Wettergefahren-Frühwarnung | Rückblick Februar 2011
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Donnerstag, 10. März 2011, 19:00 MEZ


Rückblick Februar 2011


Grafiken:
Interpolierte mittlere Temperatur (links) und
Abweichung vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990
(rechts) im Februar 2011 in Deutschland.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)


Wetterlage und Entwicklung

In zwei Hälften sowohl vom zeitlichen Ablauf als auch räumlich betrachtet ließ sich die Witterung im Februar 2011 in Deutschland einteilen. Einem landesweit äußerst milden Monatsauftakt mit vorfrühlingshaften Eindrücken vor allem im Südwesten und Süden stand ein speziell in der Nordosthälfte äußerst kalter zweiter Abschnitt mit strengem Nacht- und tagelangem Dauerfrost gegenüber. Wenig verwunderlich fiel der Monat in der Gesamtbilanz somit etwa nordöstlich der Elbe etwas kälter aus als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (z. B. Greifswald -0,2 °C/-0,2 K), während die Monatsmitteltemperaturen im Westen und Süden örtlich mehr als 2 K über dem langjährigen Durchschnitt lagen (z. B. Kempten +1,3 °C/+2,3 K).
Eine Zweiteilung ließ sich auch beim Niederschlag feststellen, wobei es im Norden und Nordosten deutlich mehr regnete und schneite (z. B. Hamburg/Flgh. 70,6 mm/171%) als im Süden (z. B. Augsburg 11,1 mm/29%).
Von der Sonne verwöhnt wurden vor allem die östlichen Bundesländer (z. B. Leipzig/Flgh. 103,1 Stunden/151%), im Südwesten schien sie teilweise nur gut halb so lange wie sonst in einem Februar üblich (z. B. Trier 48,0 Stunden/62%).

Für den anfänglich sehr kalten, später überwiegend ungewöhnlich milden Winter 2010/11, der aus meteorologischer Sicht die Monate Dezember, Januar und Februar umfasst, ließ sich eine über die gesamte Fläche Deutschlands gemittelte Temperatur von -0,6 °C errechnen. Damit schloss dieser 0,8 K kälter als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990, allerdings 0,7 K wärmer als sein Vorgänger ab. Dabei konnte sich nach einem sehr kalten Dezember ab dem Dreikönigstag von Südwesten her im ganzen Land sehr milde Luft mit nachhaltigem Tauwetter durchsetzen.

Mit einer mittleren Temperatur im Februar von +3,8 °C und einer daraus resultierenden positiven Abweichung von 1,7 K brachte der Winter 2010/11 in Rheinstetten das Kunststück fertig, nach einem mehr als 3 K zu kalten Dezember in der Bilanz noch 0,1 K zu warm auszufallen. Zudem verlief der Monat außerordentlich trocken; 21,2 mm Niederschlag bedeuteten gerade 35% des langjährigen Monatsmittels. Die Sonnenscheindauer lag dagegen im Soll (65,4 Stunden/96%). Bemerkenswert erscheint noch die Tatsache, dass an keinem einzigen Tag im Winter - also auch nicht im Februar - die Windgeschwindigkeit Sturmstärke erreichte. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Der Februar 2011 führte in Deutschland die Ende Januar begonnene Inversionswetterlage mit dauerfrostigen Niederungen und milden Höhenlagen fort. Dafür verantwortlich zeichnete eine lang gezogene Hochdruckzone, die am 1. vom mittleren Nordatlantik über West- und Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer reichte und dort in "Christi" einen Schwerpunkt aufwies. Größere nebel- und hochnebelfreie Gebiete gab es lediglich im Mittelgebirgsraum, sonst dominierte neben dem Dauerfrost in den Niederungen vielfach einheitliches Grau.
Zum 2. zog, gekoppelt an einen kurzwelligen Höhentrog, die Kaltfront von Tief "Johannes" mit Zentrum bei Jan Mayen von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg. In Bodennähe verlor sie später ihre frontale Struktur, sodass auf den Analysekarten lediglich noch eine Höhenkaltfront markiert war. Während im Süden geringer Schnee fiel, regnete und nieselte es im Norden auf die gefrorenen Böden. Es stellte sich eine verbreitete Glatteislage ein, hunderte Unfälle waren die Folge (siehe Artikel). Nach den Niederschlägen in der Nacht und am Morgen blieb es tagsüber meist stark bewölkt oder bedeckt durch hochnebelartige Bewölkung, sonnige Lücken offenbarten sich erneut im Mittelgebirgsraum. Obgleich postfrontal etwas kühlere Luft einfloss, sorgte die Front für etwas Durchmischung und einen Anstieg der Temperaturen im Norden auf Werte über den Gefrierpunkt. Im Süden herrschte weiterhin Dauerfrost.
Nachdem der Hochdruckeinfluss vorübergehend nochmals zugenommen hatte, näherte sich am 3. von Nordwesten her das okkludierende Frontensystem von Tief "Klaus" mit Zentrum bei Island an. Nach einer in der Mitte und im Süden teilweise streng frostigen Nacht (z. B. Reit im Winkl / BY -17,0 °C) führten die damit verbundenen Niederschläge, die meist in Form gefrierenden Regens fielen, vor allem hier zu verbreiteter Glätte (siehe Artikel). Im Norden dagegen war Glatteis nach einer bereits weitgehend frostfreien Nacht kaum mehr ein Thema. Während in der gealterten Kaltluft im Süden unter dichter Bewölkung nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt erreicht wurden, konnten dort tagsüber bei zeitweiligem Sonnenschein Maxima nahe +10 °C gemessen werden (z. B. Oldenburg/NDS +7,6 °C).

04.02., 13:17 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Am 4. und 5. etablierte sich über Nordwest- und dem nördlichen Mitteleuropa eine kräftige Westströmung, die aus markanten Luftdruckgegensätzen zwischen Hoch "Doreen" mit Schwerpunkt über der Iberischen Halbinsel und einer ganzen Reihe von Tiefdruckgebieten über Nordeuropa resultierten. Insbesondere die beiden Tiefs "Lukas" und "Marc" brachten den Britischen Inseln, Benelux und dem Norden Deutschlands Böen bis Orkanstärke (z. B. Kiel Leuchtturm / SH 122 km/h). Auf dem 1.142 Meter hohen Brocken wurden Spitzenböen bis 162 km/h registriert. Hinzu kamen besonders in der Schleifzone der zu den beiden Tiefs gehörenden Ausläufer andauernde Regenfälle, die im Norden örtlich zu Überschwemmungen führten. Innerhalb von 48 Stunden fielen regional über 50 mm Regen (siehe Artikel). Deutlich ruhiger ging es an diesen beiden Tagen im Süden Deutschlands zu, wo sich zeitweilig die Sonne zeigte und die Temperaturen auf Höchstwerte bis +13,6 °C im oberbayerischen Wielenbach stiegen.
Am 6. und 7. blieb die Zweiteilung mit einem stark bewölkten Norden und einem sonnigen Süden im Wesentlichen bestehen. "Doreen" verlagerte sich mit ihrem Schwerpunkt unter Abschwächung Richtung Norditalien, innerhalb der weiterhin über das nördliche Mitteleuropa verlaufenden Frontalzone wanderte ein weiteres, namenloses Randtief über die Nordsee und Dänemark hinweg ostwärts. So fiel im Norden anfangs noch weiterer Regen, am zweiten der hier zusammengefassten Tage ließen die Niederschläge jedoch nach. Generell blieb es sehr mild, fast überall traten tagsüber zweistellige Plusgrade auf. Die höchsten Temperaturen wurden mit +16,7 °C in Hechingen und Müllheim (beide Baden-Württemberg) und mit +16,6 °C an der Station München/Stadt (Bayern) verzeichnet.

08.02., 11:45 UTC, NOAA-19 VIS
Quelle: B. J. Burton
Bereits in der Nacht zum 8. drang die Kaltfront eines weiteren Tiefs, "Nicolas", in den Nordwesten Deutschlands vor. "Nicolas" entwickelte sich auf der Vorderseite eines markanten Kurzwellentroges zu einem kleinräumigen Sturmtief, das - von den Britischen Inseln her kommend - über die Nordsee, Südnorwegen und Schweden hinweg zur Ostsee und Richtung Baltikum wanderte. Schwere Sturm- und orkanartige Böen (z. B. Hohn/SH 108 km/h) bekamen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ab, etwas Regen fiel aber lediglich in Rheinland-Pfalz sowie zwischen Main und Donau. Tagsüber machte sich die vorübergehend sogar wieder leicht rückläufig werdende Front in diesen Regionen mit starker Bewölkung bemerkbar, nördlich und südlich davon schien dagegen häufig die Sonne. Die hinter der Front einfließende Meeresluft war mit Temperaturen um 0 °C im 850-hPa-Niveau nicht sonderlich kalt, sodass im Westen und Süden am Nachmittag erneut Höchstwerte um +10 °C (z. B. Bad Kreuznach / RP +12,8 °C) notiert werden konnten.
Nach der Frontpassage stellte sich zum 9. rasch wieder hoher Luftdruck in Mitteleuropa ein. Dabei positionierte sich Hoch "Eva" genau über der Mitte Deutschlands und sorgte vielerorts für einen weiteren sonnigen und recht milden Februartag. In Baden-Württemberg und Bayern allerdings, wo die Front am Tag zuvor längere Zeit mit feuchter Luft zugegen war, breitete sich gebietsweise Nebel und Hochnebel aus, der sich tagsüber zum Teil nicht auflöste. So war es beispielsweise am Oberrhein und entlang der Donau mit Höchstwerten nur wenig über dem Gefrierpunkt vergleichsweise kalt, während in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bis +12 °C (z. B. Aachen/NRW +12,4 °C) erreicht wurden.
Am 10. verlagerte sich "Eva" allmählich zum Balkan und bildete zusammen mit dem noch immer über dem westlichen Mittelmeerraum verweilenden Hoch "Doreen" eine südeuropäische Hochdruckzone aus. Über Südskandinavien entwickelte sich am Okklusionspunkt eines kräftigen, sich jedoch rasch auflösenden Tiefs vor der Südküste Grönlands Tief "Olaf", dessen Fronten zunächst dem Norden und Westen, am Abend auch der Mitte und örtlich dem Süden Deutschlands Regen brachten.
Zu Beginn der zweiten Dekade stellte sich die Großwetterlage allmählich um. Entscheidend dazu bei trugen nicht zuletzt die beiden Tiefdruckgebiete "Nicolas" und "Olaf", auf deren Rückseiten jeweils sehr kalte Luft arktischen Ursprungs den kompletten osteuropäischen Raum flutete. Mit der umgebogenen Okklusion von Tief "Olaf", das mit seinem Zentrum bis dahin zum Baltikum gezogen war, streifte diese am Abend des 11. erstmals auch den äußersten Nordosten und Osten Deutschlands. Während dessen Kaltfront quer über der Mitte des Landes verharrte, dort noch für örtlich durchaus kräftigen Regen gut war (z. B. Bad Marienberg / RP 20 mm in zwölf Stunden) und die milde Luft im Südwesten nicht verdrängen konnte, gingen die Temperaturen im Laufe des Abends im Nordosten in den leichten Frostbereich zurück. Dies war die Geburtsstunde einer Luftmassengrenze, die Deutschland über mehrere Tage in eine zum Teil sehr milde Südwesthälfte und einen äußerst kalten Nordosten und Osten teilen sollte.

12.02., 12:45 UTC, NOAA-19 VIS
Quelle: B. J. Burton
Am 12. weitete sich ein über Skandinavien im Bereich der Kaltluft entstandenes, flaches Hoch ("Friederike") über das östliche Mitteleuropa nach Südosten aus. Längs über die Mitte Deutschlands erstreckte sich die Luftmassengrenze, an der sich durch bodennahes Ausfließen der Luft aus dem Hoch und einer damit östlichen Windkomponente auf der kalten Seite sowie durch eine südwestliche Strömung vor einem intensiven und umfangreichen Tief mit Zentrum westlich von Island - dessen minimaler Kerndruck weniger als 935 hPa betrug - die Temperaturgegensätze weiter verschärften. So wurden im Westen Nordrhein-Westfalens (z. B. Heinsberg-Schleiden) und im Südwesten Baden-Württembergs (z. B. Rheinau-Memprechtshofen) örtlich Höchstwerte um +15 °C gemessen, während gleichzeitig bereits in den östlichen Teilen dieser Bundesländer sowie generell im Osten und Nordosten Deutschlands das Quecksilber nur unwesentlich über den Gefrierpunkt hinauskam. Dabei schien sowohl im Südwesten als auch im Nordosten die Sonne, im Umfeld der Luftmassengrenze fiel Regen und Schnee (z. B. Kassel 7 cm bis zum frühen Abend).

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.02.2011, 00 UTC 04.02.2011, 00 UTC 08.02.2011, 00 UTC 12.02.2011, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.02.2011, 00 UTC 04.02.2011, 00 UTC 08.02.2011, 00 UTC 12.02.2011, 00 UTC

Am 13. und 14. änderte sich an dieser Situation nur wenig. Die weiter bestehende Luftmassengrenze wurde durch den Ausläufer von Tiefdrucksystem "Paolini" mit Zentren über Island und nördlich von Schottland regeneriert beziehungsweise aufrechterhalten. Dieser brachte der Westhälfte Deutschlands einige Millimeter Regen. Während im Südwesten an beiden Tagen Höchstwerte deutlich über +10 °C erreicht wurden (z. B. Stuttgart (Neckartal) / BW +14,8 °C), stand im äußersten Nordosten leichter Dauerfrost auf der Karte.
Am Anfang der zweiten Monatshälfte war Hoch "Friederike" zum Schwarzen Meer abgewandert, der hohe Luftdruck über dem skandinavischen Raum und Nordosteuropa blieb in Form von Hoch "Gabriela" allerdings erhalten. "Gabriela" lag mit ihrem Schwerpunkt am 15. im Bereich der Ostsee, wodurch mit einer östlichen Windkomponente die Kaltluftzufuhr in den äußersten Norden und Nordosten Deutschlands andauerte. Die Niederschläge in Verbindung mit dem Ausläufer von Tiefdrucksystem "Paolini" fielen dort als gefrierender Regen und Schnee (z. B. Jagel/SH 4 cm in zwölf Stunden). Sonst verlief der Tag zunächst meist wolkig, aber trocken, ehe im Westen am Spätnachmittag mit der Okklusion eines weiteren Tiefdrucksystems ("Quirin") bei den Britischen Inseln neuer Regen aufkam.

16.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Zum 16. übernahm diese Okklusion den Part der Luftmassengrenze, über Osteuropa wiederholte sich das Geschehen der Vortage: Hoch "Gabriela" verlagerte sich unter Abschwächung südostwärts, wurde aber unmittelbar durch ein von Norden nachrückendes Hoch ("Heike") ersetzt. Somit standen sich weiterhin vorfrühlingshaft milde Luft im Westen und vor allem bodennah sehr kalte Luft im Nordosten gegenüber, die Grenze verlief nach wie vor längs über Deutschland hinweg. In Sachsen trat Nachtfrost bis -8,0 °C auf (Zinnwald-Georgenfeld), aus Nordrhein-Westfalen wurden bis +12,9 °C (Geilenkirchen) gemeldet.
Die Lage änderte sich am 17. insofern, als dass das Hauptzentrum von Tief "Quirin" den Weg über die Biskaya und Südfrankreich zum zentralen Mittelmeer fand. An der Nordflanke des Tiefs stellte sich in ganz Deutschland eine östliche Strömung ein, mit der die kalte Luft nach Westen an Raum gewinnen konnte. Leichter Dauerfrost breitete sich zusammen mit hochnebelartiger Bewölkung bis zur Weser aus, und auch im Westen wurden trotz Sonnenscheins vielfach nur noch einstellige Höchstwerte registriert.
Dieser Trend setzte sich zum 18. fort. Tief "Quirin" zog über das zentrale Mittelmeer zur südlichen Adria, Hoch "Heike" behielt ihre Position im Wesentlichen bei. Die Temperaturen gingen deutschlandweit noch etwas zurück, am wärmsten wurde es mit +6,0 °C im badischen Rheinfelden. Nordöstlich der Weser herrschte durchweg Dauerfrost. Dabei lag das gesamte Land, wenige Orte am unmittelbaren Alpenrand sowie höhere Berge ausgenommen, unter einer Hochnebeldecke - ein auch bei winterlichen Hochdrucklagen nicht alltägliches Bild. Vor allem in der Osthälfte fiel daraus etwas Schnee und Regen.
Am 19. bekam die Hochnebeldecke im Nordwesten sowie ganz im Süden größere Lücken, ansonsten blieb es grau. Dort, wo sich die Sonne zeigte, erwärmte sich die Luft gegenüber dem Vortag etwas (z. B. Wolfach/BW +8,7 °C), unverändert Dauerfrost gab es im Nordosten.

20.02., 13:06 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Ende der zweiten und Anfang der dritten Dekade strömte an der Südostflanke des immer umfangreicher und kräftiger werdenden Hochs "Heike", das zumindest vorerst ein äußerst flaches Gebilde darstellte und - typisch für Kältehochs - auf die unteren Schichten der Troposphäre beschränkt blieb, noch kältere Luft als ohnehin schon in den nordosteuropäischen Raum und nach Skandinavien. Über dem Baltikum konnten in 850 hPa, in diesem Fall etwa 1.400 Meter Höhe entsprechend, Temperaturen unter -20 °C analysiert werden. Von Westen anlaufende atlantische Tiefausläufer kamen gegen diese Kaltluft kaum an und schwächten sich über Mitteleuropa rasch ab. So auch am 20., als sich die Okklusion eines Tiefdrucksystems mit Zentren westlich von Island dem Westen Deutschlands näherte. Sie brachte dort etwas Schnee, in tiefen Lagen auch Regen. Ebenfalls etwas Schnee fiel im Osten aus der Hochnebeldecke, am meisten Sonne bekam der Nordwesten ab.
Die häufig klare Nacht zum 21. verlief vor allem in Thüringen und Sachsen streng frostig mit Tiefstwerten unter -10 °C (z. B. Carlsfeld/SN -17,5 °C). Die Niederschläge im Südwesten waren in der Nacht vollständig in Schnee übergegangen, sodass am Morgen - etwas überraschend - selbst am Oberrhein eine dünne Neuschneedecke beobachtet werden konnte (z. B. Rheinstetten/BW 2 cm). Auch tagsüber schneite es in Baden-Württemberg und Bayern gebietsweise noch leicht, während in der sonst immer trockeneren Kaltluft bis zu zehn Sonnenstunden im Norden registriert wurden (z. B. Norderney/NDS 9,6 Stunden). Die Temperaturen verweilten besonders im Osten tief im Minus, die wärmsten Orte konnten wieder einmal im Südwesten und Westen gefunden werden (z. B. Duisburg-Baerl/NRW +2,7 °C).
In der Nacht zum 22. sanken die Temperaturen im Osten und Nordosten noch weiter in den strengen Frost ab als in der vorangegangenen Nacht. Nahezu überall in den neuen Bundesländern lagen die Tiefstwerte zwischen -10 und -15 °C, in Sachsen (z. B. Sohland/Spree) um -18 °C. Einzelne Stationen mit kürzeren Messreihen (Trollenhagen, Oschatz, Neuhaus am Rennweg) verzeichneten neue Rekorde für die letzte Dekade. Tagsüber entschädigte viel Sonnenschein für den strengen Nachtfrost, einzig in Baden-Württemberg und Bayern blieb die Wolkendecke geschlossen.
"Heike" lag zu dieser Zeit mit ihrem Schwerpunkt über dem Westen Russlands und wies einen Kerndruck von mehr als 1045 hPa auf. Zusammen mit der kalten Polarluft bestimmte sie auch am 23. das Wetter in Deutschland, wobei nach einer abermals verbreitet streng frostigen Nacht im Osten (z. B. Deutschneudorf-Brüderwiese/SN -20,0 °C) in weiten Landesteilen lange Zeit die Sonne schien. Vornehmlich hohe Wolkenfelder jedoch trübten den Sonnenschein im Nordwesten, sie gehörten zur Warmfront eines Tiefs ("Sigurd") mit Zentrum über Island.

24.02., 12:20 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Warm- und Kaltfront von Tief "Sigurd" okkludierten zum 24. vollständig, die Okklusion schwächte sich allerdings wie bereits sämtliche ihrer Vorgängerinnen auf dem Weg nach Osten rasch ab. Zu mächtig blieb Hoch "Heike", das bis dahin seinen Kerndruck auf mehr als 1055 hPa erhöht hatte. Lediglich in der Westhälfte fiel etwas Schnee und Regen mit Niederschlagsmengen von wenigen Millimetern, der Osten profitierte bei winterlichen Temperaturen von reichlich Sonnenschein. Der Dauerfrost jedoch zog sich in den äußersten Nordosten zurück.
Die nur wenig weiter nach Osten vorankommende Okklusion beschäftigte am 25. weiterhin den Westen Deutschlands mit vielen Wolken, Nebel und örtlichem Sprühregen. Ein gegenüber den Vortagen unverändertes Bild mit viel Sonne ergab sich im Osten. Insgesamt setzte sich nun von Westen her aber doch deutlich mildere Luft durch, sodass leichter Dauerfrost lediglich noch ganz im Osten und auf Rügen auftrat. Im Westen erreichten die Temperaturen örtlich bereits wieder Höchstwerte über +10 °C (z. B. Nideggen-Schmidt/NRW +10,3 °C).
Zwischen "Heike" über dem Westen Russlands und einem nach Nordosten verschobenen Azorenhoch mit Schwerpunkt über Südwesteuropa hatte sich zwischenzeitlich eine Hochdruckbrücke ausgebildet, die zum 26. in ihrem Mittelteil aber bereits wieder Auflösungserscheinungen zeigte. Dabei drang von Nordwesten her das Frontensystem eines Tiefs ("Tim") mit Zentrum über dem Eismeer nach Mitteleuropa vor, an dessen lang gezogener Kaltfront sich auf der Vorderseite eines markanten Kurzwellentroges über den Britischen Inseln ein Teiltief ("Tim II") entwickelte. In Verbindung damit kamen zum Abend im Südwesten Deutschlands kräftigere Regenfälle auf (z. B. Lahr/BW 6 mm in sechs Stunden). Die Osthälfte präsentierte sich dagegen weiterhin sonnenscheinreich.

28.02., 12:21 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Am 27. lag "Tim II" nahezu ortsfest über dem Norden Deutschlands und sorgte in weiten Landesteilen für schauerartig verstärkte Regen-, nach Osten hin auch Schneefälle. Wesentliche Hebungsantriebe stellte darüber hinaus der angesprochene Kurzwellentrog bereit, der sich über Frankreich zu einem eigenständigen Höhentief abschnürte und im weiteren Verlauf Kurs auf das westliche Mittelmeer nahm. Innerhalb von 24 Stunden summierten sich beispielsweise in Wuppertal-Buchenhofen und Kleve (beide Nordrhein-Westfalen) 17,1 beziehungsweise 16,1 mm. Die Temperaturen kamen nur im Südwesten in die Nähe der +10-°C-Marke (z. B. Bad Dürkheim/RP +9,9 °C). Am 28. löste sich "Tim II" über dem Norden Deutschlands auf; übrig blieb von dem gesamten Tiefdrucksystem ein bereits zuvor über dem Mittelmeer entstandener Kern ("Tim III"). Nördlich davon schloss sich die Brücke zu Hoch "Heike" wieder, wobei sich mit "Isabella" ein neues Hoch mit seinem Schwerpunkt zum nördlichen Mitteleuropa verlagerte. Für Deutschland bedeutete dies unterschiedliches Wetter - während im Umfeld des sich abschwächenden Tiefs "Tim II" im Nordwesten ebenso starke Bewölkung erhalten blieb wie durch nächtliche Hochnebelbildung im Süden, endete der Monat in den mittleren Landesteilen mit viel Sonne. Die Höchsttemperaturen lagen im Sonnenschein um +10 °C (z. B. Baruth/BB +11,1 °C), im Norden und Süden unter den Wolken meist um +5 °C.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
16.02.2011, 00 UTC 20.02.2011, 00 UTC 24.02.2011, 00 UTC 28.02.2011, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
16.02.2011, 00 UTC 20.02.2011, 00 UTC 24.02.2011, 00 UTC 28.02.2011, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Februar 2011 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Aachen
Dresden/Flgh.
Rheinstetten
+4,8 °C
-0,6 °C
+3,8 °C
+2,0 K
-1,0 K
+1,7 K
49,0 mm
11,3 mm
21,2 mm
87%
29%
35%
66,6 h
113,7 h
65,4 h
83%
151%
96%


Text und Gestaltung: CE


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