Heute vor genau 40 Jahren, am 10. Juli 1968, schlug ein Tornado der
zweitstärksten Kategorie eine Schneise der Verwüstung durch den nördlichen
Schwarzwald und richtete besonders in Pforzheim verheerende Schäden an. Zwei
Menschen kamen ums Leben, mehr als 200 wurden zum Teil schwer verletzt. So
turbulent wie damals geht es beim Wetter von heute nicht zu. Nach einem
mäßig warm temperierten Wochenstart versuchte der Sommer in Mitteleuropa am
Mittwoch und speziell am Donnerstag einen neuen Anlauf. Immerhin stiegen die
Temperaturen im Südwesten Deutschlands am Donnerstag bis nahe und
mancherorts sogar über +30 Grad (z.B. Karlsruhe +32,0 Grad). Doch an dem
Wörtchen "versuchte" lässt sich bereits ablesen, dass die nächste Abkühlung
schon vor der Tür steht. Am Freitag sieht nur noch der Südosten Deutschlands
Temperaturen im heißen Bereich über +30 Grad, am Wochenende wird es auch
dort kühler. Der Wetterwechsel geht, wie so häufig im Sommer und in den
letzten Wochen, gebietsweise mit starken Regenfällen und kräftigen Gewittern
einher.
Die Ausgangslage am Donnerstag Abend zeigt dabei ein klassisches Bild auf.
Ausgehend von Nordafrika verläuft in der Höhe ein Hochdruckrücken über das
westliche Mittelmeer und Mitteleuropa nordwärts. Diesem schließt sich
stromauf über dem östlichen Nordatlantik ein Langwellentrog an, dessen
Hauptachse vom Nordmeer über die Britischen Inseln südwestwärts verläuft.
Darin eingebettet liegt am Boden ein Tiefdruckgebiet mit seinem Zentrum über
der westlichen Nordsee. An der Südostflanke dieses Tiefs sowie zwischen Trog
und Rücken in der Höhe gelangte am Mittwoch und Donnerstag mit einer
südwestlichen Strömung ein Schub sehr warmer, aber auch feuchter Luft nach
Mitteleuropa. Die Vordergrenze der Warmluft wurde durch die Warmfront des
Tiefs markiert, die in den vergangenen 24 Stunden mit meist mäßigem Regen
über die Nordhälfte Deutschlands nordostwärts zog.
Weitaus größere Aufmerksamkeit gilt nun der Kaltfront, die den Nordwesten
des Landes bereits erreicht hat. Ihre Lage parallel zur Höhenströmung
spricht aber gegen eine weitere zügige Südostverlagerung. Vielmehr laufen in
der Nacht zum Freitag und am Freitag Vormittag zwei Wellen an dem sich quer
über den Norden erstreckenden Frontenzug nordostwärts ab, die dort für
verstärkte Niederschlagsaktivität sorgen. Am Nachmittag folgt auf
südlicherer Bahn eine dritte Welle nach. Erst danach kommt die Front
beschleunigt nach Südosten voran und verdrängt in der Nacht zum Samstag die
Warmluft auch südlich der Donau.
Am Samstag weitet sich das Tief über der Nordsee nach Skandinavien aus. Der
Höhentrog über dem Ostatlantik spaltet sich auf. Der nördliche Anteil
schwenkt bis Sonntag Abend über den Norden der Bundesrepublik nordostwärts.
Der Südteil hängt weit zurück und wird einem Abschnürungsprozess
unterworfen. Das auf diese Weise entstehende Höhentief wandert bis Montag
zum Alpenraum. Auf seiner Vorderseite dreht die Strömung auf Süd und drückt
die Luftmassengrenze am Sonntag kurzzeitig wieder nach Norden. Gleichzeitig
wird die Luft großräumig gehoben, was zur Bildung eines intensiven
Niederschlagsgebietes führt. Dessen genaue Zugbahn ist noch unsicher, ein
Kurs über Süddeutschland hinweg jedoch sehr wahrscheinlich. Zu Beginn der
neuen Woche kann sich im Norden und in der Mitte Deutschlands
voraussichtlich Hochdruckeinfluss durchsetzen, während den Süden weiterhin
das Höhentief über den Alpen beschäftigt. |