Eine nachhaltige Umstellung der Großwetterlage hin zu beständigem und warmem
oder gar heißem Wetter ist auch kurz vor dem kalendarischen Sommeranfang am
Samstag nicht in Sicht. Dazu fehlt ein stabiles Hochdruckgebiet, das sich zu
dieser Jahreszeit meist in höheren Schichten der Troposphäre als
Hochdruckrücken oder Höhenhoch nach Mitteleuropa vorschieben sollte.
Stattdessen herrscht über dem Nordatlantik rege Tiefdrucktätigkeit; in der
Höhe verläuft die Frontalzone, die den Bereich des stärksten
Temperaturabfalls zwischen tropischer Warmluft im Süden und polarer Kaltluft
im Norden markiert, für Mitte Juni ungewöhnlich weit südlich. Somit
dominiert in Mitteleuropa eine vom Gesamtbild her fast schon herbstlich
anmutende Westwetterlage - natürlich auf einem wesentlich höheren
Temperaturniveau. Kurze Zwischenhochphasen begleiten Vorstöße sehr warmer
und feuchter Subtropikluft, die aber alsbald wieder durch kühlere Meeresluft
ersetzt wird.
Momentan zieht ein Tiefdruckgebiet unter Verstärkung von Schottland über die
Nordsee zur westnorwegischen Küste. In der kalten Jahreszeit wäre die
Bezeichnung "steuerndes Zentraltief" angemessen, da es auch im weiteren
Verlauf kleinere Systeme um sich herum lenkt und das Geschehen bestimmt. Im
Vorfeld dieses Tiefs schwenkte am Morgen und Vormittag ein mit starker
Bewölkung verbundener kurzwelliger Höhentrog von West nach Ost über
Deutschland hinweg. Die Kaltfront des Tiefs erreicht am frühen Nachmittag
den Nordwesten des Landes und kommt am Abend etwa bis zu den Mittelgebirgen
südwärts voran. Im Süden bestimmt dagegen noch schwacher Hochdruckeinfluss
das Wetter mit warmer, aber zunehmend feuchter Luft. Freitag Morgen
erstreckt sich die Front etwa entlang des Mains über Deutschland hinweg
ostwärts, infolge überlagerten Absinkens verliert sie aber immer mehr an
Wetteraktivität. Im Norden sorgt ein Kurzwellentrog am Nachmittag für
auflebende Schauertätigkeit. Noch am Abend greift von Westen her ein
weiterer kurzwelliger Höhentrog auf den Norden und die Mitte über, parallel
dazu läuft am Boden entlang der inzwischen wieder zu den Mittelgebirgen
rückläufig gewordenen Kaltfront eine flache Welle nach Osten ab. Diese
bringt in der Nacht zum Samstag in einem breiten Streifen vom Rheinland bis
nach Brandenburg länger anhaltenden Regen.
Am Samstag macht sich die über der Mitte Deutschlands befindliche
Luftmassengrenze anfangs noch durch stärkere Wolkenfelder bemerkbar. Die
warme und im Tagesverlauf leicht instabil geschichtete Luftmasse südlich von
ihr gibt dort Anlass für verstärkte konvektive Umlagerungen. Zum Sonntag
dreht die Höhenströmung vor einem Langwellentrog über dem östlichen
Nordatlantik immer mehr auf Südwest. Damit gelangt zumindest in den Süden
und Osten der Bundesrepublik vorübergehend sehr warme und feuchte Luft
subtropischen Ursprungs. Unter der Vorderseite des Höhentroges verlagert
sich am Boden ein Tief von den Britischen Inseln nordostwärts. Die genaue
Zugbahn ist dabei noch unsicher, die Warmfront streift allerdings unter
Umständen den Nordwesten und Norden mit Regen. Die zugehörige Kaltfront
überquert Deutschland zu Beginn der neuen Woche von Nordwest nach Südost und
führt wieder deutlich kühlere Luft vor allem in den Norden und in die Mitte,
die bald unter Zwischenhocheinfluss gerät. Im Süden können sich
voraussichtlich Reste der feuchtwarmen Luft halten. |