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Mittwoch, 3. September 2008, 14:30 MESZ
Rückblick August 2008 Satellitenbild: 23.08.2008, 06:13 UTC, NOAA-15 IR Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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Wetterlage und Entwicklung Wechselhaft, ohne beständige Hochdrucklagen und dennoch warm - das war der August 2008 in Deutschland. Mit einer über die Fläche gemittelten Temperatur von +16,9 °C war der Monat im bundesweiten Schnitt um 0,8 K wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Besonders hervor tat sich dabei der Osten und Süden, wo die Abweichungen örtlich bis 1,4 K betrugen (z.B. Magdeburg, Kempten). In der Westhälfte wichen die Temperaturen dagegen meist nur marginal von den langjährigen Mittelwerten ab. Deutlich zu nass verlief der letzte Sommermonat in der Nordhälfte Deutschlands, wo zum Teil mehr als das Doppelte der üblichen Niederschlagsmenge fiel (z.B. Helgoland 183,6 mm, 281 Prozent vom Mittel). Wesentlich dazu bei trugen am 23. anhaltende und ergiebige Regenfälle. Auch im Südwesten wurde das Niederschlagssoll überschritten, zu trocken war es dagegen in der Mitte Deutschlands und in Teilen Bayerns. Nach Juni und Juli konnte auch der August bei der Anzahl der Sonnenscheinstunden nicht überzeugen. Zwar schien die Sonne im Süden und Osten mit 220 bis 230 Stunden meist etwas länger als im Schnitt (z.B. Straubing 108 Prozent), vor allem im Norden und Westen blieb sie aber deutlich hinter den klimatologischen Erwartungen zurück (z.B. Emden 134,7 Stunden, 67 Prozent). Mit einer positiven Monatsmitteltemperatur von +19,7 °C fiel der August 2008 in Karlsruhe um 0,9 K wärmer aus als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Das Mittel der Jahre 1971 bis 2000 wurde dagegen exakt getroffen. Damit verliefen alle drei Sommermonate zu warm, in erster Linie sticht hierbei der Juni (+2,0 K) hervor. Erstmals seit April kam in der Monatsabrechnung wieder mehr Regen zusammen als im langjährigen Schnitt. 92,6 mm bedeuteten 140 Prozent des Mittels. Mit 219,7 Stunden bewegte sich der Monat sonnenscheintechnisch im Rahmen des Normalen.
Am 2. hatte die Kaltfront Deutschland nach Osten verlassen, dahinter setzte sich kurzzeitig Zwischenhocheinfluss mit längeren sonnigen Abschnitten durch. Am südlichen Rand eines umfangreichen Höhentiefkomplexes zielte eine für die Jahreszeit recht kräftige Frontalzone vom mittleren Nordatlantik und den Britischen Inseln zur Nordsee und nach Dänemark. Innerhalb dieser westlichen Strömung wurden kurzwellige Randtröge und Frontensysteme ostwärts gesteuert. Ein solcher Randtrog überquerte in der Nacht und am Vormittag des 3. den Norden und die Mitte Deutschlands, verbreitet fiel etwas Regen.
Während am 5. auf der Rückseite des nur langsam weiter nordostwärts vorankommenden Tiefs im Nordosten noch Regenschauer und an der Ostsee schwere Sturmböen (z.B. Kap Arkona 101 km/h) beobachtet werden konnten, machte sich im Rest des Landes ein Keil des Azorenhochs mit längeren sonnigen Phasen bemerkbar. Lediglich unmittelbar am Alpenrand hielten sich noch dichtere Wolkenfelder der Kaltfront, aus denen es etwas regnete. Die Temperaturen lagen meist zwischen +20 und +25 °C, am Rhein wurden bis +28 °C in Karlsruhe gemessen. Am 6. ging aus dem Keil des Azorenhochs eine eigenständige Hochzelle ("Werner") hervor, die über die Alpen ostwärts wanderte und dem Süden und der Mitte Deutschlands einen sonnigen und hochsommerlich heißen Tag bescherte. Am Rhein wurden Temperaturen über +30 °C registriert. In Norddeutschland verdeckten dagegen dichte Wolken der Warmfront von Tiefdruckgebiet "Christine" mit Zentrum südwestlich von Irland den Himmel, dort regnete es in vielen Gegenden etwas. In der Höhe zeichnete sich das Bild einer leicht mäandrierenden Westströmung mit Trog-Rücken-Mustern. Der zu Hoch "Werner" korrespondierende Rücken bewegte sich am 7. über Mitteleuropa hinweg, von Westen her rückte der zu Tief "Christine" gehörende Höhentrog nach. Wie so häufig war auch in diesem Fall vor der Kaltfront des Tiefs eine Konvergenzlinie zu analysieren, an der sich mit Unterstützung des Tagesgangs am Nachmittag in Baden-Württemberg, Hessen sowie dem Nordseeumfeld kräftige Schauer und Gewitter bildeten. Im Nordwesten Deutschlands entstand eine ausgeprägte Gewitterlinie, die überregional Unwetter hervorbrachte. In Schleswig fielen innerhalb einer Stunde 39 mm Regen, am Flughafen Hannover blies der Wind in Böen mit 102 km/h. Auch an der Station Heide/Elpersbüttel wurden schwere Sturmböen gemessen. Am Abend war der Süden Deutschlands von schweren Gewittern mit Sturmböen und Starkregen betroffen (siehe Artikel).
Obwohl der Trog rasch nach Osten vorankam, setzte sich am 9. und 10. das für die Hochsommermonate untypisch wechselhafte Wetter fort. Dabei gestaltete sich der 9. mit nur einzelnen Regenschauern und Temperaturen meist zwischen +20 und +25 °C weitgehend freundlich. Am 10. zog das Frontensystem von Tief "Dorothee" über die Nordhälfte Deutschlands hinweg, wobei es länger anhaltend regnete. Die 12-stündigen Niederschlagsmengen bis 20 Uhr MESZ blieben mit unter 10 mm aber gering.
Am 13. und 14. verschob sich Tiefdrucksystem "Elfriede" nordostwärts und wartete mit zwei Zentren über der Nordsee und dem Süden Norwegens auf. Im Norden Deutschlands gab es aufgrund der Nähe zum nordostwärts schwenkenden Höhentrog noch Regen und Regenschauer, im Süden überwog bei sommerlichen Temperaturen am Rhein schwacher antizyklonaler Einfluss. Zur Monatsmitte lag Mitteleuropa auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges, der sich - aufgespalten in mehrere kurzwellige Anteile - vom Nordmeer südwärts erstreckte und seine schärfste Ausprägung von den Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel aufwies. Vorderseitig des Troges verlief die ehemalige Kaltfront von Tief "Elfriede" als Luftmassengrenze über Nordwestrussland, Osteuropa und die Alpen hinweg zum westlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Der Südteil des Troges zog bis zum Abend des 15. zur nördlichen Adria und initiierte dort an der Luftmassengrenze eine Tiefdruckentwicklung. "Friederike", so der Name des dipolartigen Systems mit zwei Zentren über dem Balkan und Nordpolen, verlagerte sich auf Vb-artiger Zugbahn nordostwärts und brachte in einem breiten Streifen von Slowenien bis hinauf zur polnischen Ostseeküste unwetterartige Gewitter. Mehrere Tornados richteten im Süden Polens schlimme Schäden an, insgesamt starben mindestens sieben Menschen (siehe Artikel). Auf der kalten Seite der Luftmassengrenze fiel in der Südosthälfte Deutschlands Regen, im Nordwesten blieb es heiter und trocken.
Zu Beginn der letzten Monatsdekade weitete sich über dem Ostatlantik zum wiederholten Male ein langwelliger Höhentrog nach Süden aus. Im Zuge dessen etablierte sich über Mitteleuropa eine Südwestströmung, mit der in verstärktem Maße wieder Warmluft in die Südhälfte Deutschlands gelenkt wurde. Die Höchsttemperaturen lagen in Bendorf und in Regensburg bei +27 °C. Am 22. und 23. arbeitete sich der Höhentrog nach Mitteleuropa vor. Im Bodendruckfeld konnten zwei Kaltfronten ausgemacht werden, die zu den Tiefdruckgebieten "Helga" und "Inge" gehörten und die Bundesrepublik bis zum Morgen des 23. passierten. Dabei kam es vor allem am Nachmittag und Abend des 22. zu schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern. In der Mitte und im Norden summierten sich die Niederschläge bis zum 23., 08 Uhr MESZ verbreitet auf Werte im zweistelligen Bereich, Bad Marienberg meldete 42 mm. Die um das Zentrum von "Helga" herumgeholte Okklusion ließ es tagsüber ganz im Norden ergiebig regnen. Bis zum Abend addierten sich zu den ohnehin schon hohen Mengen des Vortages mancherorts mehrere Dutzend Liter dazu. In Dörnick kamen beispielsweise 63 mm zusammen, über 24 Stunden gerechnet fielen in Schleswig-Holstein an mehreren Stationen mehr als 50 mm.
Erst gegen Ende des Monats stellte sich die Großwetterlage vorübergehend um. Weitere Austrogungen vor Westeuropa fanden zunächst nicht mehr statt, stattdessen schob sich ausgehend vom Azorenhoch eine Hochdruckzone über West- und Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer vor. Nur den Norden streiften Ausläufer der nahen Frontalzone, die von Neufundland über die Britischen Inseln und Südskandinavien nach Nordwestrussland verlief. Dies bedeutete am 26. und 27. sonniges und sehr warmes Wetter im Süden, der Norden versteckte sich dagegen einmal mehr unter dichter Bewölkung und etwas Regen.
Monatswerte Nachstehend Monatswerte vom August 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):
Monatsmittel Temperatur und Niederschlag
Text und Gestaltung: CE
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