Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick November 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Mittwoch, 05. Dezember 2007, 23:30 MEZ


Rückblick November 2007


Satellitenbild: 09.11.2007, 12:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT


Wetterlage und Entwicklung

Rein statistisch betrachtet hatte der November 2007 in Deutschland nicht allzu viel zu bieten. Die Monatsmitteltemperaturen lagen zwischen +0,6 °C am Alpenrand (Kempten) und +8,0 °C an der Nordsee (Helgoland). Damit betrugen die Abweichungen vom langjährigen Mittel häufig nur wenige Zehntel Grad - im Süden und Osten in negativer, im Westen und Norden in positiver Richtung. Ungleichmäßiger war die Menge der Niederschläge verteilt. Allerdings lassen sich mit dem Südwesten und den Gebieten nordöstlich der Elbe zwei Regionen ausmachen, in denen das Monatssoll nicht erfüllt wurde. Besonders im Mittelgebirgsraum war es dagegen deutlich zu nass, beispielsweise gingen auf dem Fichtelberg im Erzgebirge knapp 200 mm nieder. Das entspricht dort 223 Prozent des über die Jahre 1961 bis 1990 gemittelten Niederschlages für den Monat November. Ein noch differenzierteres Bild als beim Niederschlag zeichnete sich bei der Anzahl der Sonnenstunden. Hierbei stach vor allem Schleswig mit 170 Prozent der sonst üblichen Dauer heraus, während in Kassel die Sonne im ganzen Monat nur 13 Stunden lang zu sehen war. Auch sonst schien die Sonne weniger lang als nach den Mittelwerten für November der Bezugsperiode 1961 bis 1990 gewohnt.

Für Karlsruhe fällt auf, dass der November 2007 der dritte Monat in Folge war, der gegenüber den Durchschnittswerten der Jahre 1961 bis 1990 nicht zu warm ausfiel. Und das nach zuvor 13 Monaten nacheinander mit positiven Temperaturabweichungen bzw. - mit Blick auf den Juli 2007 - ausgeglichenen Temperaturverhältnissen im Vergleich zur angegebenen Bezugsphase. Niederschlagstechnisch zählte der meteorologisch gesehen letzte Herbstmonat 2007 in Karlsruhe mit 56,0 mm zu den trockeneren seiner Art. Die Sonne schien 57,2 Stunden lang, was 97 Prozent des langjährigen Novembermittels entspricht.

Die ersten fünf Tage standen im Zeichen von Hochdruckgebiet "Valerie", das sich über den Britischen Inseln festsetzte und Ableger bis nach Deutschland vorschob. Allerdings bedeutete dies nicht automatisch ausgiebigen Sonnenschein. Auf der Ostseite des Hochs überquerten die Ausläufer eines über die Halbinsel Kola hinwegziehenden Tiefs am 2. und 3. den Norden und Osten des Landes mit vielen Wolken sowie etwas Regen und Sprühregen. Immerhin zeigte sich die Sonne nahe der Alpen und im Südwesten öfter. Die Temperaturen stiegen auf milde Werte bis +15 °C. In der Nacht zum 4. schwenkte die Kaltfront eines weiteren, sich über die Mitte Skandinaviens und die Ostsee nach Osteuropa verlagernden Tiefs mit dem Namen "Ralph" über das gesamte Bundesgebiet hinweg nach Süden. Die Niederschlagsmengen blieben mit meist unter 5 mm aber gering.
Nach vorübergehendem Hochdruckeinfluss am 6. leiteten das Tief "Stefan" über Südskandinavien und dessen Ausläufer eine meteorologisch hochinteressante und spannende Woche ein. Ein korrespondierender Höhentrog weitete sich über Mitteleuropa nach Südosten aus, was zu einer Nordwestströmung führte. "Stefan" brachte Böen bis Stärke 11 auf dem Brocken im Harz (1142 Meter). Nur einen Tag nach "Stefan" zog ex-"Noel", ein ehemaliger Hurrikan, ebenfalls über Südskandinavien hinweg zur Ostsee. Dabei traten bundesweit Böen zwischen 50 und 80 km/h (Windstärke 7 bis 9) auf, an den Küsten und in den Mittelgebirgen etwas mehr. Für den ersten wirklich kräftigen Herbststurm des Jahres 2007 sorgte allerdings am 9. Tief "Tilo", das eine ähnliche Zugbahn wie zuvor "Stefan" und ex-"Noel" wählte. Im Zusammenhang mit "Tilo" wurde am Nachmittag des 9. am Alte Weser Leuchtturm eine 130 km/h-Böe registriert. Kap Arkona auf Rügen und die Station Greifswalder Oie kamen jeweils auf 108 km/h, was Windstärke 11 entspricht. Hinter der südostwärts schwenkenden Kaltfront gelangte mit einer strammen Nordwestströmung hochreichend Kaltluft arktischen Ursprungs nach Deutschland, die in den unteren Schichten bei ihrem weiten Weg über den Nordatlantik und die Nordsee jedoch stark erwärmt wurde. Dies bewirkte eine Labilisierung der Schichtung, was zu kräftigen Schauern und einzelnen Gewittern führte. Gleichzeitig sank die Schneefallgrenze bis in mittlere Höhenlagen ab. Am Wochenende des 10. und 11. folgten auf "Tilo" zwei in die nach wie vor bestehende Nordwestströmung eingelagerte Frontalwellen, wobei die zweite von diesen am 11. über Deutschland schon zu einem Tief ("Urs") entwickelt war. Beide verlagerten sich über Südwest- bzw. Nordostdeutschland hinweg nach Südosten. Neben scharfen Temperaturgegensätzen auf engem Raum in den Spuren von Wellenscheitel bzw. Tiefkern verdienten vor allem die ergiebigen Niederschläge Aufmerksamkeit. Besonders an den Nordwesthängen der Mittelgebirge summierten sich diese auf teilweise deutlich über 100 mm in 48 Stunden (z.B. Baiersbronn-Mitteltal). Während durch Einbeziehung von Warmluft die Niederschläge im Westen zeitweise bis in die höchsten Lagen als Regen fielen, schneite es im Osten häufig bis in die Niederungen. Am 14. meldete der Große Arber im Bayerischen Wald (1446 Meter) eine für Mitte November sensationelle Schneehöhe von 135 cm, selbst die nur 925 Meter hohe Wasserkuppe in der Rhön hatte fast einen halben Meter Schnee zu bieten. Am 14. bildete ein weiteres kleines Tief, das aus der Okklusion eines Tiefs über Island hervorgegangen war und über die Nordsee, Benelux und Westdeutschland nach Bayern wanderte, den Abschluss dieser ereignisreichen Woche. In der Nacht zum 15. und am Vormittag desselben konnten sogar in Karlsruhe Schneeflocken beobachtet werden. Eine ausführliche Analyse zur dieser Witterungsphase findet sich hier.
Am 15. überdeckte ein Langwellentrog fast ganz Europa. Dieser schnürte sich bis zum 17. ab und bewegte sich als Höhentief zur Mittelmeerregion. Die Ursache dafür war in einem Hochdruckrücken zu suchen, der sich über dem östlichen Atlantik nach Norden aufwölbte und sich nach Osten verlagerte. Am Boden bildete sich der Rücken in Hochdruckgebiet "Ying" ab, das am 17. mit seinem Schwerpunkt über Süddeutschland zum Liegen kam. Währenddessen lief an der nordöstlichen Flanke des Hochs eine Warmfront über Deutschland nach Südosten ab. Diese lieferte in Norddeutschland etwas Regen und Sprühregen, im Süden anfangs bis in tiefe Lagen leichten Schneeregen. Die 24-stündigen Mengen bis zum Morgen des 18. überstiegen 2 mm aber nicht.
Am 19. konnte das Hoch bereits über Westrussland ausgemacht werden. Auf der Vorderseite von Tief "Zebedäus", das sich bei Großbritannien etablierte, stellte sich über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung ein, mit der relativ milde Luft nach Nordosten geführt wurde. Sonderlich kräftig war diese Strömung aber nicht, sodass - wie so häufig im Winterhalbjahr - die milde Luft auf den Bergen zuerst ankam (z.B. Feldberg (1493 Meter) +12 °C am späten Abend des 20.) und sich in den Tälern noch längere Zeit eine zähe Kaltluftschicht halten konnte. Im Flachland profitierten zuerst die Gebiete am Niederrhein von der Warmluft. Am 20. stiegen die Höchsttemperaturen dort verbreitet über +10 °C.
Bis zum 23. verschob sich das gesamte Regime, bestehend aus dem hochreichenden Tief "Zebedäus" über West- und einem Hochdruckgebiet über Osteuropa insgesamt weiter nach Osten. Der zu "Zebedäus" gehörende Langwellentrog, der sich zwischenzeitlich abgeschnürt hatte, gliederte sich wieder der Frontalzone an und schwenkte in seinem Nordteil am 24. beschleunigt nach Nordosten. Bodennah erstreckte sich das ursprüngliche Frontensystem des Tiefs am 22. quer über Europa. An diesem bildeten sich, initiiert durch nach Nordosten ablaufende Kurzwellentröge, mehrfach Wellen, die phasenweise die Niederschlagsaktivität erhöhten.
Die milde Witterungsphase ging am 24. und 25. ihrem Ende entgegen. Vom Nordatlantik griff am Abend des 25. ein langwelliger Trog zunächst auf Nordwesteuropa über. In diesem Zusammenhang überquerte das Frontensystem eines über die Mitte Norwegens und Schwedens hinwegziehenden Tiefs ("Arak") Deutschland von Nordwest nach Südost. Hinter dem Frontensystem wurde der Weg frei für einen Schwall Kaltluft polaren Ursprungs. Augsburg und München verzeichneten am Morgen des 26. eine dünne Schneedecke.
Von langer Dauer war dieser Kaltluftvorstoß allerdings nicht geprägt. Der Trog schwenkte rasch nach Osten, die Hauptachse verlief am 28. bereits über Westrussland und die Ukraine südwärts. Von den Britischen Inseln rückte neuerlich ein Rücken samt Bodenhoch nach. Somit wurde die Kaltluft zuerst wieder höheren Schichten durch mildere Luft ersetzt, in den Niederungen sanken die Temperaturwerte unter Zwischenhocheinfluss im Vergleich zum 26. und 27. aber sogar vorübergehend etwas.
Insgesamt glätteten sich die Strukturen der Höhenströmung zum Monatsende hin, was zu einer Westwetterlage Anfang Dezember überleitete. Als ‚Auftakt' zu dieser kann Tief "Detlef" über Südnorwegen angesehen werden, dessen Okklusion am 30. bundesweit etwas Regen brachte.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.11.2007, 00 UTC 04.11.2007, 00 UTC 08.11.2007, 00 UTC
12.11.2007, 00 UTC 16.11.2007, 00 UTC 20.11.2007, 00 UTC
24.11.2007, 00 UTC 28.11.2007, 00 UTC 30.11.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.11.2007, 00 UTC 04.11.2007, 00 UTC 08.11.2007, 00 UTC
12.11.2007, 00 UTC 16.11.2007, 00 UTC 20.11.2007, 00 UTC
24.11.2007, 00 UTC 28.11.2007, 00 UTC 30.11.2007, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom November 2007 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Hannover
Kempten
Karlsruhe
+5,2 °C
+0,6 °C
+4,9 °C
+0,2 K
-1,8 K
-0,4 K
89,3 mm
95,4 mm
56,0 mm
171%
101%
86%
37,8 h
73,5 h
57,2 h
73%
86%
97%


Satellitenbilder

01.11., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
04.11., 10:47 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.11., 13:25 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.11., 12:40 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
16.11., 10:55 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
20.11., 10:30 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
24.11., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
28.11., 11:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT
30.11., 12:59 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton



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