Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Februar 2008
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Freitag, 14. März 2008, 19:00 MEZ


Rückblick Februar 2008


Satellitenbild: 24.02.2008, 12:15 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory


Wetterlage und Entwicklung

Mit dem Februar 2008 fiel auch der dritte Wintermonat der Saison 2007/08 in Deutschland über die Fläche gemittelt zu warm aus. Die Abweichungen gegenüber den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 reichten von +1,7 K in Lahr im noch verhältnismäßig kühlen Südwesten bis +4,9 K in Angermünde im besonders milden Nordosten. Beim Niederschlag ergab sich ein recht differenziertes Bild. In einigen Regionen Nord- und Westdeutschlands ging teilweise fast die Hälfte mehr Niederschlag nieder als nach dem klimatologischen Mittel zu erwarten wäre (z.B. in Frankfurt/Main), vor allem in der Mitte und im Süden war es dagegen deutlich zu trocken. Beispielsweise verzeichnete Leipzig nur 28 Prozent des Monatssolls. Einheitlich präsentieren sich die Abweichungen der Sonnenscheindauer gegenüber den Vergleichswerten aus dem Zeitraum 1961 bis 1990. Bis auf den äußersten Norden, wo die Sonne örtlich unter der mittleren Anzahl an Stunden blieb, schien sie deutschlandweit zu lang - verglichen mit den Durchschnittswerten. Konstanz brachte es auf 191,5 Stunden und damit auf 261 Prozent der mittleren Zeit im Monat Februar.

In Karlsruhe stand nach dem Januar auch Ende Februar ein Pluszeichen vor der Abweichung der Monatstemperatur gegenüber dem langjährigen Mittel. Diese betrug +2,7 K bezogen auf die Jahre 1961 bis 1990 und immerhin noch +2,3 K gegenüber den Jahren 1971 bis 2000. Zudem war der Februar 2008 schon der fünfte Monat in Serie, der zu trocken verlief. Zwar fehlten zum Schluss nur wenige Millimeter Niederschlag, mit 97 Prozent wurde das Soll letztendlich dann aber doch knapp nicht erfüllt. Mit 146,7 Stunden schien die Sonne fast doppelt so lang (191 Prozent) wie im Februar üblich.

Der Monat begann stürmisch. Das Orkantief "Resi" hatte sich zum 1. über der nördlichen Nordsee eingefunden, das okkludierende Frontensystem überquerte Deutschland im Tagesverlauf von Nordwest nach Südost mit Regen- und - in etwas erhöhten Lagen - auch Schneefällen. Die höchste Böe verzeichnete mit 148 km/h der Brocken, auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden 140 km/h registriert. An den Küsten traten örtlich, wie z.B. in Kiel, orkanartige Böen auf. Am 2. verlagerte sich "Resi" zur Ostsee, allerdings folgten sowohl am Boden als auch in der Höhe Tröge nach. Im Bereich dieser Tröge gingen vor allem im Norden und in der Mitte des Landes noch zum Teil kräftige Regen-, Schnee- und Graupelschauer nieder. Am Morgen lag stellenweise sogar im Ruhrgebiet Schnee (z.B. Essen 6 cm) - eine Rarität in diesem Winter. In Verbindung mit dem Höhentrog lebte auch der Wind nochmals stark auf, in Nordholz wurden 122 km/h gemessen. Weitere Informationen zu "Resi" gibt es hier.
Am Faschingssonntag setzte sich bundesweit der Einfluss von Hochdruckgebiet "Christfried" durch, das rasch über die Mitte Frankreichs und die Alpen nach Osten wanderte. Verbreitet schien die Sonne, in der zuvor eingeströmten polaren Kaltluft stiegen die Temperaturen aber nur auf Werte um +5 °C. Lediglich im Südwesten wurde es etwas milder.
Die durchaus als ‚winterlich' zu bezeichnende Episode endete aber bereits nach nicht einmal zwei Tagen wieder. Am 4. wurde das umfangreiche Tief "Steffi" im Seegebiet vor Schottland analysiert. Auf der Vorderseite des Tiefs drehte die Strömung über Mitteleuropa auf Süd und führte wieder deutlich mildere Luft heran. Die sich abschwächende Kaltfront von "Steffi" erreichte den Westen Deutschlands am Morgen. Nach einer mit Ausnahme des Nordwestens verbreitet frostigen Nacht fiel der einsetzende Regen auf gefrorene Böden, sodass sich eine gefährliche Glatteissituation einstellte. Erst zum Nachmittag hatte sich die Luft auch in den Tälern soweit erwärmt, dass sich die Lage entspannte.
Nach "Steffi" gab es nur eine kurze Verschnaufpause in Form eines wenig ausgeprägten Zwischenhochkeils. Schon am 5. griffen die Ausläufer von Tief "Tilla", das bis zum 6. über Großbritannien und die Nordsee hinweg nach Südwestnorwegen zog, mit Regen, anfangs bis in mittlere Höhenlagen auch mit Schnee, auf Deutschland über. Die Kaltfront von "Tilla" überquerte das Bundesgebiet am 6. südostwärts, gleichzeitig schwenkte der korrespondierende Höhentrog nach Osten. Somit war der Tag geprägt von vielen Wolken und zum Teil kräftigen Schauern mit örtlichen Gewittern, dazu gesellten sich einzelne Sturmböen.
Ab dem 7. stellte sich die Großwetterlage nachhaltig um. Über Westeuropa wölbte sich ein mächtiger Hochdruckrücken auf, auf dessen Vorderseite am Boden sich das Hoch "David" mit seinem Schwerpunkt von Südwesteuropa über Frankreich und Süddeutschland hinweg nach Osteuropa verschob und dort Anschluss an ein weiteres Hoch über Russland fand. In der Höhe etablierte sich gleichzeitig hohes Geopotential über dem Westen Europas. Abgesehen von einer letzten Warmfront, die am 8. den Norden Deutschlands mit etwas Regen streifte, hatten atlantische Tiefausläufer somit vorerst keine Chance mehr, auf den Kontinent überzugreifen. Vielmehr übte das stabile russische Hoch zu Beginn der 7. Kalenderwoche mit Ausnahme Skandinaviens und dem südöstlichen Mittelmeerraum seinen Einfluss auf nahezu ganz Europa aus. Bei vorfrühlingshaften Temperaturen von deutlich über +10 °C im Norden und in der Mitte schien am 9. und 10. fast überall in Deutschland die Sonne.
Einige Schwachstellen wies das Hoch aber auch über Mitteleuropa auf, wie sich am 11. zeigte. Ein kleines, vor allem in der Höhe erkennbares Tief mit dem Namen "Winni" bewegte sich von der Mitte Skandinaviens Richtung Baltikum. Mit der schwach ausgeprägten Kaltfront des Tiefs gelangte in den Nordosten kühle, in erster Linie aber sehr feuchte Luft. Den ganzen Tag über hielten sich dort Nebel und Hochnebel, die Temperaturen erreichten kaum noch +5 °C. Diese Luftmasse kam am 12. etwa bis zur Weser nach Südwesten voran. In der Südwesthälfte blieb es dagegen vorerst noch heiter und mild.
Am 12. löste das Hoch "Erwin" "David" ab und übernahm die Kontrolle über das mitteleuropäische Wetter. Dabei geriet Deutschland unmittelbar unter das Zentrum des Hochs. Ganz ohne Luftbewegungen hatte es die Sonne sodann selbst Mitte Februar schwer, die durch nächtliche Ausstrahlung entstandene kalte Grundschicht in den tiefer gelegenen Gebieten tagsüber auszuräumen. Somit hielten sich am 13. und 14. in den Niederungen Süddeutschlands vermehrt zum Teil ganztägig Nebel- und Hochnebelfelder bei Höchsttemperaturen um den Gefrierpunkt, während auf den Bergen bei milden Temperaturen weiterhin die Sonne schien. Unterdessen wurde hoch im Norden an einem mächtigen Kaltluftvorstoß gebastelt, der - wie so oft in diesem Winter - jedoch nicht über Mittel-, sondern über Osteuropa den Weg nach Süden fand. Deutschland wurde davon nur tangiert, die Kaltfront an der vorderen Grenze des Vorstoßes sorgte aber am 14. zunächst im Norden, am 15. dann auch im Süden Deutschlands für geringfügigen Regen, Schnee und örtlich gefrierenden Regen.
Die Luft hinter der Kaltfront war nicht nur kälter, sondern gleichsam sehr viel trockener als die Luftmasse davor. So konnte sich am 16. und 17. unter der Regie von Hoch "Friedrich" wieder überall die Sonne behaupten, nur im Osten und Norden war es stark bewölkt. Bei den Temperaturen herrschte ein West-Ost-Gefälle, am 16. trat in vielen Orten Süd- und Ostdeutschlands im Bereich der arktischen Kaltluft sogar Dauerfrost auf.
Anfang der 8. Kalenderwoche schwächte sich "Friedrich" allmählich ab. Übrig blieb eine Zone hohen Luftdrucks, die sich von den Britischen Inseln über Ostfrankreich zum westlich-zentralen Mittelmeerraum erstreckte. An deren nordöstlichen Rand näherte sich die Frontalzone am 18. und 19. dem Norden des Landes an und brachte etwas Regen und Sprühregen. Am 20. war dann auch das hohe Geopotential über Westeuropa vollständig abgebaut, sodass einer neuerlichen Westwetterlage nichts mehr im Wege stand. Erste kurzwellige Tröge schwenkten am 20. und 21. nach Osten und lieferten beispielsweise Karlsruhe den ersten Niederschlag nach 13 trockenen Tagen.
Über dem Nordatlantik formierte sich in der Zwischenzeit eine kräftige Frontalzone, die sich zum 22. und 23. immer mehr auf West- und Mitteleuropa ausrichtete. Den Auftakt zu einer ziemlich windigen und mitunter stürmischen Zeit machten am 22. die Ausläufer von Tief "Zizi" mit Zentrum über dem Nordmeer. Im Süden überwog wolkiges Wetter mit sonnigen Abschnitten, im Norden regnete es immer wieder bei auflebendem Wind. Die zu "Zizi" bzw. einem Randtief gehörende Kaltfront konnte aber zunächst nicht bis nach Norddeutschland vordringen, da diese vorderseitig einer Wellenentwicklung über Großbritannien wieder nach Norden rückläufig wurde. Aus dieser Welle ging schließlich das Sturmtief "Annette" hervor, das sich am 22. über Südskandinavien ostwärts verlagerte und Norddeutschland verbreitet Sturm-, dem äußersten Norden sogar Orkanböen (z.B. Kiel, Boltenhagen) bescherte. Mehr zu "Zizi" und "Annette" gibt es in diesem Artikel.
Hinter "Annette" und vor einem neuen Tief ("Birgit") über dem Atlantik wölbte sich aufgrund eines massiven Warmlufttransportes nach Nordosten über Westeuropa ein Rücken auf, der bis zum 25. nach Osteuropa wanderte. Am 24. wurden über ganz Deutschland 850 hPa-Temperaturen von mehr als +5 °C, über dem Süden sogar mehr als +10 °C analysiert. Dank einer mäßigen Südwestströmung an der Westflanke des nun über Oberitalien verweilenden Hochs "Friedrich" und viel Sonnenschein konnte sich die Warmluft auch in den Niederungen durchsetzen. So wurden am 24. an vier Stationen im Land neue Februarrekorde aufgestellt. Bemerkenswert dabei ist der neue Rekord auf dem Hohenpeißenberg im bayerischen Alpenvorland, wo - auch durch leichte Föhnunterstützung - der bisherige Rekord aus dem Jahr 1960 gleich um ein ganzes Grad übertroffen werden konnte. Einige weitere Stationen verfehlten neue Rekorde nur um wenige Zehntel Grad; verbreitet wurde im Süden die +20-Grad-Marke ins Visier genommen oder überschritten. Deutlich kälter verlief dieser Sonntag nur im Norden unter einer kompakte Wolkendecke. Mehr dazu findet sich hier.
Am 25. drängte die wenig wetteraktive Kaltfront von Tief "Birgit" über Skandinavien die Warmluft nach Osten ab. Am 26. und 27. dominierte ein weiteres Tief das Wettergeschehen in Mitteleuropa - "Carmelita", so der klangvolle Name, verlagerte sich langsam nördlich an Schottland vorbei nach Skandinavien. Die Kaltfront zog am 26. über Deutschland südostwärts, in der rückseitig einfließenden Meereskaltluft bildeten sich am 27. über dem Norden zahlreiche Schauer.
Kurzem Zwischenhocheinfluss ("Gerulf") am 28. folgten noch am Abend des selben Tages im Westen erste Niederschlagsgebiete eines flachen Tiefs ("Dana"), das am 29. über die Mitte Deutschlands nach Osten zog. Dabei regnete es in der Mitte und im Süden. Ab dem Spätnachmittag machte sich dann im Norden die Warmfront des nahenden Sturmtiefs "Emma" ebenfalls mit Regen und ersten kräftigen Böen bemerkbar.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.02.2008, 00 UTC 04.02.2008, 00 UTC 08.02.2008, 00 UTC
12.02.2008, 00 UTC 16.02.2008, 00 UTC 20.02.2008, 00 UTC
24.02.2008, 00 UTC 28.02.2008, 00 UTC 29.02.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.02.2008, 00 UTC 04.02.2008, 00 UTC 08.02.2008, 00 UTC
12.02.2008, 00 UTC 16.02.2008, 00 UTC 20.02.2008, 00 UTC
24.02.2008, 00 UTC 28.02.2008, 00 UTC 29.02.2008, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Februar 2008 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Leipzig
Konstanz
Karlsruhe
+4,4 °C
+4,3 °C
+5,2 °C
+4,1 K
+3,0 K
+2,7 K
8,4 mm
21,5 mm
52,4 mm
28%
42%
97%
97,3 h
191,5 h
146,8 h
143%
261%
191%


Satellitenbilder

01.02., 12:08 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
04.02., 11:37 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.02., 10:34 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
12.02., 11:54 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
16.02., 12:55 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
20.02., 12:11 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
24.02., 11:04 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
28.02., 12:28 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
29.02., 10:49 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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