Nach zwei überaus warmen bzw. sogar heißen Tagen beendete am vergangenen
Freitag die Kaltfront von Tiefdruckgebiet "Viola" jäh alle zaghaften
Bemühungen des Sommers, sich in Mitteleuropa festzusetzen. Besonders im
Vorfeld der Front entwickelten sich über der Süd- und Osthälfte Deutschlands
schwere Gewitter, deren Unwetterpotential sich hauptsächlich in kräftigen
Böen entfaltete. In Coburg wurde Windstärke 10, in Karlsruhe am frühen
Nachmittag mit 79 km/h immerhin eine Sturmböe gemessen. Während "Viola" auf
ihrer Reise über Nordeuropa inzwischen bei Nowaja Semlja im Nordpolarmeer
angekommen ist, hängt ihre Kaltfront weit zurück und erstreckt sich -
mehrfach verwellt - über Nordwestrussland, Ost- und Südosteuropa zum
zentralen Mittelmeer. Der zugehörige Höhentrog kam in seinem Südteil
ebenfalls nur langsam ostwärts voran und überdeckt momentan große Gebiete
Polens und Tschechiens. Auf seiner Vorderseite lösten am Sonntag und Montag
intensive Hebungsprozesse im Alpenraum ergiebige Niederschläge aus, wobei im
Tessin mancherorts über 100 mm Regen fielen. Auch im Oberallgäu summierten
sich bis Montag Nachmittag nicht selten zwischen 50 und 70 mm, sodass einige
Donauzuflüsse leichtes Hochwasser führen.
Mit dem nach Osten abziehenden Höhentrog lässt der Regen am Alpenrand nun
aber immer mehr nach und hört in den nächsten Stunden ganz auf. Von Westen
her hat sich am Boden bereits ein Keil des mit seinem Schwerpunkt etwas
nordöstlich der Azoren platzierten Hochs mit der gleichnamigen Bezeichnung
bis nach Osteuropa vorgeschoben. In der Höhe folgt in der Nacht ein
ausgeprägter Rücken nach, der am Dienstag vom Ostatlantik über Frankreich
und Deutschland bis zum Baltikum reicht. Unter seinen Fittichen herrschen
mit einigen Zentimetern pro Sekunde zwar langsame, dafür aber großräumige
Absinkbewegungen der Luft und somit sonnige Bedingungen vor.
Mit Macht nähert sich zum Mittwoch von Nordwesten her jedoch schon der
nächste Höhentrog an und drückt den Rücken nach Südosten weg. Im
Bodendruckfeld etabliert sich ein steuerndes Tiefzentrum zwischen Island und
der Westküste Norwegens. Es handelt sich um ein gealtertes Tief, an dessen
über Skandinavien und die Britischen Inseln nach Westen verlaufenden
Frontenzug - sozusagen der Kaltfront - mehrere Wellen und Randtiefs
entstanden sind. Die Warmfront greift in der Nacht zum Dienstag auf
Norddeutschland über und lenkt dort wärmere sowie in den unteren Schichten
auch recht feuchte Luft heran. Schließlich dringt am Mittwoch die Kaltfront
auf der Rückseite eines sich nach Westnorwegen verlagernden Randtiefs nach
Mitteleuropa vor. In deren Vorfeld wird die in niedrigen Höhen feuchte Luft
auch über die Mitte und den Süden Deutschlands geführt. Die Front als
solches ist zunächst nur mit einem schmalen Regenband verknüpft, das aber
durch einen von Westen heranschwenkenden, markanten Randtrog in den
Abendstunden über der Mitte des Landes eine deutliche Intensivierung
erfährt. Im Süden können sich in der leicht instabil geschichteten Warmluft
Gewitter bilden.
Der umfangreiche Höhentrog wird von Nordwesten her immer wieder durch
Randtröge regeneriert und dominiert von Donnerstag an das Wetter in ganz
Nord- und Mitteleuropa mit feuchter und kühler bis mäßig warmer Luft.
Innerhalb einer lebhaften West- bis Nordwestströmung beeinflussen kleine
Tiefs und deren Ausläufer in erster Linie die Nordhälfte Deutschlands,
während der Süden von kurzen Zwischenhochphasen profitieren kann. |