Mit Temperaturen weit jenseits der +30-Grad-Marke erlebten große Teile
Deutschlands am Mittwoch den bislang heißesten Tag des Jahres. Bundesweiter
Spitzenreiter war Bendorf mit einem Höchstwert von +36,4 Grad, dicht gefolgt
von Karlsruhe mit +36,2 Grad. Über neue Rekorde für die erste Julidekade
freute sich aber nicht der Süd-, sondern der Nordwesten. Die Glückwünsche
gebühren Norderney, Oldenburg sowie dem Flughafen Münster/Osnabrück. Erste,
teilweise kräftige Schauer und Gewitter am Abend über der Westhälfte und im
Süden des Landes kündigten den bevorstehenden Wetterumschwung allerdings
bereits an. Am Donnerstag schwitzte nur noch die Nordosthälfte, während in
den Westen mit der Kaltfront von Tief "Renate" südlich von Island bereits
deutlich kühlere Meeresluft gelangte.
"Renate" liegt unter einem langwelligen Höhentrog, der große Teile des
Nordatlantiks überdeckt. Hohes Geopotential erstreckt sich derweil vom
Norden Afrikas über das östliche Mitteleuropa bis zum Nordmeer. Am Boden
korrespondiert dazu ein Hoch mit Schwerpunkt im Seegebiet zwischen Grönland
und Nordnorwegen. Zwischen Trog und Rücken wurde am Dienstag und Mittwoch
von Südwesten her sehr warme und feuchte Luft subtropischen Ursprungs nach
Mitteleuropa geführt. Die wärmste Luft in den untersten Schichten der
Atmosphäre befindet sich derzeit über der Osthälfte Deutschlands. Dieser
Bereich wird durch eine Tiefdruckrinne markiert, in deren Umgebung am
Nachmittag weit vor der Kaltfront Gewitter entstanden. Bis Freitag Morgen
kommt die Kaltfront etwa bis auf eine Linie Bremen - Hof, später aber kaum
noch weiter nordostwärts voran. Gleichzeitig greift von Südwesten her die
Hauptachse des atlantischen Höhentroges als kurzwelliger Troganteil auf das
Bundesgebiet über. Auf dessen Vorderseite wirken zusätzlich zu den
Hebungsprozessen in Frontnähe weitere dynamische Antriebe für Hebung, die an
der quasistationären Front bis zum Abend die Niederschlagstätigkeit aufrecht
erhalten. Der Süden profitiert dagegen von einem Zwischenhochkeil.
Über dem Atlantik findet indes eine Wachablösung statt. Tief "Renate" löst
sich langsam auf; dafür zieht ein neues, kräftiges Tief mit seinem Zentrum
bis Samstag nach Irland. Dorthin verlagert sich auch der Kern des sich zu
einem Höhentief umwandelnden Höhentroges. Auf der Ostseite von Höhen- und
Bodentief strömt aus Südwesten zum Samstag Warmluft aus niederen Breiten
nach Mitteleuropa. Damit einher geht der Aufbau eines allerdings nicht sehr
mächtigen Hochdruckrückens, der bis Sonntag über Deutschland hinweg nach
Osten wandert. Der Warmfront des Tiefs, die bis Samstag Abend den Westen
Deutschlands überquert, folgt schon in der Nacht zum Sonntag die Kaltfront
nach. Diese verweilt am Sonntag und Montag schleifend über dem Süden. In den
Rest des Landes wird an der Südflanke des sich allmählich zur Nordsee
bewegenden Tiefs feuchte und allenfalls mäßig warme Meeresluft gelenkt. |