Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Dezember 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Samstag, 05. Januar 2008, 21:45 MEZ


Rückblick Dezember 2007


Satellitenbild: 23.12.2007, 10:07 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Mit zwei wettertechnisch völlig verschiedenen Monatshälften wartete der Dezember 2007 in Deutschland auf. Einem milden, regenreichen und zeitweise stürmischen ersten Abschnitt schloss sich eine rund zweiwöchige von hohem Luftdruck und Kaltluft in den Niederungen geprägte Phase an. Entsprechend fallen die Abweichungen zum langjährigen Mittel der drei wesentlichen Parameter Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheinstunden insgesamt gering aus. In der kompletten Südwesthälfte des Landes sind sie bei den Temperaturen mit unter 1 K sogar fast vernachlässigbar klein. Im Nordosten dagegen war es gegenüber den Mittelwerten der Zeitreihe 1961 bis 1990 verbreitet um 1 bis 2 K zu warm. Ähnlich sieht es bei den Niederschlägen aus. Größere Defizite gegenüber den zu erwartenden Monatsmengen lassen sich nur in Teilen des Westens sowie in Sachsen und Brandenburg erkennen. Mit 15,2 mm fielen beispielsweise in Leipzig nur 38 Prozent der sonst üblichen Menge im Dezember. Während die Sonne in den meisten Regionen Süddeutschlands mit Ausnahme der bekannten Nebel- und Hochnebelgebiete an Rhein und Donau Überstunden leistete, ließ sie sich an der Ostseeküste zum Teil kaum mehr als 15 Stunden blicken.

Nach einer Temperaturabweichung von über 5 K gegenüber den Durchschnittswerten der Jahre 1961 bis 1990 um die Monatsmitte schaffte es die anhaltend kalte Witterung in der zweiten Monatshälfte in Karlsruhe tatsächlich noch, die Monatsmitteltemperatur auf +2,2 °C und damit die Abweichung auf exakt 0,0 K zu ‚drücken'. Somit war der Dezember 2007 in Karlsruhe bereits der vierte Monat in Folge, der im Vergleich zu genanntem Bezugszeitraum nicht zu warm ausfiel. Betrachtet man die Reihe von 1971 bis 2000 als Referenz, so steht am Monatsende gar eine negative Abweichung von 0,8 K zu Buche. Ausgeglichene Verhältnisse zeigen sich für die Fächerstadt beim Blick auf die Monatsniederschlagssumme sowie die Anzahl der Sonnenscheinstunden. Mit 60,2 mm und 42,5 Stunden wurde das Soll zu jeweils 90 Prozent erfüllt.

Die erste Dekade des Dezembers 2007 stand im Zeichen einer gut ausgeprägten Westlage. In rascher Folge zogen atlantische Tiefausläufer von West nach Ost über Deutschland hinweg und führten sehr milde Meeresluft heran. Den Auftakt zum Monatsbeginn machte das okkludierende Frontensystem des Tiefdrucksystems "Eckard" über Südskandinavien. Es brachte bundesweit Regen, wobei der mengenmäßige Schwerpunkt über Rheinland-Pfalz mit über 10 mm lag (z.B. Deuselbach 15 mm in 24 Stunden).
Während die Okklusion Deutschland Richtung Osten verließ, begann am Okklusionspunkt eines Tiefs über der Labradorsee die Entwicklung des Orkantiefs "Fridtjof". Es verlagerte sich binnen eines Tages über den Nordatlantik ostwärts und erreichte am Morgen des 2. mit einem Kerndruck von unter 980 hPa den Norden Irlands. An seiner Südflanke baute sich ein großer Druckgradient auf; das daraus resultierende Starkwindfeld griff zusammen mit dem okkludierenden Frontensystem des Tiefs am späten Nachmittag des 2. auf Deutschland über. Die Spitzenböen reichten bis 162 km/h auf dem 1142 Meter hohen Brocken im Harz. Vor allem im Süden und Westen wurden aber auch im Flachland verbreitet schwere Sturm-, örtlich sogar orkanartige Böen (z.B. Karlsruhe 108 km/h) gemessen. "Fridtjof" bewegte sich über den äußersten Norden des Landes am 3. zur Ostsee und später weiter nach Nordwestrussland, wo es sich schließlich auflöste. Eine ausführliche Betrachtung dieses schweren Herbststurmes gibt es hier.
Auf der Rückseite von "Fridtjof" gelangte die von Nordwesten eingeströmte Meereskaltluft unter Zwischenhocheinfluss. Doch schon in der Nacht zum 5. näherte sich von Westen her die zu Tief "Geoffrey" gehörende Warmfront mit zumeist leichten Regenfällen. Innerhalb des Warmsektors stiegen am 5. die Temperaturen im Nordwesten und Süden großflächig deutlich über die +10-Grad-Marke, in Karlsruhe konnte eine Höchsttemperatur von +13,6 °C registriert werden. Hinter der am Abend nach Osten schwenkenden Kaltfront floss nur unwesentlich kühlere Luft ein, auch am 6. wurden in Brandenburg sowie am Oberrhein Werte zwischen +10 und +12 Grad verzeichnet.
In hohem Tempo ging es weiter: Am Nachmittag des 6. passierte ein Regengebiet den Norden und die Mitte Deutschlands. Es stand in Zusammenhang mit der Warmfront von Tiefdruckgebiet "Hannes", das über die Nordsee und Südskandinavien ostwärts zog. Innerhalb von 24 Stunden bis zum 7., 06 UTC fielen dabei im Nordwesten zum Teil deutlich mehr als 20 mm Regen (z.B. Lüdenscheid 37 mm). In den darauffolgenden 12 Stunden kamen im äußersten Norden etwa 20, sonst um 5 mm hinzu. Erneut war auch der Wind ein Thema. In ganz Deutschland traten am 7. Sturm-, auf den Gipfeln der Mittelgebirge auch Orkanböen auf (z.B. Feldberg/Schw. 137 km/h). Kaum hatte sich "Hannes" Richtung Nordkap verabschiedet, nahm das nächste Tief, "Isaak", Kurs auf die Britischen Inseln und später auf Deutschland. Während "Isaak" hauptsächlich Westeuropa nochmals Böen bis Orkanstärke bescherte, blies der Wind in Deutschland am 9. nicht ganz so stark. Immerhin reichte es aber dennoch für einzelne Sturmböen (z.B. Bückeburg 76 km/h). Zu "Hannes" und "Isaak" steht ein eigener Bericht zur Auswahl.
Mit Tief "Isaak" fand die Westwetterlage am 10. ihren Abschluss. Unter rascher Abschwächung zog "Isaak" nach Osteuropa, dahinter wölbte sich über dem östlichen Atlantik ein Hochdruckrücken auf. Nun war die große Zeit von Hochdruckgebiet "Bernhilde" gekommen. Es etablierte sich mit seinem Schwerpunkt vom 14. an über Norddeutschland bzw. Südskandinavien. Auf seiner Ost- und Südseite wurde mit einer nordöstlichen bis östlichen Strömung kalte Festlandsluft besonders in den Süden Deutschlands gelenkt. Im Verlauf der Kalenderwoche 50 gingen die Höchsttemperaturen somit Schritt für Schritt zurück. In Karlsruhe lagen sie am 12. noch bei +6,0 °C, am 14. dann nur noch bei +2,3 °C. Mit Ausnahme der unmittelbaren Küstengegenden herrschte nachts bundesweit Frost. Wie so häufig bei winterlichen Hochdrucklagen hielt sich tagsüber in den Niederungen nicht selten hochnebelartige Bewölkung, während in den Höhenlagen bei ausgezeichneter Fernsicht fast durchweg die Sonne schien.
Um den 20. verschob "Bernhilde" ihren Schwerpunkt über Deutschland hinweg zum südöstlichen Europa. Nahe des Hochzentrums wurden Nebel und Hochnebel im ganzen Land noch dichter. Nachdem bis zum 22. im norddeutschen Tiefland Eistage gezählt werden konnten, kamen die Temperaturen dann auch in vielen Niederungen Süddeutschlands tagsüber nicht mehr über den Gefrierpunkt hinaus. Reif und Raureif setzten an und überzogen die Landschaft mit eisigem Weiß, das passend kurz vor Heiligabend für weihnachtliche Stimmung sorgte. In der Nähe von Industrieanlagen fiel räumlich eng begrenzt Schnee aus der dichten Hochnebeldecke aus. Aus dem Ruhrgebiet berichteten Augenzeugen sogar von bis zu 20 cm "Industrieschnee", wie dieser oft genannt wird. Ein paar Fotos aus dem südlichen Landkreis Karlsruhe (Rheinstetten und Umgebung) finden sich im Anschluss an diesen Text. Ein völlig anderes Bild bot sich auf den Bergen: Oberhalb der markanten Inversion meldeten z.B. der 1493 Meter hohe Feldberg im Schwarzwald am 21. eine Höchsttemperatur von +8,5 °C, das nur 609 Meter hoch gelegene Braunlage im Harz schaffte sogar +11,3 °C. Auf der Zugspitze (2962 Meter) wurde es mit -1,9 °C wärmer als in Karlsruhe (-3,8 °C). Im Bereich eines kleinen Kaltlufttropfens, der vom 24. bis zum 27. über die Nordosthälfte Deutschlands und Ostösterreich nach Südosten wanderte und dessen Wolkengebilde schön auf den Satellitenbildern zu erkennen sind, schneite es am 23. und 24. in der Mitte Deutschlands (z.B. Leinefelde 6 cm).
Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag verlor "Bernhilde" den Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Nach zweiwöchiger Abstinenz konnten am 26. - wenn auch in abgeschwächter Form - erstmals wieder atlantische Tiefausläufer nach Deutschland vordringen. Mit leichtem Schneefall, Eiskörnern sowie gefrierendem Regen machte sich die Kaltfront des über Südskandinavien zur Barentssee ziehenden Tiefdruckgebietes "Klaus" im Westen und in der Mitte bemerkbar. In der Osthälfte blieb es dagegen trocken. Mit der Front wurde in der Höhe kältere Luft herangeführt, in den bis dato frostig kalten Niederungen der Mitte und des Südens äußerte sich dieser Vorgang jedoch in einer Erwärmung.
Am 27. und 28. beruhigte das Hochdruckgebiet "Cara", das einen Schwerpunkt über Süddeutschland ausbildete, das Wetter wieder. In der Mitte und im Süden regenerierte sich die Inversion, die durch den Frontdurchgang am 26. nicht vollständig abgebaut werden konnte. Dort stiegen die Höchsttemperaturen in den Niederungen einmal mehr nur auf Werte um den Gefrierpunkt. Im Norden aber lebte der Südwestwind auf und ließ die Temperaturen am Niederrhein verbreitet bis auf +10 °C klettern.
Der nächste Frontdurchgang erfolgte am Abend des 29. bzw. in der Nacht zum 30. Es handelte sich um die Kaltfront von Tief "Lukas", das eine Zugbahn über Schottland, Südnorwegen und -schweden nach Nordosten wählte. Diese lieferte 24-stündige Niederschlagsmengen meist zwischen 1 und 5 mm. Schnee fiel nur im oberen Bergland und teilweise in Südbayern. An Silvester regnete es gelegentlich noch etwas, zudem gelangte auf der Rückseite von "Lukas" vorübergehend wieder ein Schub Meereskaltluft nach Mitteleuropa.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.12.2007, 00 UTC 04.12.2007, 00 UTC 08.12.2007, 00 UTC
12.12.2007, 00 UTC 16.12.2007, 00 UTC 20.12.2007, 00 UTC
24.12.2007, 00 UTC 28.12.2007, 00 UTC 31.12.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.12.2007, 00 UTC 04.12.2007, 00 UTC 08.12.2007, 00 UTC
12.12.2007, 00 UTC 16.12.2007, 00 UTC 20.12.2007, 00 UTC
24.12.2007, 00 UTC 28.12.2007, 00 UTC 31.12.2007, 00 UTC


Fotos

Reif und Raureif in Rheinstetten und Umgebung (südlich Karlsruhe) am 22.12.2007
Fotos: Christian Ehmann


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Dezember 2007 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Hamburg
Aachen
Karlsruhe
+3,4 °C
+3,7 °C
+2,2 °C
+1,5 K
+0,3 K
+/-0,0 K
85,8 mm
69,4 mm
60,2 mm
119%
95%
90%
21,5 h
62,6 h
42,5 h
61%
130%
90%


Satellitenbilder

01.12., 12:48 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
04.12., 12:18 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.12., 10:20 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
12.12., 12:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
16.12., 11:54 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
20.12., 10:45 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
24.12., 10:20 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
28.12., 12:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
31.12., 12:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT



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