Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Dezember 2009
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Montag, 11. Januar 2010, 15:15 MEZ


Rückblick Dezember 2009


Grafiken:
Interpolierte mittlere Temperatur (links) und
Abweichung vom Mittel der Jahre 1961 bis 1990
(rechts) im Dezember 2009 in Deutschland.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)


Wetterlage und Entwicklung

Zwei völlig verschiedene Hälften hatte der Dezember 2009 witterungstechnisch Mitteleuropa zu bieten. Ein sehr milder Monatsbeginn konnte dabei im Norden Deutschlands von anschließender Kälte überkompensiert werden (z. B. Emden +1,3 °C / -1,5 K), im Süden flossen dagegen überwiegend leicht positive Temperaturabweichungen in die Bilanz ein (z. B. München/Flgh. 0,3 °C / +1,2 K). In Erinnerung bleiben werden zwei außergewöhnlich kalte Tage zum Ende der zweiten Dekade mit zahlreichen neuen Temperaturrekorden. In weiten Teilen regnete und schneite es deutlich mehr als im Dezember-Mittel der Jahre 1961 bis 1990, besonders im Süden und in der Mitte des Landes (z. B. Erfurt/Flgh. 77,7 mm / 247 Prozent). Deutlich trockener mit negativen Niederschlagssummen verlief der Dezember im Nordosten (z. B. Rostock 32,8 mm / 68 Prozent). Die Sonnenscheindauer wich insgesamt nur wenig vom klimatologischen Schnitt ab. Etwas länger als üblich zeigte sich das Zentralgestirn Richtung Norden (z. B. Hannover/Flgh. 45,5 Stunden / 136 Prozent).

In Rheinstetten schloss der Dezember 2009 mit einer Mitteltemperatur von +2,7 °C ab, was gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 eine moderate positive Abweichung von 0,8 K bedeutete. Mit 106,9 mm (147 Prozent) und 52,1 Stunden (141 Prozent) fielen sowohl Niederschlag als auch Sonnenschein üppiger aus als im Schnitt zu erwarten. Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.12., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Wechselhaft aber mild begann der letzte Monat des Jahres 2009 in Mitteleuropa. Dabei verschob sich ein von Skandinavien bis nach Algerien und Ägypten reichender, langwelliger Höhentrog nur langsam nach Osten; ihm unterlagen das Tiefdrucksystem "Peter" mit Zentren über dem Golf von Genua und Westtschechien sowie Tiefdruckgebiet "Ohm" über Benelux. Während sich "Ohm" im Verlauf des 1. auflöste und sich in der Nordwesthälfte Deutschlands eine Mischung aus hochnebelartiger Bewölkung und sonnigen Phasen einstellte, fielen im Bereich von "Peter" in der Südosthälfte noch länger andauernde Niederschläge - meist in Form von Regen und nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge als Schneeregen oder Schnee. Die Tageshöchsttemperaturen lagen im Regen meist unter +5, im Rhein-Main-Gebiet und an der Nordsee örtlich nahe +10 °C.
Am 2. setzte sich in ganz Deutschland Zwischenhocheinfluss durch. Der korrespondierende Hochdruckrücken verlagerte sich jedoch rasch ostwärts, sodass am Nachmittag und Abend im Westen die ersten dichten Wolkenfelder von Tiefdrucksystem "Quintus" mit Zentrum zwischen Island und den Britischen Inseln aufziehen konnten. Im Nordwesten fiel dabei auch schon etwas Regen; sonst mischten sich auf ganz ähnlichem Temperaturniveau wie am Vortag Nebel, Hochnebel und sonnige Momente.

04.12., 12:16 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Der in Verbindung mit dem Tief stehende Höhentrog stieß am 3. und 4. über Westeuropa südostwärts vor. An der Südflanke von "Quintus" entstand ein Randtief, dessen Kaltfront am 4. durch die Bildung eines weiteren Tiefs über dem westlichen Mittelmeerraum verzögert über Deutschland ostwärts zog. So fiel an beiden Tagen von West nach Ost fortschreitend etwas Regen, im Verlauf in höheren Lagen durch die postfrontal einströmende Meereskaltluft auch zunehmend Schnee. Die Niederschlagsmengen erreichten aber nur örtlich mehr als 10 mm innerhalb von 48 Stunden.
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss und einer vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands verbreitet leicht frostigen Nacht überquerte am 5. zunächst eine Okklusion den mitteleuropäischen Raum ostwärts, zum Abend näherte sich die Warmfront von Tief "Ronny" mit Zentrum nordwestlich der Britischen Inseln und leitete erneut den Zustrom milder Meeresluft ein. Die Höchsttemperaturen wurden denn auch vielfach erst am späten Abend erreicht, im Westen Deutschlands bis +10 °C.
Im Bereich der Warmfront regnete es am 6. verbreitet mit meist leichter Intensität, die Kaltfront griff am Abend auf den Westen über. Sie kam am 7. bis in die Gebiete südlich der Donau voran, wurde jedoch im Zuge einer über der Mitte Frankreichs ansetzenden Welle wieder etwas nach Norden rückläufig. Im Zusammenhang mit dieser Welle standen am Abend im Südwesten aufkommende Regenfälle. Der zugehörige Kurzwellentrog allerdings überlief die Welle am Boden und schwenkte zudem über Norditalien ostwärts, sodass eine weitere Intensivierung nicht möglich war. In der Mitte und im Norden präsentierte sich der Tag überwiegend sonnig und mit Höchsttemperaturen um +10 °C (z. B. Berlin-Tegel +10,1 °C) mild.

08.12., 13:20 UTC, NOAA-10 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Aus der atlantischen Frontalzone lief indes ein neuer Höhentrog mit vergleichsweise großer Amplitude und kurzer Wellenlänge heraus, der sich am 8. über der Nordsee abschnürte. Das resultierende Höhentief wanderte bis zum Abend von Nordwest nach Südost diagonal über Deutschland hinweg. Mit ihm strömte hochreichend kalte, in den unteren Schichten jedoch erwärmte Meeresluft ein, in der es verbreitet zu teilweise kräftigen schauerartigen Regenfällen kam. Schneeflocken mischten sich wiederum nur in den Hochlagen der Mittelgebirge unter.
Unterdessen etablierte sich wenige hundert Kilometer südwestlich von Island ein steuerndes Tief, "Sebastian". Warmluftadvektion auf dessen Vorderseite führte zur Aufwölbung eines Hochdruckrückens, der sich langsam ostwärts verlagerte und am Abend des 9. über Deutschland zum Liegen kam. Am Boden schob sich der Keil eines Hochs mit Schwerpunkt über der Iberischen Halbinsel weit nach Nordosten vor und nahm Kontakt zu einem russischen Kältehoch auf. Dies bedeutete zumindest für den Südwesten Deutschlands sonniges und mildes Wetter mit Tagestemperaturen bis +10 °C am Oberrhein (z. B. Rheinstetten +9,8 °C), nach Norden und besonders Nordosten hielt sich aber recht verbreitet eine Hochnebeldecke mit etwas Sprühregen und leichtem Regen. Das okkludierende Frontensystem von "Sebastian" respektive eines Teiltiefs über der südlichen Nordsee ("Sebastian II") brachte dem Nordwesten am Abend erste Regentropfen.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.12.2009, 00 UTC 04.12.2009, 00 UTC 08.12.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.12.2009, 00 UTC 04.12.2009, 00 UTC 08.12.2009, 00 UTC

Anfang der zweiten Dekade vollzog sich eine grundlegende Umstellung der großräumigen Wetterlage. Verlief der Monat bis dahin überdurchschnittlich mild, wurden die Weichen nun Richtung Winterwetter gestellt. "Sebastian II" war das vorerst letzte atlantische Tief, das unmittelbaren Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa nahm. Es zog am 10., zusammen mit einem neuerlich im Bereich der Nordsee abtropfenden Höhentrog, über die Nordhälfte Deutschlands gen Tschechien. So fiel an diesem Tag nochmals verbreitet Regen, teilweise war dieser schauerartig verstärkt. Bis 19 Uhr MEZ summierten sich besonders im Norden verbreitet zweistellige Zwölfstundenmengen, in Quickborn beispielsweise wurden 36 mm gemessen.
Hinter der rückwärtig um den Tiefkern gewundenen Okklusion, die am 11. von Nordost nach Südwest über Deutschland vordrang, strömte polare Kaltluft ein. An der Okklusion kam es hauptsächlich im Süden noch zu länger anhaltenden Niederschlägen, die zunehmend bis in mittlere und tiefe Lagen in feste Form übergingen. Innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ konnten zum Beispiel in Kempten 16 mm registriert werden.

12.12., 12:34 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
In der Zwischenzeit hatte sich über dem östlichen Nordatlantik ein von Nordwestafrika über die Iberische Halbinsel und die Britischen Inseln bis nach Ostgrönland reichender Hochdruckrücken aufgebaut, der am Boden ein umfangreiches Hoch ("Dorothea") mit Schwerpunkt über der Nordsee stützte. Zwischen diesem und tiefem Luftdruck über dem Mittelmeer manifestierte sich über weiten Teilen Ost-, Mittel- und Westeuropas eine stramme nordöstliche Strömung, mit der am 12. und 13. immer kältere Festlandsluft herantransportiert wurde. Die Höchstwerte gingen deutschlandweit zurück und überschritten nur im Norden, Westen und Südwesten tagsüber knapp den Gefrierpunkt; nachts trat fast überall leichter bis mäßiger Frost auf. Zeitweise fiel dabei etwas Schnee, am 12. im Nordosten auch noch Regen.
Der mit dem Kaltluftvorstoß verbundene, südwestwärts ausgreifende Höhentrog schnitt in der Folge den Rücken in dessen Südteil westlich der Iberischen Halbinsel ab; ein Prozess, der von einem weiteren, sich ostwärts ausweitenden Langwellentrog über dem westlichen Nordatlantik unterstützt wurde. Übrig blieb ein ausgeprägtes Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem isländischen Raum, wohin sich auch das Hoch am Boden verlagerte. Die lebhafte nordöstliche bis östliche Strömung wurde schwächer, die in der Grundschicht zum Teil sehr feuchte Kaltluft blieb wetterbestimmend. So herrschte um die Monatsmitte vielerorts ein Nebeneinander von hochnebelartiger Bewölkung, etwas Schnee oder Schneegriesel und sonnigen Abschnitten bei oftmals dauerfrostigen Temperaturen.

16.12., 10:12 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
Zwischen dem Höhenhoch einer- und dem sich im Nordosten regenerierenden Trog andererseits zog zum Ende der zweiten Monatsdekade ein kleines Tief ("Uwe") von Norwegen über Dänemark und Benelux nach Frankreich und von dort aus über den Golf von Genua und die Mitte Italiens nach Südgriechenland. In dessen Spur kam es verbreitet zu teilweise kräftigen Schneefällen, die vor allem am 17. auch den Nordwesten und Norden Deutschlands erfassten. Zum Mittagstermin um 13 Uhr MEZ meldeten sowohl Norderney als auch St. Peter-Ording jeweils 14 cm Schnee; 24 Stunden später war die Schneedecke mit 17 cm auf Norderney und in Emden sogar noch ein wenig mächtiger (siehe Artikel).
Auf der Rückseite von "Uwe" formierte sich zwischen dem unverändert nahe Island liegenden Hoch "Dorothea" und einem Hoch mit Schwerpunkt über dem zentralen Russland ("Ellen") eine lang gestreckte Hochdruckzone, deren mittlerer Bereich sich zum 18. einige hundert Kilometer gen Süden verschob. An der Südflanke dieser Hochdruckzone konnte von Osten her außergewöhnlich kalte und hochreichende Arktikluft nach Mitteleuropa einfließen; im 850-hPa-Niveau (in diesem Fall etwa 1300 Meter Höhe) wurden am 19. und 20. über Deutschland unter -20 °C analysiert. Auf den Wetterkarten der mittleren und oberen Troposphäre bildete sich der Kaltluftvorstoß durch das Abspalten eines separaten Höhentiefs aus dem nordosteuropäischen Trogteil ab. Die Vorderkante der Kaltluft wurde durch eine Kaltfront markiert, in deren Bereich diverse, das genau über Deutschland zum Liegen gekommene Höhentief umrundende Kurzwellentröge Hebungsantriebe und damit leichte Schneefälle forcierten. Diese weiteten sich am Abend des 18. nach Südwesten aus. Auf beeindruckende Art und Weise floss dabei die Kaltluft von Osten her nach Deutschland; so wurden zum Beispiel am Flughafen Hannover am Morgen noch -3 °C, zwölf Stunden später um 19 Uhr MEZ aber bereits -11 °C gemessen. Am 19. hatte die wahrlich extrem kalte arktische Luft ganz Deutschland - die Nordseeinseln ausgeklammert - im Griff; die Tageshöchstwerte zwischen 7 Uhr MEZ und 19 Uhr MEZ lagen vielerorts - sogar am Rhein - im zweistellig negativen Bereich (z. B. Hof -16,2 °C, Rheinstetten -11,1 °C). Die Kaltluft war für eine ganze Reihe neuer Dekaden- und Dezemberrekorde verantwortlich, an zwei Stationen mit kurzen Zeitreihen (Zinnwald und Vielbrunn) wurden gar neue absolute Stationsrekorde für die Tiefsttemperatur aufgestellt. Mehr zu dieser außergewöhnlichen Winterwetterlage gibt es hier.

20.12., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Mit dem 19. allerdings war der Höhepunkt dieser ersten winterlichen Kältewelle überschritten. So machte sich am vierten Advent ein neues Tief, "Vincent", auf den Weg von der nördlichen Nordsee zu den Britischen Inseln. Mit dem Durchzug seiner Okklusion, die bis zum Abend deutschlandweit einige Zentimeter Neuschnee brachte, wurde die sehr kalte Arktikluft durch deutlich mildere maritime Polarluft ersetzt. Bis zum Abend stiegen die Temperaturen am Oberrhein bereits auf Werte um den Gefrierpunkt an, lediglich in der Osthälfte Deutschlands herrschte noch mäßiger, teilweise auch noch strenger Frost.
Der mit "Vincent" verbundene Höhentrog regenerierte das bisherige europäische Trogsystem recht weit im Westen, sodass Mitteleuropa ab dem 21. auf seine Vorderseite geriet. Gleichzeitig wurde ein Ableger des westatlantischen Langwellentroges in dessen Zirkulation eingebunden. Damit drehte die Höhenströmung auf Südwest, womit immer mildere Luft advehiert wurde. Mit dieser Strömung wurde zunächst die an den Alpen angekommene Okklusion von "Vincent" wieder als Warmfront nach Norden rückläufig, wobei am Vormittag im Süden Deutschlands nochmals der ein oder andere Zentimeter Neuschnee verzeichnet werden konnte. Bis zum Abend breiteten sich die - zumeist leichten - Schneefälle etwa bis zum Main nordwärts aus; gleichzeitig kamen in Verbindung mit einem neuen Tief im Südwesten am Nachmittag neue Niederschläge auf, die am Oberrhein teilweise in Schneeregen und Regen übergingen. Weiter nördlich fiel weiterhin Schnee, bis in die Nacht hinein trocken blieb es nordöstlich der Elbe.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
12.12.2009, 00 UTC 16.12.2009, 00 UTC 20.12.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
12.12.2009, 00 UTC 16.12.2009, 00 UTC 20.12.2009, 00 UTC

Am 22. bewegte sich dieses neue kleine Tief mit seinem Zentrum über die Nordhälfte Deutschlands nach Nordosten, die damit verbundenen Niederschläge gingen fast überall - bis auf den äußersten Norden - von Schnee in Regen über. Im nördlichen Sachsen und Brandenburg gefror der Regen bis zum Nachmittag am Boden und bildete gefährliches Glatteis. Mindestens genauso bemerkenswert wie die extreme Kälte drei Tage zuvor war die Erwärmung an diesem Tag: Exemplarisch sei hier die Station Freiburg/Flugplatz genannt, wo das Thermometer in der Nacht zum 20. noch -19,9 °C, am Nachmittag des 22. dann allerdings fast schon frühlingshafte +14,3 °C anzeigte. Eine solch durchgreifende Milderung war - wie immer im Winter - nur mit ausreichend Wind zu bewerkstelligen; so wurden denn auch in den höheren Mittelgebirgslagen im Südwesten orkanartige Böen verzeichnet (z. B. Weinbiet/Pf. Wald 108 km/h).
Hinter dem Tief - es erhielt keinen Namen - arbeitete sich die alte Kaltluft am 23. wieder nach Süden vor. Dies reichte in den frühen Morgenstunden sogar am Oberrhein wieder für einige Schneeflocken. Am Nachmittag bekamen die Wolken unter leichtem Hochdruckeinfluss vor allem im Norden mehr Lücken, während sich im Südwesten ein in die vergleichsweise kräftige südwestliche Höhenströmung eingelagerter Kurzwellentrog mit etwas Regen bemerkbar machte. Die Temperaturen gingen vor allem im Südwesten wieder deutlich zurück; die zweistelligen Plusgrade vom Vortag wurden bei weitem nicht mehr erreicht. Im Norden spürte man von der Warmluft bis dato ohnehin nur wenig, dort herrschten weiterhin Temperaturen um den Gefrierpunkt.

24.12., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
So lag dort am 24. vielerorts auch noch eine nasse Altschneedecke, während Heiligabend sonst meist im Grünen stattfand. Immerhin blieb es im Nordwesten und Norden trocken, am Vormittag zeigte sich sogar etwas die Sonne. Über den anderen Regionen Deutschlands hielt sich eine kompakte Wolkendecke, am Nachmittag und Abend begann es im Vorfeld der Warmfront von Tief "Yann", das von der Bretagne auf nordöstlichem Kurs über den Norden Frankreich hinwegzog, verstärkt zu regnen.
Bis zum Abend des 25. erreichte "Yann" mit seinem Zentrum die deutsch-dänische Grenze. Dabei handelte es sich um ein kleinräumiges, aber kräftiges Tief, das vor allem der Mitte und dem Süden Deutschlands verbreitet Sturmböen brachte (z. B. Rheinstetten 76 km/h). In höheren Lagen blies der Wind in Böen mit Stärke 10, auf den Mittelgebirgsgipfeln mit voller Orkanstärke (z. B. Brocken/Harz 140 km/h). Dazu fiel diesmal im Norden kräftiger Regen (z. B. Nordholz 13 mm in zwölf Stunden), der bei Höchsttemperaturen um +3 °C auch die letzten Schneereste abtauen ließ. Erst auf der Tiefrückseite drang am Abend von Nordwesten her wieder kältere Luft landeinwärts vor, sodass die - dann allerdings nachlassenden - Niederschläge allmählich wieder in Schnee übergingen. Richtung Süden hielt sich der Regen in Grenzen; in der herangeführten Warmluft - im 850-hPa-Niveau wurden über dem Südosten Deutschlands mehr als +10 °C analysiert - stiegen die Temperaturen in Baden-Württemberg und Bayern örtlich über +10 °C (z. B. Lahr +10,8 °C).
Am 26. zog "Yann" zum Baltikum ab, brachte dem Nordosten aber nochmals zum Teil schwere Sturmböen (z. B. Potsdam 90 km/h, siehe Artikel). Im Südwesten und Westen riss die Wolkendecke in den frühen Morgenstunden bereits auf, die frisch eingeflossene Polarluft geriet unter Zwischenhocheinfluss ("Gilma"). Die Temperaturen sanken vielfach unter den Gefrierpunkt, was auf den noch nassen Straßen zu einer verbreiteten Glatteislage führte. Tagsüber regnete es im Norden - bedingt durch die Warmfront von Tief "Zephyrinus" mit Zentrum über Südnorwegen - in unbedeutenden Mengen, sonst schien für einige Stunden die Sonne.
Die Passage eines markanten Kurzwellentroges stand am 27. auf dem Programm. Nahe der Kaltfront von "Zephyrinus" fiel im Nordwesten Deutschlands schon am Morgen etwas Regen, sonst begann der Tag aufgelockert bewölkt. Am Nachmittag breiteten sich von Westen her Schnee- und Regenfälle auf große Teile des Landes aus. Die Höchsttemperaturen lagen meist zwischen 0 und +5 °C.

28.12., 13:11 UTC, NOAA-19 VIS
Quelle: B. J. Burton
31.12., 12:40 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Eine Dreiteilung hatte das Wetter am 28. zu bieten. Im Süden der Bundesrepublik übernahm erneut ein namenloses Zwischenhoch die Kontrolle, in einem breiten Streifen über der Mitte fiel aus dichter Bewölkung etwas Regen und Schnee - dieser Niederschlag konnte der Kaltfront von "Zephyrinus" zugeordnet werden. In der postfrontal einströmenden polaren Kaltluft schien nördlich daran anschließend häufig die Sonne.
Der Jahresausklang stand dann ganz im Zeichen von Tief "Angelos", das sich mit seinem Zentrum zunächst westlich der Britischen Inseln einnistete. Sein okkludierendes Frontensystem kam bis zum Abend des 29. etwa bis zur Mitte Deutschlands voran. Damit griffen von Südwesten her verbreitet Niederschläge in Form von Regen, gefrierendem Regen und Schnee über. Mit einem vor allem in den südwestlichen Mittelgebirgen auffrischendem Wind (z. B. Feldberg/Schwarzwald 112 km/h) konnte sich im Süden einmal mehr sehr milde Luft bis in die Tallagen durchsetzen - beispielsweise wurden entlang des Oberrheins am späten Abend über +10 °C gemessen (z. B. Freiburg/Flugplatz +13 °C). Auf der Rückseite eines kräftigen, vom südöstlichen Europa nordwärts ziehenden Tiefs jedoch sickerte kalte Polarluft in den Norden Deutschlands ein. Quer über der Mitte des Landes bildete sich so eine recht scharfe Luftmassengrenze aus, auf deren kalter Seite Schnee fiel.
Am Morgen des 30. meldeten viele Stationen zwischen Weser und Elbe 1 bis 5 cm Neuschnee. Im Tagesverlauf verschob sich die Grenze zwischen Warm und Kalt etwas nach Norden, nördlich einer Linie Nordseeküste - Berliner Raum schneite es aber durchgehend. Potsdam meldete am Silvestermorgen eine Schneehöhe von 13 cm, Faßberg in Niedersachsen 11 cm. In der Südhälfte dagegen regnete es bei Temperaturen von knapp +10 °C anhaltend, auf dem Feldberg im Schwarzwald zählte der Messbecher 35 mm innerhalb von zwölf Stunden.
An dieser groben Verteilung änderte sich auch am 31. nicht viel. Allerdings kamen die Luftmassengrenze und hinter ihr die kalte Luft Stück für Stück in Richtung Süden voran. So schneite es zum Jahreswechsel beispielsweise auch in Bad Hersfeld, während weiter südlich noch Regen fiel.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
24.12.2009, 00 UTC 28.12.2009, 00 UTC 31.12.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
24.12.2009, 00 UTC 28.12.2009, 00 UTC 31.12.2009, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Dezember 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Aachen
Berlin-Tempelhof
Rheinstetten
+2,5 °C
+0,6 °C
+2,7 °C
-0,9 K
-0,8 K
+0,8 K
82,9 mm
58,1 mm
106,9 mm
113%
109%
147%
49,0 h
27,4 h
52,1 h
102%
77%
141%


Text und Gestaltung: CE


In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung