Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Oktober 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

Weitere Informationen: Wetterrekorde, Sturmstärken, Klimakarten usw.

Sonntag, 04. November 2007, 15:30 MEZ


Rückblick Oktober 2007


Satellitenbild: 27.10.2007, 10:25 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Der Oktober 2007 wird in großen Teilen Deutschlands vor allem als zu trockener Monat in Erinnerung bleiben. Mit Ausnahme einiger Gebiete im Nordwesten fiel häufig nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Regenmenge. Am trockensten war es dabei im Südwesten - dort standen in der Niederschlagsbilanz an einigen Orten sogar einstellige Werte zu Buche. Wie schon der Vorgängermonat September verlief auch der Oktober verbreitet geringfügig zu kalt, die negativen Abweichungen gegenüber dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 reichten von -0,1 K im Süden und Westen bis -1,5 K im Osten. Der Südwesten sowie der äußerste Nordosten konnten im Vergleich zum langjährigen Mittel ausgeglichene Temperaturbilanzen vorweisen. Die Anzahl der Sonnenstunden erreichte in den Alpen mit 199 auf der Zugspitze ihren höchsten Wert, im Flachland folgte Saarbrücken mit 156. Bezogen auf die Durchschnittswerte schien die Sonne im Südwesten am ausgiebigsten, weniger Sonne als im Oktober gewohnt bekamen der Thüringer Wald und das Erzgebirge ab.

Für Karlsruhe errechnete sich die Monatsmitteltemperatur zu +10,4 °C, was exakt dem durchschnittlichen Wert der Jahre 1961 bis 1990 und 1971 bis 2000 entspricht. Völlig im Gegensatz dazu konnte beim Niederschlag von ausgeglichenen Verhältnissen keine Rede sein. Mit einer Gesamtmenge von 7,6 mm wurde das Monatssoll nur zu 13 Prozent erfüllt. Die Sonne leistete mit 144,2 Stunden Überstunden (129 Prozent).

Insgesamt nur geringe Luftdruckunterschiede waren zu Beginn des Monats über Mitteleuropa wirksam. Dabei strömte vorderseitig eines Tiefdruckgebietes vor der Iberischen Halbinsel von Südwesten her feuchtwarme Luft bis zur Mitte Deutschlands, während am südöstlichen Rand eines Hochs mit Schwerpunkt über der Nordsee aus Nordosten kühlere Luft in die Nordhälfte gelangte. In der Umgebung der daraus resultierenden Luftmassengrenze über dem Mittelgebirgsraum herrschte starke Bewölkung mit etwas Regen vor, besonders südlich davon schien häufig die Sonne. Innerhalb der Warmluftmasse stiegen die Temperaturen im Südwesten am 4. bis auf +26,3 °C in Karlsruhe.
Am 5. zog ein kleines Tief, gekoppelt an einen kurzwelligen Höhentrog, von den Britischen Inseln über Norddeutschland hinweg zum östlichen Mitteleuropa. Es brachte vor allem dem Nordosten des Landes etwas Regen; die von Nordwesten her einfließende Meereskaltluft verdrängte aber auch im Südwesten die warme Luftmasse der Tage zuvor. Somit wurde auch in Karlsruhe nach dem 4. die +20-Grad-Marke vorerst nicht mehr erreicht.
In den darauffolgenden beiden Wochen bis zum 17. stellte sich die Art Witterung ein, die gemeinhin als "Goldener Oktober" so beliebt ist. Mit dafür verantwortlich zeigte sich in den ersten Tagen dieser Phase eine Zone hohen Luftdrucks, die sich von den Azoren über die Biskaya hinweg bis nach Südwestnorwegen erstreckte und mehrere Schwerpunkte aufwies. Bis zum 11. verschob sich diese Zone etwas nach Süden und kam in fast zonaler Ausrichtung quer über Europa zum Liegen. Tiefausläufer streiften in dieser Zeit vornehmlich den Norden und Osten Deutschlands. Am 12. jedoch drang die Kaltfront eines von Südskandinavien zum Baltikum ziehenden Tiefs bis nach Süddeutschland vor. Da der zugehörige Höhentrog allerdings nur den Nordosten Deutschlands tangierte, beschränkten sich leichte Regenfälle, die nur an wenigen Stationen über 1 mm in 24 Stunden lieferten, auf den Norden und Osten. Der Hauptvorstoß der nachfolgenden Kaltluft polaren Ursprungs zielte auf Osteuropa ab, sodass am 13. im Südwesten wieder Temperaturen von deutlich über +15 Grad gemessen werden konnten.
Hinter der Kaltfront verlagerte sich vom 13. an das Hoch "Rahel" von den Britischen Inseln über Deutschland südostwärts. An seiner Westflanke kam somit eine südwestliche Strömung in Gang, mit der verhältnismäßig warme Luft nach Nordosten geführt wurde. Am 15. berechneten die Modelle im 850 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 1500 Metern entspricht, eine Temperatur von +12 °C über Mitteleuropa. Trotz morgendlicher Inversionen vermochte es die Sonne diese Warmluft nachmittags auch in den Tälern zumindest teilweise bis zum Boden zu mischen. Karlsruhe verzeichnete am 15. und 16. Höchsttemperaturen von +22,3 °C und +22,6 °C.
Nach einem mit Ausnahme des Nordens in weiten Landesteilen nochmals sehr milden 17. deutete sich bereits Tage zuvor für den 18. eine nachhaltige Umstellung zu deutlich kühlerem Herbstwetter an. Diese besorgte die Kaltfront des von der Norwegischen See nach Nordskandinavien ziehenden Tiefs "Munir", die Deutschland am 17. und 18. von Nordwest nach Südost überquerte. Die Kaltfront hatte einen Schwall hochreichender Kaltluft arktischen Ursprungs im Gepäck, die bis zum 19. das ganze Land erfasste. Die Temperaturen gingen spürbar zurück und lagen tagsüber auch im Flachland nur noch knapp über +10 °C. Dazu gesellten sich einige Regen-, in den Mittelgebirgen auch Schneeschauer. In den Nächten traten bis zum 24. verbreitet leichte Nachtfröste auf. Wie kalt die Luft für die Jahreszeit tatsächlich war, macht der eingestellte Rekord der Tiefsttemperatur von -16,9 °C für die zweite Oktoberdekade von der Zugspitze deutlich. Bisher wurde dort ein solch tiefer Wert so früh in einem Winterhalbjahr nur im Jahr 1925 registriert! Im gleichen Zeitraum stellte auch die Station Freiburg einen neuen Dekadenrekord für die tiefste Temperatur auf (-1,8 °C); allerdings muss hierbei darauf hingewiesen werden, dass diese im November 2006 von einem Standort in der Innenstadt zum Flugplatz außerhalb davon verlegt wurde. Da die Klimareihe unverändert fortgeführt wird, sind solche Rekorde an dieser Station nur eine Frage der Zeit.
Der zu "Munir" korrespondierende Höhentrog schnürte sich am 20. im Bereich der baltischen Staaten ab und wanderte als eigenständiges Höhentief zum Mittelmeer. In diesem Zusammenhang entstand bei Sizilien das Tiefdruckgebiet "Nicki", das in Südosteuropa ergiebige Regen-, teilweise auch Schneefälle brachte. Auch im östlichen Alpenraum fiel bis unter 1000 Meter Höhe örtlich bis 1 Meter Neuschnee (siehe Artikel).
In Deutschland verlief das Wetter ab dem 20. unter dem Einfluss der Hochdruckgebiete "Susi" und "Therese" über Westeuropa bzw. Nordwestrussland ruhiger. Zwischen "Therese" und relativ gesehen dazu tiefem Luftdruck über dem Mittelmeer infolge des nach wie vor dort aktiven Höhentiefs etablierte sich über Deutschland eine mitunter kräftige Ostströmung, mit der mäßig kalte und in erster Linie feuchte Luft herangeführt wurde. Große Teile des Landes verschwanden unter einer kompakten Hochnebeldecke, die sich über mehrere Tage hinweg halten konnte.
Am 26. ging aus dem südeuropäischen Höhentiefkomplex ein kleines Höhentief hervor, das sich von Tschechien bis zum 27. nach Norddeutschland und einen Tag später wieder zurück bewegte. In seiner Umgebung regnete es im Nordosten etwas, sonst war die Wetterwirksamkeit gering.
Erst zum Monatsende näherte sich die atlantische Frontalzone wieder dem mitteleuropäischen Festland an. So begann es in der Nacht zum 29. im Nordwesten zu regnen. Auf seinem langsamen Weg nach Südosten schwächte sich das zu Tiefdruckgebiet "Otto" vor der norwegischen Küste gehörende Frontensystem aber zusehends ab. Betrugen die Niederschlagsmengen vom 29., 06 UTC bis zum 30., 06 UTC im Norden und Westen noch verbreitet über 20 mm, gingen im darauffolgenden 24-Stunden-Zeitraum im Nordosten nur noch maximal 5 mm nieder. Am 31. schließlich machte sich das Hochdruckgebiet "Valerie" mit Schwerpunkt über dem Ostatlantik bemerkbar.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.10.2007, 00 UTC 04.10.2007, 00 UTC 08.10.2007, 00 UTC
12.10.2007, 00 UTC 16.10.2007, 00 UTC 20.10.2007, 00 UTC
24.10.2007, 00 UTC 28.10.2007, 00 UTC 31.10.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.10.2007, 00 UTC 04.10.2007, 00 UTC 08.10.2007, 00 UTC
12.10.2007, 00 UTC 16.10.2007, 00 UTC 20.10.2007, 00 UTC
24.10.2007, 00 UTC 28.10.2007, 00 UTC 31.10.2007, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom Oktober 2007 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Helgoland
Dresden
Karlsruhe
+11,5 °C
+8,3 °C
+10,4 °C
-0,2 K
-1,5 K
+/-0,0 K
26,6 mm
19,1 mm
7,6 mm
33%
42%
13%
103,4 h
109,0 h
144,2 h
104%
86%
129%


Satellitenbilder

01.10., 11:39 UTC, NOAA 18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
04.10., 12:43 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.10., 12:35 UTC, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
12.10., 11:21 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
16.10., 12:24 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
20.10., 12:00 UTC, MS SEVIRI VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
24.10., 12:41 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
28.10., 13:43 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
31.10., 11:29 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton



Forschungszentrum
In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung