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Samstag, 4. Oktober 2008, 19:30 MESZ
Rückblick September 2008 Satellitenbild: 13.09.2008, 11:30 UTC, NOAA-18 VIS/IR Quelle: B. J. Burton |
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Wetterlage und Entwicklung Ungewöhnlich rasch vollzog sich im September 2008 in Deutschland der Übergang vom Spätsommer zum Herbst. Nach einer recht warmen ersten Monatshälfte ließ eine über fast zwei Wochen andauernde Nordost- bis Ostströmung die Temperaturen ab der Monatsmitte sinken und kehrte den anfänglichen Wärmeüberschuss noch in eine deutlich negative Abweichung um. Erstmals seit dem November des vergangenen Jahres verlief damit ein Monat im deutschlandweiten Durchschnitt wieder zu kalt. Am Ende standen im Flächenmittel -0,9 K zu Buche. Während es im Norden örtlich sogar um einige Zehntel Grad wärmer als im Schnitt der Jahre 1961 bis 1990 war (z.B. Hamburg +13,7 °C, +0,2 K), wichen die Temperaturen im Süden deutlich nach unten von den langjährigen Mittelwerten ab. In Saarbrücken beispielsweise konnte nur eine Monatsmitteltemperatur von +12,1 °C errechnet werden - das sind ganze 2,0 K weniger als sonst im September üblich. Ein inhomogenes Bild gab die Niederschlagsverteilung ab, hauptsächlich im Norden fiel jedoch teilweise deutlich weniger Niederschlag als im Schnitt (z.B. Bremen 24,9 mm, 44 Prozent des Mittels der Jahre 1961 bis 1990). Höhere Mengen als normalerweise im September zu verzeichnen sind hatte das Saarland zu bieten (z.B. Trier 79,5 mm, 134 Prozent). Mit Ausnahme einiger Regionen im Nordwesten schien die Sonne sehr viel seltener als im Klimamittel. Als besonders benachteiligt ging aus dieser Statistik die Mitte und der Süden hervor, in Augsburg zeichnete der Sonnenscheinautograph gerade einmal 106,1 Sonnenscheinstunden auf (62 Prozent). In Karlsruhe handelte es sich beim September 2008 um den ersten zu kalten Monat seit April. Waren die Abweichungen damals nur unbedeutender Natur (-0,1 K), konnte man in diesem Monat doch von einer signifikanten Anomalie (-1,3 K) sprechen. Mit 49,2 mm wich die Niederschlagssumme nur unwesentlich vom Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 ab (92 Prozent). Dagegen schien die Sonne mit 115,3 Stunden längst nicht so häufig wie das in einem Septembermonat zu erwarten wäre (67 Prozent).
Bei den Britischen Inseln lag am 2. ein umfangreiches und hochreichendes Tiefdrucksystem, zu dem letztendlich auch "Karla" gehörte. Ein Kern dieses Systems erhielt den Namen "Lieselotte". Auf der Vorderseite des gesamten Systems wurde über Mitteleuropa mit einer südwestlichen Strömung erneut warme Luft wetterwirksam. Dies spiegelte sich beim Wetter und in den Höchsttemperaturen wider; bei viel Sonne wurden in der Mitte und im Süden des Landes verbreitet Werte bis +25 °C gemessen, in Karlsruhe sogar +26,2 °C. Lediglich der Nordwesten musste unter dichten Wolken und bei etwas Regen mit knapp +20 °C vorlieb nehmen. Am Abend erreichte die Kaltfront von Tief "Lieselotte", das inzwischen über Südskandinavien analysiert werden konnte, den Nordwesten Deutschlands und wanderte am 3. langsam über das Bundesgebiet hinweg südostwärts. Dabei regnete es vor allem in einem breiten Streifen quer über der Mitte kräftig, vereinzelt waren auch Gewitter mit von der Partie. Bis zum Abend meldeten beispielsweise Lahr und Freiburg/Flugplatz je 19 mm Regen in zwölf Stunden. Im Süden und Osten Bayerns blieb es bis zum Abend trocken, dort kam der Regen erst in der Nacht zum 4. an.
Reste der Luftmassengrenze konnten am 5. anfangs noch in Form von dichten Wolken über Süddeutschland identifiziert werden, die aber bald immer mehr der Sonne wichen. Vor einem weiteren kräftigen Tief ("Mattea"), das sich mit seinem Zentrum zu den Britischen Inseln bewegte, drehte die Strömung über Mitteleuropa auf südliche Richtungen. Damit wurde erneut kurzzeitig sehr warme Subtropikluft herangeführt, in Kempten stiegen die Temperaturen bis auf +29,5 °C. Am späten Abend näherte sich jedoch die Kaltfront samt vorlaufender Konvergenz des Tiefs, im Westen Deutschlands konnten einzelne Gewitter beobachtet werden. Die Front des nahezu ortsfesten Tiefs kam einen Tag später wiederum nur zögernd ostwärts voran. In mehreren Staffeln und verbunden mit schauerartigen Regenfällen floss am Wochenende 6./7. von Westen her kühlere Luft ein. Besonders in Bayern konnte sich die Warmluft allerdings noch einige Zeit halten. Regensburg verzeichnete am 6. noch einmal hochsommerliche +30,4 °C, ehe dort am 7. - nach Kaltfrontdurchgang - nurmehr +17,0 °C gemessen wurden.
Im Vorfeld des Höhentroges, der die Britischen Inseln nordostwärts passierte, begann es bereits am späten Abend des 9. im Westen Deutschlands zu regnen. Das okkludierte Frontensystem des zugehörigen Bodentiefs überquerte das Bundesgebiet in der ersten Tageshälfte des 10. mit etwas Regen im Süden ostwärts. Zwar schien am Nachmittag immer öfter die Sonne, jedoch reichte es trotzdem nur zu Tageshöchsttemperaturen um +20 °C.
Zum 11. hatte sich über Skandinavien das ausgeprägte Hochdruckgebiet "Dieter" breit gemacht. In der Höhe etablierte sich hohes Geopotential ebenfalls über dem nordeuropäischen Raum, ein Hochdruckrücken erstreckte sich vom westlichen Mittelmeer nordwärts bis zur Nordsee. Der ehemalige Hurrikan "Hanna" lag knapp nordwestlich der Britischen Inseln inmitten eines langwelligen Höhentroges. Aus einem weiteren Höhentrog über Südwesteuropa lief ein kurzwelliger Anteil am Abend nach Nordosten ab. Die damit verbundenen Hebungsprozesse führten zur Bildung eines ausgedehnten Wolkengebietes, aus dem es nach einem sonnigen und mit Ausnahme des Nordens und Nordostens bundesweit sommerlich warmen Tag am späten Nachmittag im Südwesten leicht regnete. Im Süden Bayerns kamen aus den Alpen heraus am Abend kräftige Gewitter auf, auf dem Wendelstein fielen 20 mm innerhalb von sechs Stunden.
Insgesamt markierten die Tage um die Monatsmitte eine grundlegende Umstellung der großräumigen Wettersituation. Verlief der Monat bis dahin fast überall teilweise deutlich zu warm, so kehrten sich die Abweichungen von nun an langsam ins Gegenteil um. Zwischen dem immer mächtiger werdenden Hoch "Dieter" über Skandinavien und Tief "Olivia" über Mittelitalien wurde mit einer östlichen Strömung am 14. und 15. von Nordosten her immer kältere Luft nach Mitteleuropa transportiert. Ein in dieser Strömung mitschwimmendes kleines Höhentief, ein sogenannter "Kaltlufttropfen", bewegte sich am 14. über die Mitte Deutschlands hinweg zu den Alpen. Warmluftadvektion auf seiner Rückseite ließ es am 14. besonders im Nordosten, am 15. in der Mitte und im Südosten regnen. Im Dauerregen wurden hauptsächlich in Bayern nur noch einstellige Höchsttemperaturen gemessen, beispielsweise in Straubing +8,7 °C.
Daran änderte sich auch am 20. und 21. noch nichts Wesentliches. Hoch "Erich" setzte sich vor der Deutschen Bucht fest und sorgte für teils heiteres, teils wolkiges und ruhiges Wetter mit kalten Nächten und frischen bis milden Tagestemperaturen. Wie kalt die Luft tatsächlich war, zeigen insgesamt 18 ein- bzw. neu aufgestellte Dekadenrekorde für die Tiefsttemperatur zwischen dem 17. und 22. Ein gesonderter Artikel dazu ist hier abrufbar.
Erst gegen Ende des Monats begann ein Umbau an den großräumigen Strukturen. Der südosteuropäische Tiefdruckkomplex verlagerte sich weiter südwärts und verlor den Bezug zum mitteleuropäischen Wettergeschehen. Hoch "Fody" arbeitete sich bis zum 27. mit seinem Schwerpunkt nach Deutschland voran, sodass der Zustrom kalter Luft aus Osten endgültig unterbunden wurde. Abgesehen von einigen dichteren Wolkenfeldern und letztem Regen im Süden am 25. schien an den beiden anderen Tagen ausgiebig die Sonne und es wurde auch im Norden und Osten bis nahe +20 °C warm. In den windschwachen und sternenklaren Nächten kühlte die Luft jedoch wiederum stark aus - Tiefsttemperaturen zwischen +5 und 0 °C waren in der Mitte und im Süden des Landes die Regel.
Stück für Stück rückte die nordatlantische Frontalzone von Norden her an den europäischen Kontinent heran; unter Wellenbildung erreichte die Kaltfront von "Pelagia" am 29. auch die Mitte und den Süden Deutschlands. Teilweise regnete es dabei etwas. Am 30. näherte sich mit Tief "Quinta", das sich bei Island entwickelt hatte, der erste Herbststurm des Jahres. Das okkludierende Frontensystem griff bereits am Morgen auf den Nordwesten über, bis zum Abend breitete sich der länger anhaltende Regen auf das ganze Land aus. Der Südwestwind frischte merklich auf, auf den Gipfeln der Mittelgebirge konnten erste schwere Sturmböen beobachtet werden. Mit 126 km/h blies der Wind auf dem Brocken im Harz gar schon in Orkanstärke.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom September 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Text und Gestaltung: CE
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