Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Februar 2010
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Freitag, 5. März 2010, 14:45 MEZ


Rückblick Februar 2010


Grafiken:
Interpolierte mittlere Temperatur (links) und
Abweichung vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990
(rechts) im Februar 2010 in Deutschland.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)


Wetterlage und Entwicklung

Mit dem Februar fiel nach dem Dezember und dem Januar auch der dritte und letzte Monat des Winters 2009/10 im gesamtdeutschen Mittel zu kalt aus. Mit einer mittleren Temperatur von -0,6 °C war es 1 K kälter als im Schnitt der Jahre 1961 bis 1990. Nach einer kalten und in einigen Teilen schneereichen ersten Monatshälfte mit neuen Schneehöhenrekorden im Nordosten setzte sich in der zweiten Hälfte schrittweise deutlich mildere Luft durch. So lassen sich die vergleichsweise moderaten Temperaturabweichungen erklären, die am Schluss im Südwesten sogar noch in den positiven Bereich kippten (z. B. Stuttgart/Flgh. +1,2 °C / +0,4 K). In Bezug auf das Mittel am kältesten blieb es im Nordwesten (z. B. Emden -0,5 °C / -2,3 K). Eine Zweiteilung gab es auch beim Niederschlag; in der Nordwesthälfte fiel deutlich mehr (z. B. Emden 55,5 mm / 137 Prozent) als im Südosten (z. B. Hof 24 mm / 52 Prozent). Einheitlich zeigte sich das Bild dagegen bei der mageren Sonnenscheinbilanz: Nirgendwo schien die Sonne so lange wie in einem Februarmonat normalerweise zu erwarten. Besonders rar machte sie sich im Westen und Nordwesten (z. B. Helgoland 22,5 Stunden / 29 Prozent), längere Zeit kämpfte sie sich im äußersten Süden durch die Wolken (z. B. Kempten 89,3 Stunden / 92 Prozent).

Rheinstetten zählte zu den Orten, wo die sehr milden Tage zum Monatsende hin die mittlere Temperatur noch knapp über den langjährigen Schnitt steigen ließen: Mit +2,3 °C fiel der Monat 0,2 K wärmer aus als in der Referenzperiode 1961 bis 1990. Das Niederschlagssoll von 60,5 mm wurde mit 59,0 mm fast genau getroffen (98 Prozent); nicht ganz so trübe wie in anderen Landesteilen liest sich die Sonnenscheinbilanz (52,1 Stunden / 77 Prozent). Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Der Februar 2010 begann in weiten Teilen Deutschlands so, wie der Januar geendet hatte - winterlich. Dabei überdeckte ein breiter langwelliger Höhentrog große Gebiete Europas; die höhenkälteste Luft respektive das tiefste Geopotential lag über dem skandinavischen Raum. Die Trogachse schwenkte im Verlauf des 1. über Mitteleuropa hinweg ostwärts. Am Boden war ein Tief ("Lali") mit Zentrum über Dänemark bestimmend, das verbreitet für Schnee und Schneeschauer sorgte. Die Temperaturen erreichten Höchstwerte um den Gefrierpunkt - in der Nordhälfte Deutschlands meist etwas darüber, in der Südhälfte oftmals darunter.
Westlich des Langwellentroges schloss sich über dem östlichen Nordatlantik ein vor allem in der oberen Troposphäre gut ausgeprägter und bis nach Grönland reichender Hochdruckrücken an. Im Übergangsbereich zwischen Rücken und Trog - also innerhalb der mäandrierend verlaufenden Frontalzone - entwickelte sich zwischen Island und Schottland Tief "Miriam", das unter Intensivierung über die Nordsee und Dänemark zur Ostsee zog. Während im Süden und Osten am 2. zunächst noch vielfach die Sonne schien, schob sich der mächtige Wolkenschirm von "Miriam" bereits am Morgen in den Nordwesten Deutschlands vor. Nachfolgend kamen länger andauernde und kräftige Niederschläge auf, die in den tiefen Lagen des Westens rasch in Schneeregen und Regen übergingen, oberhalb etwa 300 bis 500 Meter sowie nach Osten hin aber durchweg als Schnee fielen. Daneben frischte der Wind merklich auf mit einzelnen Sturmböen im Flachland (z. B. Rheinstetten 76 km/h) und Böen der Stärke 11 bis 12 auf den Gipfeln der Mittelgebirge (z. B. Brocken 122 km/h), was zum Teil massive Schneeverwehungen zur Folge hatte. Bis zum Morgen des 3. summierten sich die Niederschlagsmengen vielfach auf 10 bis 20 mm innerhalb von 24 Stunden, in Staulagen auch darüber. Im Tiefland reichten die Neuschneemengen bis über 20 cm (z. B. Wittstock/Brandenburg 21 cm), in höheren Lagen fiel teilweise noch mehr (z. B. Wasserkuppe 45 cm).
Mit den erneuten Schneefällen konnten einige Stationen im Nordosten Deutschlands neue Schneehöhenrekorde vermelden. In Teterow (Mecklenburg-Vorpommern, 51 cm) und auf Hiddensee (45 cm) lag beispielsweise seit Messbeginn noch nie so viel Schnee. Mehr als ein halber Meter Schnee wurde auch in Lüdenscheid (56 cm) und in Greifswald (52 cm) gemessen.
Vor einem neuen Tiefdrucksystem über dem östlichen Nordatlantik ("Natascha") drehte die Strömung zum 3. zunächst bodennah auf Südwest zurück; in der Höhe verlagerte sich ein breiter Rücken über Mitteleuropa ostwärts. Die Kaltfront von "Miriam" wurde als Warmfront des neuen Tiefdrucksystems nach Nordosten rückläufig; in ihrem Umfeld fiel im Süden und in der Mitte Deutschlands noch länger anhaltend Schnee, der jedoch allmählich bis in höhere Mittelgebirgslagen in Regen überging. In der Nähe des abziehenden Höhentroges gab es im Nordosten noch einige Schneeschauer, dazwischen längere sonnige Abschnitte. Die Temperaturen schafften vielerorts den Sprung in den leicht positiven Bereich, am Oberrhein wurde sogar die +5-Grad-Marke überschritten (z. B. Lahr +6,5 °C). Mehr zu Tief "Miriam" und dessen Auswirkungen: Siehe Artikel.

04.02., 12:44 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Dichte Wolken und etwas Regen, Sprühregen und Schnee zeugten am 4. im Norden noch von der sich allmählich auflösenden Warmfront. Die Niederschlagsmengen lagen meist unter 5 mm in zwölf Stunden. Besonders im Süden und Südwesten setzte sich häufig die Sonne durch, die dort die Luft zum ersten Mal im laufenden Jahr auf zweistellige Höchstwerte erwärmen konnte.
Zum 5. zog "Natascha" unter Abschwächung zu den Britischen Inseln. Der Südteil des zugehörigen Höhentroges stieß weit nach Südosten zum nördlichen Mittelmeer vor und initiierte dort eine neue Tiefentwicklung ("Olga"), die jedoch ohne mittelbare Auswirkungen auf das Wettergeschehen in Deutschland blieb. Dort waren es die Ausläufer von "Natascha", die dichte Wolken und etwas Regen, örtlich (z. B. Stötten, Weihenstephan) auch gefrierenden Sprühregen brachten.
Zusammen mit dem abtropfenden Höhentrog wählte "Natascha" am 6. eine Zugbahn über die Mitte Frankreichs hinweg Richtung Norditalien und ging dort in Tief "Olga" auf. Vor der westeuropäischen Küste hatte sich ein schmaler, aber bis nach Grönland reichender Rücken aufgebaut; am Boden korrespondierte dazu eine von Nordwestafrika über die Britischen Inseln bis nach Island/Grönland reichende Hochdruckzone. Zwischen dieser und Tief "Olga" über der Adria stellte sich über Mitteleuropa eine östliche Strömung ein, mit der allmählich wieder kältere Luft advehiert wurde. Nordöstlich der Elbe herrschte vielfach leichter Dauerfrost, im Westen konnten dagegen noch einmal bis +8 °C gemessen werden (z. B. Aachen +8,4 °C). Dazu versteckte sich die Sonne größtenteils hinter einer hochnebelartigen Wolkendecke, am längsten in ihren Genuss kamen die Gebiete ganz im Nordosten und rund um den Schwarzwald.
Am 7. konnte "Olga" bereits über dem südöstlichen Europa ausfindig gemacht werden. Mitteleuropa befand sich in einem Bereich geringer Luftdruckgegensätze, wobei eine schwache Ostströmung vorherrschend war. Mit dieser wurde sukzessiv kältere, vor allem in den unteren Schichten aber auch recht feuchte Luft herantransportiert. So dominierte auch an diesem Tag eine kompakte Hochnebeldecke über Deutschland, die lediglich Richtung Nordbayern/Thüringen einige größere Lücken aufwies. Gebietsweise - speziell im Nordosten - fiel etwas Schnee und Schneegriesel. In höheren Schichten der Troposphäre lief zwischen dem Rücken im Westen und einem umfangreichen Trogsystem - bestehend aus einem hochreichenden Tief über Nordskandinavien und den Überresten des zu Tief "Olga" gehörenden Höhentiefs - ein kleines Höhentief über die Nordsee nach Süden ab.

08.02., 12:30 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Es lag am 8. mit seinem Zentrum über Benelux. Derweil ging aus dem Rücken über dem östlichen Nordatlantik ein eigenständiges Höhenhoch bei Island hervor. Am Boden bildete sich dieses durch "Frommhold" ab. Zuvor war der "Hals" des Rückens vor Südwesteuropa bildlich gesprochen "durchschnitten" worden, wobei sich nicht zum ersten Mal in diesem Winter eine südliche Westlage mit einer über die Azoren und das Mittelmeer verlaufenden Frontalzone etabliert hatte. Dabei entstand über Nordspanien das Tief "Queen", das im weiteren Verlauf auch auf das mitteleuropäische Wettergeschehen maßgeblich Einfluss nehmen sollte. Zunächst jedoch war weiterhin viel Hochnebel präsent, unter dem die Temperaturen an diesem Montag bundesweit kaum über den Gefrierpunkt hinaus kamen. Nur am Oberrhein wurden mit Sonne nochmals +4,2 °C in Lahr erreicht.
Zum 9. verlagerte sich das kleine Höhentief von Benelux nach Zentralfrankreich. Vor diesem setzte am Boden Druckfall ein, sodass sich "Queen" rinnenförmig nach Norden ausweitete. Zwischenzeitlich wurde dabei über Süddeutschland ein eigenständiges Tiefzentrum analysiert. Die dadurch hervorgerufenen Hebungsprozesse reichten aus, um im Südwesten des Landes ein paar Flocken rieseln zu lassen. Mehr Schnee fiel mit Annäherung des hochreichenden Tiefs ("Petra") von Skandinavien her im Norden.
Aus dem lang gezogenen skandinavischen Höhentiefkomplex - am Boden verlor "Petra" ihre klare Struktur - tropfte am 10. über Dänemark ein weiteres Höhentief ab. Es bewegte sich mit sehr kalter Luft in der mittleren Troposphäre innerhalb von 48 Stunden über die Mitte Frankreichs nach Norditalien und umfasste dann den kompletten mittel- und Teile des südeuropäischen Raumes. Massive Warmluftadvektion auf der Rückseite dieses Höhentiefs ließ es zunächst in Norddeutschland anhaltend schneien; auch vom Allgäu über die Mitte Bayerns bis nach Sachsen schneite es großflächig leicht bis mäßig.
Zum 11. ließ die Warmluftadvektion - also das Aufgleiten wärmerer Luft in höheren Schichten auf bodennah aus Nordosten einfließende Kaltluft - nach, dafür sorgten nun um das Höhentief im Süden von Ost nach West schwenkende Randtröge für temporäre Hebung. In der Südhälfte Deutschlands fiel verbreitet Schnee, im Norden blieb es bei einem aufgelockert bewölkten Himmel oftmals trocken. Bei 850-hPa-Temperaturen von unter -10, örtlich nahe -15 °C wurden auch am Boden nirgendwo Plusgrade registriert.

12.02., 15:51 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Tief "Queen" spaltete sich am 12. und 13. in zwei separate Tiefs auf. Dabei zog das kräftigere westliche Tief über die Adria zum Balkan, der östliche Kern als "Queen II" nach Polen. Auch das Höhentief splittete in zwei Anteile auf; ein Teil wanderte zusammen mit dem Bodentief über Osteuropa nordwärts, der andere, schwächere Teil kam genau über Mitteleuropa zum Liegen. Bundesweit traten bei auch tagsüber leicht frostigen Temperaturen immer wieder leichte bis mäßige, gebietsweise auch mal kräftigere Schneefälle auf. Selbst am Oberrhein fielen dabei bis zu 10 cm Neuschnee (z. B. Rheinstetten), in Barth bei Rostock (am 13.) und in Greifswald (am 14.) wurden mit Gesamtschneehöhen von 67 bzw. 63 cm jeweils neue Stationsrekorde seit Messbeginn im Jahre 1947 aufgestellt.
Am 14. hatte sich das Tiefzentrum über Polen aufgelöst; der vormals westliche Kern von "Queen" lag sodann über der Ukraine. Über Mitteleuropa herrschten nur schwache Luftdruckgegensätze, das östliche Strömungsregime war jedoch sowohl in Bodennähe als auch in der mittleren und oberen Troposphäre leicht zyklonal geprägt. In der Nähe eines kleinen Druckminimums über Belgien fiel besonders in Rheinland-Pfalz noch der ein oder andere Zentimeter Schnee (z. B. Idar-Oberstein 2 cm in zwölf Stunden).

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.02.2010, 00 UTC 04.02.2010, 00 UTC 08.02.2010, 00 UTC 12.02.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.02.2010, 00 UTC 04.02.2010, 00 UTC 08.02.2010, 00 UTC 12.02.2010, 00 UTC

16.02., 13:00 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Am 15. (Rosenmontag) und 16. (Faschingsdienstag) wurden die Wolken sukzessive weniger und im Umkehrschluss die Sonnenscheinanteile größer. Nur gebietsweise rieselten noch einige Flocken. Tief "Queen" war inzwischen von den Wetterkarten verschwunden, das blockierende Hoch ("Frommhold") bei den Britischen Inseln wurde ebenso rasch abgebaut wie das zugehörige hohe Geopotential in höheren Schichten. An dessen Stelle trat ein hochreichendes Tief ("Ruby"), das zusammen mit einem weiteren, sich Südwesteuropa annähernden Tief ("Susanne") eine nachhaltige Wetterumstellung einleitete.
Auf der Vorderseite dieser beiden Tiefdruckgebiete, die sich zum 17. zu einem Tiefdrucksystem vereinigten, drehte die Strömung über Mitteleuropa auf Südwest, womit die polare Kaltluft nach Nordosten abgedrängt und durch wesentlich mildere Meeresluft ersetzt wurde. Die massive Warmluftadvektion konnte zunächst hauptsächlich in höheren Schichten wirksam werden, sodass mit der Warmfront von "Susanne" am Morgen in den Niederungen Südwestdeutschlands etwas gefrierender Regen, Sprühregen und Eiskörner fielen. Bis zum Abend breiteten sich die Niederschläge etwa bis zur Weser nordostwärts aus, nordöstlich davon schien meist die Sonne. Nach einer in der Mitte des Landes streng frostigen Nacht mit Tiefstwerten weit jenseits der -10-Grad-Marke (z. B. Harzgerode -18 °C) wurden am Nachmittag am Niederrhein schon Temperaturen bis +6 °C erreicht (z. B. Düsseldorf/Flgh.). Sonst blieb es nochmals kälter mit Dauerfrost im Nordosten.
Auf "Susanne", die in abgeschwächter Form zur Nordsee gezogen war, folgte zum 18. das Tief "Tinka". Es schlug einen deutlich südlicheren Kurs über die Balearen und Korsika nach Norditalien ein, unterstütze an seiner Ostflanke aber vorübergehend den Warmlufttransport nach Norden. Zum ersten Mal seit Anfang des Monats präsentierte sich Deutschland am Nachmittag von wenigen Ausnahmen abgesehen frostfrei. Lediglich im äußersten Norden, etwa vom Norden Schleswig-Holsteins über den Fehmarnbelt bis nach Rügen, schafften es die Temperaturen kaum über den Gefrierpunkt. Im Umfeld von "Susanne" schneite es dort sogar noch etwas, während sonst die Kaltfront für leichten Regen sorgte. Nach deren Abzug zeigte sich am Nachmittag im Westen immer öfter die Sonne. Die Front durchmischte die Luft, sodass im Westen knapp +10, aber auch in Sachsen zum ersten Mal überhaupt in diesem Jahr deutlich mehr als +5 °C gemessen werden konnten.
Am 19. ging "Susanne" in "Ruby" auf. Dessen Kaltfront überquerte Deutschland ostwärts, während gleichzeitig auch von Süden her - an der Nordflanke von Tief "Tinka" und in Verbindung mit einem dazu gehörenden, scharfen Randtrog - großräumige Hebungsprozesse auf den Süden übergriffen. Entsprechend fiel zunächst von West nach Ost fortschreitend etwas Regen, nach einer frostigen Nacht am Morgen in der Mitte und im Süden teilweise auch gefrierend und mit Eiskörner vermischt. In der postfrontal einfließenden polaren Meereskaltluft gingen die sich intensivierenden Niederschläge am Nachmittag und Abend im Süden Baden-Württembergs und Bayerns bis in tiefe Lagen in Schnee über. In Alpennähe fielen um 5 cm Neuschnee in zwölf Stunden (z. B. Leutkirch-Herlazhofen 4 cm).

20.02., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Die polare Kaltluftmasse geriet am 20. unter den Einfluss eines sich von Südwesten nach Deutschland vorschiebenden Hochdruckkeils, über dem Süden wurde sogar eine eigenständige kleine Hochzelle ("Günter") analysiert. In der Höhe war allerdings ein Trog mit Temperaturen von unter -35 °C in 500 hPa überlagert, sodass sich neben vielen sonnigen Momenten auch einzelne Schnee- und Regenschauer entwickeln konnten. Die gut durchmischte Luft im Zusammenspiel mit der schon recht kräftigen Februarsonne ließ trotz der Kälte - selbst in 850 hPa lagen die Temperaturen noch unter -5 °C - am Nachmittag in den Niederungen deutliche Plusgrade zu (z. B. Lahr +6,1 °C).
Innerhalb der westlichen Strömung an der Südflanke des breit angelegten Höhentroges über Nordeuropa verlagerte sich am Morgen des 21. ein kleines, unscheinbares Tief über die Mitte Deutschlands ostwärts. Ausgeprägter trat ein dazu korrespondierender Kurzwellentrog in 500 hPa in Erscheinung. Bis 19 Uhr MEZ wurden verbreitet 1 bis 3, in Neuhaus am Rennweg (Thüringen) sogar 6 mm Niederschlag binnen zwölf Stunden registriert. Mit 9 cm innerhalb von sechs Stunden bis 13 Uhr MEZ wurde dort auch am meisten Neuschnee beobachtet; aber auch sonst fielen in der Spur des Niederschlagsgebietes großflächig ein paar Zentimeter Schnee, im Südwesten auch Regen. Südlich der Donau und in der Norddeutschen Tiefebene schien dagegen reichlich die Sonne.
Zu Beginn der letzten Februarwoche ab dem 22. hatte sich ein neues Tiefdrucksystem ("Vija" und "Udine") vor Westeuropa eingenistet. Dabei stellte sich eine ausgeprägte Südwestströmung ein, mit der Warmluft subtropischen Ursprungs auch Mitteleuropa erreichen konnte. Nach dem Warmfrontregen von Tief "Udine", das sich mit seinem Zentrum nach Norddeutschland bewegte und im äußersten Norden auch Flocken statt Tropfen fallen ließ, setzte sich am Nachmittag im Südwesten die Sonne und mit ihr die sehr milde Luft durch. In Freiburg wurden +15,2 °C gemessen, auch am Niederrhein konnten verbreitet zweistellige Plusgrade an den Thermometern abgelesen werden. Deutlich kälter blieb es naturgemäß im Norden, wo bereits in der vorangegangenen Nacht im Bereich einer schleifenden Kaltfront noch einige Zentimeter Neuschnee gefallen waren (z. B. Hamburg/Flgh. 7 cm). Dauerfrost trat aber auch dort nicht mehr auf.
Zusammen mit zwei scharfen, leicht zueinander versetzten Kurzwellentrögen wanderte "Udine" in der Nacht zum 23. über den Norden Deutschlands ostwärts. Durch die zunehmend rinnenartige Form des Tiefs entstand eine scharfe bodennahe Konvergenzzone mit nordöstlichen Winden auf deren Nord- und südwestlichen Winden auf der Südseite. Dabei fiel verbreitet zum Teil kräftiger Regen (meist 5 bis 10 mm in zwölf Stunden), auf der Nordseite der Rinne in Schleswig-Holstein nach wie vor auch noch Schnee. Ein weiterer, in die westliche Höhenströmung integrierter Kurzwellentrog zeichnete am Morgen für neue Regenfälle in der gesamten Südwesthälfte verantwortlich, der am Nachmittag in die Mitte vorankam. In Verbindung mit der auf der Tiefrückseite von "Udine" südwärts vorstoßenden Kaltfront traten dort dann gebietsweise kräftige Regenfälle auf (z. B. Wernigerode 7 mm in sechs Stunden). Die Kaltfront trennte die winterlich kalte Luftmasse im Norden von deutlich milderer Luft im Süden, was sich anhand der Höchsttemperaturen ablesen ließ: Diese lagen im Norden nur wenig über, im äußersten Norden sogar unter 0 °C (z. B. Fehmarn -0,4 °C), im Süden dagegen bei bis zu +12,3 °C in Lahr.

24.02., 09:26 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Vor dem zweiten Tief, "Vija", das sich mit seinem Zentrum noch vor der Bretagne befand, wurde die Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands am 24. wieder nach Norden rückläufig. Dabei fiel im Norden erneut etwas Schnee, sonst dominierte eine Mischung aus Wolken, Nebel, Sonne und einigen Regenschauern. Mit einem weiteren, scharfen Kurzwellentrog zog am Abend im Westen eine kräftige Schauerlinie durch, die örtlich mit kurzen Gewittern einherging. Diese hatten nach Höchsttemperaturen um +15 °C durchaus schon frühlingshaften Charakter.
Am 25. bildete "Vija" zusammen mit "Wera" einen umfangreichen Tiefdruckkomplex vor Westeuropa. Weitere, in der südwestlichen Höhenströmung ablaufende Kurzwellentröge brachten vor allem der Nordwesthälfte Deutschlands Regen und Regenschauer, nach Osten und Südosten hin - am längsten in Sachsen und Bayern - schien die Sonne. Mit Höchsttemperaturen um +5 °C hatte sich die mildere Luft nun auch in den Norden vorangekämpft.
Unter Entwicklung zu einem Sturmtief zog "Wera" am 26. durch den Ärmelkanal zur Nordsee. Verbreitet fiel zum Teil schauerartig verstärkter Regen, die Schneefallgrenze sank nach Passage der Kaltfront am Nachmittag und Abend bis in mittlere Höhenlagen ab. Speziell im Südwesten gab es Sturm- und einzelne schwere Sturmböen (z. B. Rheinstetten 90 km/h).

28.02., 12:36 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Am 27. schien in weiten Landesteilen bei vorfrühlingshaften Temperaturen die Sonne. Benachteiligt waren lediglich der Nordosten, wo mit Abzug von "Wera" und dem zugehörigen Höhentrog noch leichter Regen fiel, sowie der Nordwesten und später auch der Norden, wo ein weiterer, ostwärts schwenkender Kurzwellentrog etwas Regen ablieferte.
Der letzte Tag des Monats hatte es dann noch einmal in sich: Orkantief "Xynthia", wenige Tage zuvor weit südlich über dem mittleren Nordatlantik entstanden, hinterließ in großen Teilen West- und Mitteleuropas eine Spur der Verwüstung. In Deutschland waren vor allem der Westen, Südwesten und die Mitte betroffen. Bis ins Tiefland traten verbreitet orkanartige, zum Teil auch Orkanböen auf. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde auf dem Brocken mit 180 km/h registriert; 166 km/h waren es auf dem Weinbiet, 126 km/h in Trier und Idar-Oberstein. Sieben Menschen kamen auch in Deutschland ums Leben, die Schäden beliefen sich auf mehrere hundert Millionen Euro. Ausführlich widmet sich dieser Artikel dem Sturmereignis.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
16.02.2010, 00 UTC 20.02.2010, 00 UTC 24.02.2010, 00 UTC 28.02.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
16.02.2010, 00 UTC 20.02.2010, 00 UTC 24.02.2010, 00 UTC 28.02.2010, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Februar 2010 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
List/Sylt
Nürburg-Barweiler
Rheinstetten
-1,4 °C
-0,3 °C
+2,3 °C
-2,3 K
+0,4 K
+0,2 K
38,2 mm
47,3 mm
59,0 mm
109%
78%
98%
43,0 h
32,5 h
52,1 h
57%
42%
77%


Text und Gestaltung: CE


In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung