von Irland betragen die Druckunterschiede auf einer Distanz von
etwa 3000 Kilometern gerade einmal 15 hPa. Das Hoch lenkt an seiner
Südflanke warme und trockene Luft in den Osten Deutschlands. Richtung Westen
hält sich dagegen in einem Streifen von Benelux über Südwestdeutschland bis
zu den Alpen deutlich feuchtere Luft. Zusätzlich strömt dort die Luft aus
gegensätzlichen Richtungen in einer bodennahen Konvergenzzone zusammen. Sie
kann nur nach oben ausweichen - es entwickeln sich Schauer und Gewitter. Am
Dienstag zieht das kleine Tief, das lediglich ein Randtief eines
umfangreicheren Tiefdrucksystems über dem mittleren Nordatlantik darstellt,
über Irland hinweg nordwärts. Seine Kaltfront greift am Nachmittag auf den
Westen Deutschlands über und kommt am Mittwoch etwa bis zur Mitte ostwärts
voran, wo sich die frontalen Strukturen dann verlieren. Im Vorfeld der Front
dringt die feuchte und gewitterträchtige Luftmasse von Westen her wieder
nach Deutschland vor, sodass schon am Morgen und Vormittag konvektive
Umlagerungen begünstigt werden.
Hinter der Front wird nur kurzzeitig etwas kühlere und vor allem nach Norden
hin auch trockenere Luft herangeführt. Insgesamt bleibt die südwestliche
Strömung in sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre aber erhalten, sodass
schon am Mittwoch ein erneuter Vorstoß ursprünglich subtropischer Warmluft
erfolgen kann. Das Hoch über dem Norden Europas spaltet sich in zwei Anteile
auf; der südliche Teil bewegt sich mit seinem Schwerpunkt bis Freitag über
das östliche Mitteleuropa zur Ukraine. Das atlantische Tiefdrucksystem rückt
weiter nach Osten vor liegt mit seinem Zentrum am Freitag bei den Britischen
Inseln. Die zugehörige Kaltfront überquert bis Samstag Früh weite Teile
Deutschlands, wobei verbreitet schwere Gewitter auftreten können. Aufgrund
der zunehmenden Höhenströmung muss dann auch vermehrt Augenmerk auf heftige
Windböen gelegt werden. Am Wochenende setzt sich auf einem vorübergehend
etwas niedrigeren Temperaturniveau voraussichtlich zumindest im Süden
Deutschlands wieder Hochdruckeinfluss durch. |