Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Mai 2009
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Donnerstag, 4. Juni 2009, 17:30 MESZ


Rückblick Mai 2009


Satellitenbild: 26.05.2009, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory


Wetterlage und Entwicklung

Warm, im Osten zu nass, im Westen zu trocken und generell sonnenscheinreich - das war der Mai 2009 in Deutschland. In der zweiten Monatshälfte kündeten Temperaturen von teilweise über +30 °C im Südwesten bereits vom nahenden Sommer, allerdings traten dabei wiederholt auch schwere Gewitter auf. Die Monatsmitteltemperaturen lagen an zahlreichen Stationen über dem langjährigen Maidurchschnitt der Jahre 1961 bis 1990; in Kempten sogar 3,4 K darüber. Vergleichsweise kühl blieb es im Nordwesten, wo beispielsweise Emden einen Überschuss von nur 0,4 K verzeichnen konnte. Die Niederschlagsmengen wiesen aufgrund ihres vorherrschend konvektiven Charakters eine regional stark unterschiedliche Verteilung auf. In der Bilanz steht jedoch ein insgesamt zu nasser Osten (z. B. Magdeburg 103,6 mm / 222 Prozent) einem zu trockenen Westen (z. B. Düsseldorf 27,2 mm / 39 Prozent) gegenüber. Die Sonnenscheindauer lag meist im Rahmen dessen, was für Mai üblich ist. Lediglich im Norden schien die Sonne deutlich länger als normal (z. B. Helgoland 307,0 Stunden / 127 Prozent).

Rheinstetten schloss den Monat mit einer mittleren Temperatur von +16,1 °C und damit 2,3 K wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 ab. Häufige Niederschläge um die Monatsmitte summierten sich auf 75,9 mm, was jedoch nicht ausreichte, um das Monatssoll zu decken (83 Prozent). Mit 233,1 Stunden leistete die Sonne rund 30 Überstunden (115 Prozent).
Eine ausführlichere Betrachtung mit sämtlichen Tageswerten der Station gibt es hier.


01.05., 13:11 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Mit viel Sonne und ansprechenden Temperaturen um, meist etwas über +20 °C startete der Mai 2009 in Deutschland in ein verlängertes Wochenende. Dabei profitierten große Landesteile von Hochdruckgebiet "Teresa", das sich mit seinem Schwerpunkt bis zum 3. von der nördlichen Ostsee nach Polen verlagerte und gleichzeitig eine brückenartige Verbindung mit einem Hoch über dem Ostatlantik einging. In der mittleren und oberen Troposphäre korrespondierte dazu ein Hochdruckrücken, der sich von den Kanaren über Portugal, Nordfrankreich und die Ostsee bis nach Nordskandinavien erstreckte. Vor allem in der Südhälfte Deutschlands war die Luft aber durch eine in den Tagen zuvor wetterwirksame Tiefdruckrinne noch feuchter, sodass sich - jeweils in den Nachmittagsstunden - am 1. von Ostwestfalen bis zum Bayerischen Wald, am 2. hauptsächlich südlich der Donau Schauer und Gewitter bildeten (z. B. Weißenburg 13 mm in sechs Stunden bis zum 2., 00 UTC).
Noch im Laufe des 2. drang von Nordwesten her die Kaltfront eines Tiefs ("Wilfried") mit Zentrum nördlich von Island in den Nordwesten Deutschlands vor. Unter großräumigen Absinkbewegungen im Bereich des Rückens machte diese sich aber nur durch ein paar lose Wolkenfelder bemerkbar. Doch einen Tag später, am 3., beendete eine weitere Kaltfront vorerst das sonnige und warme Frühlingswetter. Diese gehörte zu Tief "Xaver" das sich auf der Vorderseite eines markanten kurzwelligen Höhentroges über Südskandinavien formierte. Der Trog selbst spaltete sich dabei in zwei Teile auf: Der vordere Teil trug maßgeblich zur Entstehung von "Xaver" bei, der westliche beziehungsweise südliche Teil schwenkte bis zum Abend des 4. über Mitteleuropa südostwärts und verlieh der Kaltfront entsprechende Wetteraktivität. In deren Bereich fiel teilweise schauerartiger Regen, örtlich waren auch kurze Gewitter mit von der Partie.

04.05., 12:28 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Postfrontal strömte ein Schwall kühler Meeresluft ein, die rasch unter Zwischenhocheinfluss geriet. In der im Westen Deutschlands vielfach schon klaren Nacht zum 4. gingen die Temperaturen bis zum Morgen auf Tiefstwerte zwischen +5 °C und +1 °C zurück (z. B. Köln/Bonn Flgh. +2,1 °C). Tagsüber regnete es südlich der Donau noch längere Zeit, nördlich der Mittelgebirge entwickelten sich nahe des abziehenden Höhentroges einzelne Schauer. Dazwischen war Platz für Sonnenschein. Allerdings kündigte sich am Abend das nächste Frontensystem - zu Tief "Yannic" über dem Nordmeer gehörend - im Nordwesten durch den Aufzug hoher und mittelhoher Wolkenfelder bereits an, in der Nacht zum 5. fiel im Norden verbreitet Regen.
Vorübergehend etablierte sich eine nach Norden hin zyklonal, Richtung Süden dagegen zeitweise antizyklonal geprägte Westwetterlage. In der Nacht zum 6. zog schon die nächste Warmfront eines sich rasch über Dänemark ostwärts bewegenden kleinen Tiefs ("Zoran") mit Regen über Norddeutschland hinweg; die am Nachmittag nachfolgende Kaltfront kam bis zum Abend etwa bis zu den Mittelgebirgen südwärts voran und wurde sodann wieder als Warmfront eines kräftigen Tiefs ("Adheld") nordwestlich der Britischen Inseln nach Norden rückläufig. So gestaltete sich auch der 7. in Norddeutschland noch bedeckt mit etwas Regen, im Süden setzte sich unter Einfluss von Hoch "Uschi" mit Schwerpunkt über den Alpen vielmals die Sonne durch.

08.05., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Die Warmfront von "Adheld" leitete eine grundlegende Umstellung der Großwetterlage über Mitteleuropa ein. An der Südostflanke des Tiefdruckkomplexes erreichte mit einer auf Südwest drehenden Strömung Warmluft subtropischer Herkunft den Süden Deutschlands. Beispielsweise konnten in Lahr schon am 7. +25,2 °C gemessen werden, am 8. wurde es auch in einigen Orten Bayerns sommerlich warm (z. B. Regensburg +25,1 °C). Doch die Luft war nicht nur warm, sondern zunehmend auch feucht. Über dem Süden Frankreichs hatte sich ein kleines Hitzetief gebildet, das am 8. als Bodentrog - aber noch mit erkennbarer Kaltfront - über die Mitte Deutschlands nordostwärts wanderte. Ihm folgten gleich zwei weitere Kaltfronten nach. Erstere gehörte zu Tief "Adheld", die zweite zu einem darin aufgehenden Randtief. Der Bodentrog respektive die zugehörige Kaltfront sorgten bereits in den Frühstunden von West nach Ost verbreitet für teilweise schauerartige und besonders im Westen mit Gewittern durchsetzte Niederschläge. Im Umfeld der zweiten Kaltfront entwickelten sich am Nachmittag zuerst im Süden, dann auch in der Mitte und im Nordosten Deutschlands kräftige Schauer und Gewitter (z. B. Freudenstadt 15 mm in sechs Stunden). Die dritte Kaltfront brachte, mit Hilfe eines markanten kurzwelligen Höhentroges, die heftigsten Wettererscheinungen in Form von Gewittern mit Sturm- und schweren Sturmböen im äußersten Norden Deutschlands hervor. An der Station Heide wurden sogar 112 km/h und damit orkanartige Böen gemessen.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
01.05.2009, 00 UTC 04.05.2009, 00 UTC 08.05.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
01.05.2009, 00 UTC 04.05.2009, 00 UTC 08.05.2009, 00 UTC

Hinter den Kaltfronten wurde kurzzeitig recht kühle Meeresluft in den Norden Deutschlands geführt. In der Nacht zum 9. trat im Mittelgebirgsraum verbreitet leichter Bodenfrost auf, die 2-m-Temperaturen gingen bis nahe des Gefrierpunktes zurück (z. B. Fritzlar +1,7 °C). Schon am 9. jedoch zog ein weiteres kleines Tief ("Bringfried") über die Mitte Deutschlands nordostwärts. Vorderseitig gewann die feuchtwarme Luft wieder nach Norden an Raum, in ihr entstanden am Nachmittag im Süden Deutschlands erneut kräftige Gewitter mit örtlichem Starkregen, Hagel und Sturmböen (z. B. Harburg 94 km/h). In der darauffolgenden Nacht war davon auch der Osten betroffen (z. B. Genthin 18 mm in sechs Stunden).
Am 10. verlieft die Grenze zwischen warmer und recht feuchter Luft mit zweistelligen Taupunktstemperaturen sowie etwas kühlerer, vor allem aber trockenerer Luft mit Taupunkten von zum Teil nur wenig über dem Gefrierpunkt quer über die südliche Mitte Deutschlands hinweg. Im Süden lebte die Gewitteraktivität im Tagesverlauf erneut auf; an der Station Stuttgart/Schnarrenberg fielen bis 18 UTC 14 mm. In den Abendstunden näherte sich von Frankreich her ein in die südwestliche Höhenströmung eingelagerter Kurzwellentrog. In Verbindung damit wurde die Luftmassengrenze reaktiviert. Schauerartige Regenfälle griffen bis zum Morgen des 11. über den Mittelgebirgsraum nordwärts aus, im Süden gab es weitere Gewitter (z. B. Mühlacker 21 mm in sechs Stunden bis 06 UTC).
Unter hohem Geopotential platzierte sich zu Beginn der zweiten Monatsdekade Hoch "Verti" mit seinem Schwerpunkt über der nördlichen Nordsee. Es lenkte von Nordosten her kühle Luft in den Norden Deutschlands, während auf der Vorderseite des vom Ostatlantik langsam zur Mitte Frankreichs ziehenden Tiefs "Cornelius" die Zufuhr feuchtwarmer Luft in den Süden Deutschlands aufrechterhalten wurde. Dies hatte eine Verschärfung der thermischen Gegensätze entlang der Luftmassengrenze zur Folge, an der es am 11. über der Mitte - zusätzlich gestützt durch die Hebungsantriebe eines über die Nordhälfte schwenkenden Höhentroges - zu länger anhaltenden Regenfällen (z. B. Gießen 21 mm in zwölf Stunden bis 18 UTC) kam. Zwischen Main und Donau sowie am Alpenrand gab es am Nachmittag die fast schon obligatorischen Gewitter mit Starkregen und örtlichem Hagel.

12.05., 12:56 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Zum 12. kippte die Luftmassengrenze in eine nordwest-südöstliche Ausrichtung und verschob sich etwas weiter nach Süden. Auf ihrer kalten Nordseite regnete es etwa von der Eifel bis nach Südostbayern anhaltend und ergiebig, nördlich davon herrschte unter dem Einfluss von Hoch "Verti" sonniges und trockenes Wetter. In der frischen Kaltluft gab es dort am Morgen örtlich jedoch sogar leichten Frost (z. B. Fassberg -1,5 °C). Die Gewittertätigkeit konzentrierte sich am Nachmittag auf Baden-Württemberg (z. B. Bad Herrenalb 21 mm binnen zwei Stunden).
Auch am 13. und 14. änderte sich an der großräumigen Wettersituation nichts Wesentliches. Ein sich von Süden her aufwölbender Hochdruckrücken dämpfte zwar die konvektive Aktivität auch im Süden etwas, sodass die Gewitter weniger verbreitet auftraten. Dort, wo sich Gewitter bildeten, gingen sie aber dennoch örtlich mit Starkregen und Hagel einher. Am Abend des 14. gab es bei Baden-Baden und Neuenbürg sogar zwei Tornados, die Dächer abdeckten und Bäume entwurzelten. Im Norden dauerte das sonnige und trockene Wetter an, speziell im Nordosten sanken die Temperaturen in den klaren Nächten bis in Gefrierpunktnähe ab.
Am 15. passierte die Kaltfront eines über Frankreich neu entstandenen kleinen Tiefs - auf den Analysekarten jedoch weiter als "Cornelius" geführt - Deutschland im Tagesverlauf von Südwest nach Nordost. Mit ihr wurde die feuchtwarme Luftmasse nach Nordosten abgedrängt und vorübergehend durch deutlich kühlere Atlantikluft ersetzt. Vor und an der Front bildeten sich etwa entlang einer Linie Frankfurt/Main - Stuttgart - Westallgäu Gewitter aus, die einmal mehr mit örtlich starkem Regen und Hagelschlag verbunden waren (z. B. Offenbach 22 mm in sechs Stunden). Sonst fiel im Westen großflächig Regen, im Nordosten blieb es noch trocken.

16.05., 09:44 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
Letzter frontaler Regen zog am 16. ostwärts ab, dahinter schob sich ein Keil des Azorenhochs nach Mitteleuropa vor und sorgte für eine zwischenzeitliche Wetterberuhigung. Doch über Westeuropa regenerierte sich der Langwellentrog, und bei den Britischen Inseln brachte sich schon das nächste Tief ("Detlef") in Stellung. So drehte die Strömung zum 17. zurück auf Südwest, für kurze Zeit konnte wiederum subtropische Warmluft nach Mitteleuropa vordringen. Die Kaltfront überquerte samt einer vorlaufenden Konvergenzlinie in den Nachmittagsstunden und in der Nacht zum 18. Deutschland von West nach Ost und beendete endgültig die über eine Woche lang andauernde Gewitterlage. Sowohl an der Konvergenzlinie als auch an der Kaltfront entluden sich kräftige Schauer und Gewitter, beispielsweise fielen in Rheinstetten bei Karlsruhe in Zusammenhang mit der Frontpassage am Abend 16 mm Regen binnen zwei Stunden.
Eine ausführliche Analyse zu den Gewitterereignissen vom 8. bis zum 17. findet sich hier.

20.05., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
Auf der Rückseite der Front strömte von Westen her kühlere Meeresluft ein, doch Tief "Detlef" verharrte mit seinem Zentrum bei den Britischen Inseln. Auch der Langwellentrog in der Höhe änderte seine Position kaum und wurde von Nordwesten her regeneriert. Ein um den Trog herum laufender kurzwelliger Anteil vergrößerte seine Wellenlänge und Amplitude und tropfte als separates Höhentief zu den Azoren ab. Es hatte zunächst nur unmittelbare, etwa eine halbe Woche später dann aber direkte Auswirkungen auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Um den Beginn der dritten Dekade trug es zu einer von den Kanaren bis weit in den Süden Russlands hinein reichenden, glatten südwestlichen Höhenströmung bei, mit der alsbald wieder spürbar wärmere Luft auch nach Mitteleuropa respektive Deutschland gelangte. Dies verdeutlicht zum Beispiel ein Blick auf die Höchsttemperaturen an der Station Rheinstetten: Am 18. wurden dort +20,9 °C erreicht, einen Tag später schon +25,6 °C und am 20. +28,6 °C. Dazu schien an diesen drei Tagen bundesweit häufig die Sonne; in der Nähe zum Höhentrog und damit zur höhenkältesten Luft traten besonders im Nordwesten anfangs noch einige Schauer und kurze Gewitter auf.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
12.05.2009, 00 UTC 16.05.2009, 00 UTC 20.05.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
12.05.2009, 00 UTC 16.05.2009, 00 UTC 20.05.2009, 00 UTC

Ausgerechnet zu Christi Himmelfahrt am 21. stand Deutschland die nächste Gewitter- und Unwetterlage ins Haus. Teils durch die zunehmende Erwärmung der unteren Luftschichten, teils durch in der strammen südwestlichen Höhenströmung nordostwärts gesteuerte Kurzwellentröge entstand am Abend des 20. über der Mitte Frankreichs ein flaches Tief ("Erich"), dessen Weg bis zum 22. über die Benelux-Staaten und Norddeutschland zur Ostsee führte. In der Höhe schwenkte ein markanter, aus dem westeuropäischen Langwellentrog stammender kurzwelliger Trog über Norddeutschland nordostwärts. Nach einem sehr warmen Tag waren bereits am Abend des 20. über der Mitte Deutschlands Gewitter aktiv; in den Frühstunden des 21. kamen vom Elsass her in Baden-Württemberg Gewitter auf. Am Nachmittag breiteten sich erneut und dann teilweise kräftige Gewitter über Baden-Württemberg und Bayern aus, im Norden organisierten sich die Gewitter mit Unterstützung des Höhentroges linienhaft mit örtlich orkanartigen Böen (z. B. Rostock-Warnemünde 108 km/h). Bei Schwerin verursachte ein Tornado schwere Schäden.
Die Kaltfront von "Erich" schritt, durch eine an ihr nordostwärts ablaufende Welle, nur langsam südostwärts voran. Südlich des Mains lagerte somit am 22. noch die feuchtwarme Luft, in der sich am frühen Nachmittag wieder Schauer und Gewitter entwickelten. Der Nordteil des westeuropäischen Langwellentroges bewegte sich über Skandinavien und Norddeutschland ostwärts. In der hochreichend kalten Luft (unter -25 °C im 500-hPa-Niveau) gab es auch dort Schauer und einzelne Gewitter. Ansonsten klangen Schauer und Gewitter im Tagesverlauf unter dem Einfluss eines rasch ostwärts vorstoßenden Keil des Azorenhochs, der über West- und Mitteleuropa eine eingeständige Hochzelle ("Xenia") ausbildete, rasch ab. Weitere Informationen zu den Gewitterereignissen rund um Christi Himmelfahrt liefert dieser Artikel.

24.05., 12:29 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
Hoch "Xenia" huschte am 23. rasch über die Mitte Deutschlands Richtung Südosteuropa. Nun kam das Höhentief über dem Ostatlantik ins Spiel, das sich mit seinem Zentrum bis dahin über dem Süden Portugals eingefunden hatte. An seiner Ostflanke wurde mit einer zunehmend südwestlichen bis südlichen Strömung für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Luft nach West- und Mitteleuropa gelenkt; im 850-hPa-Niveau wurden über dem Süden Deutschlands Temperaturen über +20 °C analysiert. Bis einschließlich zum 25. sorgte noch ein vom zentralen Mittelmeer nordwärts weisender Hochdruckrücken für Stabilisierung. Viel Sonne ließ die Temperaturen zum ersten Mal im Frühjahr 2009 verbreitet über die +30-Grad-Marke steigen, am Kaiserstuhl wurden von einer privaten Wetterfirma gar +35,3 °C gemessen. An elf Stationen im Süden und Westen der Bundesrepublik konnten neue Dekaden- und gleichzeitig auch Mairekorde der Höchsttemperatur registriert werden.
Zum 26. gliederte sich das Höhentief bei den Britischen Inseln einem innerhalb der nordatlantischen Frontalzone ostwärts schwenkenden Höhentrog an und wurde rasch nordostwärts gesteuert. Für den Süden Deutschlands von besonderer Bedeutung war ein kurzwelliger Rest, der über Südfrankreich und die Schweiz nordostwärts zog und dort am Nachmittag hochreichende Konvektion initiierte. Über Frankreich verlagerte sich ein Tief ("Felix") nordwärts über Benelux hinweg zur Nordsee. An und vor der zugehörigen Kaltfront formierten sich über dem Südwesten Deutschlands schon in den Frühstunden erste Gewitter, am Nachmittag auch im Norden und Osten. Von den Schweizer Alpen bewegte sich am Spätnachmittag und Abend ein mesoskaliges konvektives System (MCS) über den Bodenseeraum sowie den Südosten Baden-Württembergs und den Süden Bayerns. Die an seiner Vorderkante zum Teil linienhaft angeordneten Gewitter brachten örtlich Orkanböen bis 156 km/h in Uhldingen-Mühldorf am Bodensee und Starkregen bis 60 mm in einer Stunde in Mering bei Augsburg hervor. In Konstanz häufte sich der Hagel mehrere Zentimeter hoch an. Der Sachschaden betrug mehrere Millionen Euro, allein die Schäden in der Landwirtschaft wurden einige Tage nach dem Unwetter auf rund 40 Millionen Euro beziffert. Eine Nachbetrachtung dieses Ereignisses kann unter diesem Link abgerufen werden.
Der Kaltfront von "Felix" folgte unmittelbar eine zweite Kaltfront nach, die am Abend des 26. im Norden Deutschlands mit Schauern und Sturmböen (z. B. Nordholz 76 km/h) verbunden war und hinter der am 27. deutlich kühlere Atlantikluft einströmte. Über dem Süden Deutschland gingen die 850-hPa-Temperaturen binnen 24 Stunden um rund 15 K zurück, was sich auch in den Höchsttemperaturen widerspiegelte: Wurden in Kempten am 26. noch +25,9 °C erreicht, waren es einen Tag später nur noch +15,7 °C. Dazu immerhin schien bei nur noch lockeren Quellwolken häufig die Sonne.

28.05., 12:44 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
31.05., 12:57 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
Am 28. überquerte an der Ostflanke eines bei den Britischen Inseln entstehenden Hochs ("Zsuzsanna") das okkludierende Frontensystem von Tief "Grant" große Teile Deutschlands. Verbreitet fiel etwas Regen; vor allem nach Osten hin, wo auch einzelne Gewitter mit dabei waren. In der mittleren und oberen Troposphäre korrespondierte zu dem Tief ein Höhentrog, der über der Ostsee einem Abschnürungsprozess unterworfen war. Das sich auf diese Weise ergebende Höhentief etablierte sich zum Monatsende über dem östlichen beziehungsweise südöstlichen Mitteleuropa, während sich hohes Geopotential und am Boden Hoch "Zsuzsanna" über Südskandinavien aufbauten. In der Nähe des Höhentiefs war im Osten und Südosten sehr kühle Luft wetterbestimmend; beispielsweise kam Fürstenzell am 30. auf eine Höchsttemperatur von nur +9,1 °C. In den Nordosten dagegen strömte von Osten her warme, aber auch recht feuchte Luft. Zum Teil kräftige Schauer und Gewitter an den Nachmittagen des 30. und 31. waren die Folge. Besonders über den Großraum Berlin luden gleich mehrere Gewitter ihre nasse Fracht ab; an den letzten beiden Tagen des Monats fielen zum Beispiel an der Station Berlin-Dahlem insgesamt 30 mm. Richtung Westen blieb es dagegen sonnig, trocken und mäßig warm mit Höchstwerten um +20 °C.

Bodendruckanalysen | Quelle: FU Berlin / DWD
24.05.2009, 00 UTC 28.05.2009, 00 UTC 31.05.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur | Quelle: Wetterzentrale
24.05.2009, 00 UTC 28.05.2009, 00 UTC 31.05.2009, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Mai 2009 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Fehmarn
Augsburg
Rheinstetten
+12,2 °C
+14,1 °C
+16,1 °C
+1,6 K
+1,9 K
+2,3 K
47,1 mm
113,9 mm
75,9 mm
101%
131%
83%
303,7 h
213,7 h
233,1 h
126%
107%
115%


Text und Gestaltung: CE


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Lacunosa Wetterberatung