Nach vorübergehendem Hochdruckeinfluss und für die Jahreszeit durchaus
brauchbaren Höchsttemperaturen bis nahe +30 Grad am Dienstag und Mittwoch
zeigt sich der Sommer 2008 nun einmal mehr von seiner eher frischeren Seite.
Eingeleitet wurde diese unbeständige und bis Anfang nächster Woche
andauernde Witterungsphase am Mittwoch von der südostwärts über Deutschland
hinwegziehenden Kaltfront eines Tiefs, das inzwischen in einem Komplex mit
mehreren Tiefkernen über Nordskandinavien aufgegangen ist. In höheren
Schichten der Troposphäre hat sich ein umfangreicher Trog breit gemacht, der
vom Nordmeer bis zum Mittelmeer reicht. An seiner Südwestflanke erstreckt
sich eine kräftige Frontalzone mit mittleren Windgeschwindigkeiten um 150
km/h in etwa neun Kilometern Höhe von der Südspitze Grönlands über den
Nordatlantik bis nach Frankreich und biegt dort - mit allerdings weitaus
geringeren Windgeschwindigkeiten - nach Nordosten ab. Kurzwellige
Troganteile, die in dieser lebhaften west- bis nordwestlichen Strömung
ostwärts gesteuert werden, erfassen somit auch Mitteleuropa und prägen
entscheidend den Wetterablauf der nächsten Tage.
Ein solcher Kurzwellentrog befindet sich momentan über dem Ärmelkanal und
schwenkt in der Nacht zum Freitag über Deutschland hinweg ostwärts. Diesem
folgt am Freitag rasch ein zweiter Kurzwellentrog nach. Währenddessen läuft
von Grönland her ein markanter Randtrog in das langwellige Trogsystem hinein
und weitet dieses in der Nacht zum Samstag über Westeuropa deutlich nach
Süden aus. Im Gegenzug wölbt sich über Nordfrankreich ein flacher
Hochdruckrücken auf, der sich bis Samstag Mittag zum östlichen Mitteleuropa
bewegt. Stromauf vollzieht sich eine ebenso interessante wie für die
Sommermonate nicht alltägliche Entwicklung. Bei Schottland führen
großräumige Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des Randtroges zur
Entstehung eines Tiefdruckgebietes, das sich auf seinem Weg über die Nordsee
intensiviert und am Samstag Nachmittag mit einem Kerndruck von unter 995 hPa
in Südnorwegen ankommt. Obwohl sich eine derart kräftige Zyklogenese - wie
die Bildung eines Tiefs im Fachjargon genannt wird - nicht zum ersten Mal in
diesem Sommer über West- oder Mitteleuropa ereignet, würde man ein solches
Tiefdruckgebiet im Bereich der Nordsee doch eher im Frühherbst denn im
Hochsommer erwarten. An dessen Südflanke bauen sich zudem veritable
Luftdruckgegensätze auf, die in ganz Deutschland für ein windiges, besonders
im Norden mitunter auch stürmisches Wochenende sorgen. Während am Samstag
auf der Vorderseite des Tiefs noch vergleichsweise warme Luft in den Süden
und die Mitte des Landes transportiert wird, greift die zugehörige Kaltfront
bereits am Samstag Nachmittag auf den Nordwesten über und erreicht am
Sonntag Vormittag die Alpen. Dahinter gelangt von Nordwesten her sehr kühle
Luft polaren Ursprungs in den Norden der Bundesrepublik, die nach Süden hin
in den unteren Schichten aber erwärmt wird.
Am Montag und Dienstag verlagern sich Höhentrog und Bodentief nur langsam
Richtung Baltikum und beeinflussen weiterhin die Nordosthälfte Deutschlands.
Sonst setzt sich von Südwesten her ein Keil des Azorenhochs durch, der zur
Wochenmitte Unterstützung von einem sich über West- und Mitteleuropa
etablierenden Hochdruckrücken erfährt. Ob damit ein längerer
hochsommerlicher Akt ansteht oder ob es sich nur um eine weitere Episode im
für Sonne- und Wärmeliebhaber bisher eher "dramatischen" Sommerverlauf
handelt, kann derzeit noch nicht sicher beurteilt werden. |