In ihrer groben Struktur lässt sich die gegenwärtige Wetterlage recht
einfach beschreiben. Auf der Vorderseite eines umfangreichen
Höhentrogsystems, dessen Hauptachse sich vor Westeuropa befindet, liegt
Mitteleuropa im Zustrom feuchter Luft. Dabei verläuft eine gut ausgeprägte
Luftmassengrenze von der Iberischen Halbinsel über Zentralfrankreich und die
Mitte Deutschlands hinweg Richtung Polen und zum Baltikum. Diese trennt
warme Luft subtropischen Charakters im Südosten von deutlich kühlerer und
trockenerer Luft nordwestlich von ihr. Entlang der Luftmassengrenze laufen
diverse Kurzwellentröge und flache Bodentiefs nach Nordosten ab und sorgen
zeit- und gebietsweise für ein Aufleben der Niederschlagstätigkeit.
Für das Salz - oder für den Meteorologen auch das Haar - in der Suppe sind
aber genau diese kleinen Tröge und Tiefs verantwortlich, die bei einer
solchen Lage eine räumlich und zeitlich exakte Prognose über Tage hinaus
schwierig bis unmöglich machen. Ein gutes Beispiel hierfür war die
Vorhersage an dieser Stelle vom vergangenen Montag. Fest steht, dass sich in
den kommenden Stunden ein weiteres kleines Tief von Frankreich her auf den
Weg nach Nordosten macht. Es zieht allerdings zum einen deutlich schneller
und zum anderen auf einer weitaus östlicheren Zugbahn als noch am Montag
angenommen. Somit gelangt am Freitag vor allem Bayern in den Bereich der auf
der Vorderseite des Tiefs herangeführten Warmluft. Während dort am
Nachmittag bei Sonnenschein und dank Föhnunterstützung Temperaturen bis +20
Grad zu erwarten sind, erreicht die Kaltfront des Tiefs bereits in den
Vormittagsstunden Südwestdeutschland. Erst am späten Abend und in der Nacht
zum Samstag überquert die Front auch die östlichen Landesteile.
Am Samstag bestimmt die hinter der Front eingeflossene Meereskaltluft das
Wetter in ganz Deutschland. Die Luftmassengrenze wird weit nach Südosten
abgedrängt. Allerdings entwickeln sich trotz eines schwachen
Zwischenhochkeils, der sich auf der Vorderseite eines weiteren Tiefs mit
Zentrum über der Nordsee von Südwesten her nach Mitteleuropa vorschiebt, in
der leicht labil geschichteten Luftmasse Schauer. Das Tief verlagert sich am
Sonntag zur Südwestküste Norwegens. Auf seiner Südseite entsteht ein
Randtief, das sich in der Nacht zum Montag über Norddeutschland nordostwärts
bewegt. Es bezieht kurzzeitig nochmals etwas wärmere Luftmassen in seine
Zirkulation mit ein, bevor sich zu Beginn der neuen Woche deutlich kältere
Luft aus Nordwesten durchsetzen kann. |