Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick September 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Mittwoch, 03. Oktober 2007, 21:45 MESZ


Rückblick September 2007


Satellitenbild: 29.09.2007, 12:02 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. Station


Wetterlage und Entwicklung

Verglichen mit den langjährigen Durchschnittswerten fiel der September 2007 deutschlandweit etwas, in der Südhälfte mit negativen Abweichungen von über 1 K sogar großflächig deutlich zu kalt aus. Einen derart ‚unterkühlten' Monat hatte es zuletzt über ein Jahr zuvor, im August 2006, gegeben. Geringfügig zu warm war es nur örtlich in Norddeutschland. Viel zu nass mit örtlich fast 300 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmenge verlief der Monat in einem Streifen über die nördliche Mitte bis nach Ostdeutschland. Aber auch im Süden und Osten wurde das Monatssoll mit über 150 Prozent der zu erwartenden Regenmenge klar überboten. Deutlich weniger Regen fiel dagegen im Westen und Südwesten. Mit 110 bis 160 Stunden bewegte sich die Sonnenscheindauer im Normalbereich für September.

Auch in Karlsruhe war der September 2007 der erste Monat seit dem August des Vorjahres, der unter dem Temperaturmittel der Jahre 1961 bis 1990 blieb. Die Monatsmitteltemperatur lag bei +14,3 °C, was beiden Mittelungszeiträumen - 1961 bis 1990 und 1971 bis 2000 - gegenüber eine Abweichung um 1,1 K nach unten entspricht. Mit 59,1 mm war der Monat etwas zu nass (111 Prozent). Die Sonne schien 178,4 Stunden lang, womit das Soll zu 104 Prozent erfüllt wurde.

Das dominierende Druckgebilde in der ersten Monatshälfte war Hochdruckgebiet "Jindra", das sich mit seinem Schwerpunkt westlich der Britischen Inseln etablierte. An seiner Ostflanke stellte sich über Mitteleuropa eine andauernde nordwestliche Strömung ein, mit der überwiegend kühle und feuchte Meeresluftmassen herantransportiert wurden.
Dabei überquerte am 1. das Frontensystem von Tiefdruckgebiet "Ulli" über der Ostsee Deutschland von Nordwest nach Südost mit etwas Regen. Deutlich stärker ausgeprägt war einen Tag später das Tief "Vere", das von Island kommend zur Mitte Norwegens zog. Dessen Kaltfront wanderte nach einem zumindest im Süden recht freundlichen 2. am 3. über das Bundesgebiet hinweg nach Südosten und leitete einen ersten Vorstoß herbstlich kalter Luft aus nördlichen Breiten ein. Damit verbunden waren zum Teil kräftige schauerartige Regenfälle und starker Wind mit vereinzelten Sturmböen. Mit Ausnahme der küstennahen Regionen gingen flächendeckend zwischen 10 und 20 mm binnen 24 Stunden nieder. Innerhalb der postfrontal eingeflossenen Meereskaltluft entwickelten sich am 4. zahlreiche Schauer und kurze Gewitter.
Der zugehörige Höhentrog, mit für Jahreszeit und Breitengrad ungewöhnlich kalter Luft von unter -25 °C im 500 hPa-Niveau angefüllt, schnürte sich am 5. im Bereich der Ostsee ab und verlagerte sich als Höhentief über das östliche Mitteleuropa nach Süden zum Balkan. Dieser Vorgang begünstigte dort die Entstehung eines Bodentiefs ("Xaver"), das bis zum 8. Teilen Österreichs, Polens und der Slowakei ergiebige Regenfälle brachte. Eine ausführliche Betrachtung zu diesem Ereignis findet sich hier.
Unterdessen näherte sich Deutschland nach kurzem Zwischenhocheinfluss am 5. innerhalb der nordwestlichen Höhenströmung zum 6. bereits die nächste Warmfront an. Sie gehörte zu dem nach Nordskandinavien ziehenden Tief "Willy". Diese sorgte in Karlsruhe bei einer mageren Höchsttemperatur von nur +13,2 °C am Nachmittag für etwas Sprühregen. 24 Stunden später stand der abermals auftretende leichte Regen schon mit einer weiteren Warmfront in Zusammenhang. Das verantwortliche Tief "Yannick" wählte eine Zugbahn über das mittlere Skandinavien, die Ostsee und Polen nach Südosten. Die nachfolgende und wenig wetterwirksame Kaltfront passierte Deutschland in der Nacht zum 9.
Eine Woche nach "Vere" trug das kräftige und für Mitteleuropa wetterbestimmende Tief zu Beginn der 37. Kalenderwoche den Namen "Zenobio". Am 10. wurden mit dem Durchzug der Kaltfront verbreitet kräftige Regenfälle und wiederum starke Wind-, an der Nordseeküste und auf manchen Berggipfeln auch Sturmböen beobachtet.
Zur Monatsmitte verlor das Hochdruckgebiet "Jindra" seine eindeutige Gestalt und wies am 13. zwei Schwerpunkte auf. Der eine blieb über dem östlichen Atlantik zunächst erhalten, der andere verlagerte sich rasch nach Südosteuropa. Nachdem das Frontensystem von Tief "Aurelius" über dem Weißen Meer am 13. hauptsächlich den Norden des Landes mit vielen Wolken beeinflusste, drang in die ‚Lücke' zwischen "Jindra I" und "Jindra II" am 15. die Kaltfront von Tief "Bernd" über Südschweden ein. Allerdings schwenkte der korrespondierende Höhentrog hauptsächlich über die Nordhälfte Deutschlands nach Osten, sodass deren Wetteraktivität nach Süden hin gering war.
Am 16. und 17. verabschiedete sich "Jindra" endgültig nach Osten. Vor dem am 17. Südskandinavien erreichenden Tief "Christoph" drehte die Strömung über Mitteleuropa auf Südwest und führte warme Luft aus dem Mittelmeerraum in den Süden Deutschlands. Mit Sonnenunterstützung stiegen die Tageshöchsttemperaturen örtlich auf sommerliche Werte (z.B. in Karlsruhe und Stuttgart). Vor einem scharfen Höhentrog über Westeuropa überquerte die Kaltfront von "Christoph" am 18. die Bundesrepublik von Nordwest nach Südost mit verbreitet 1 bis 10 mm Regen in 24 Stunden.
Die Achse des Höhentroges konnte am 19. schon über dem östlichen Mitteleuropa analysiert werden, ihr folgte ein flacher Hochdruckrücken nach. Am Boden schob sich Hoch "Katrin" von Westen her bis zu den Alpen vor, die Nordhälfte Deutschlands verblieb im Bereich der Frontalzone unter zeitweise dichterer Bewölkung und etwas Regen. Eine südwestliche Strömung lenkte erneut warme Luft subtropischen Ursprungs nach Süddeutschland und ließ die Temperaturen um den kalendarischen Herbstanfang einmal mehr bis auf +26,6 °C am 24. in Karlsruhe steigen. Die Annäherung eines umfangreichen Höhentroges sowie eine bodennahe Konvergenzlinie im Vorfeld der Kaltfront von Tief "Enrico" vor der Südwestküste Norwegens reichten dann aus, um in der feuchtwarmen Luftmasse am Nachmittag im Südwesten einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen auszulösen. Die Kaltfrontpassage selbst ging am 25. vonstatten, womit das altweibersommerliche Intermezzo abrupt beendet wurde. Am 25. lagen die Höchsttemperaturen nur noch zwischen +12 und +20 °C.
Der Höhentrog war über der Nordsee am 26. einem Abschnürungsprozess unterworfen, das entstandene Höhentief fand sich am 27. über Südostfrankreich und Oberitalien. Über dem Golf von Genua entwickelte sich Tief "Faysal", das am 28. den Sprung über die Alpen nach Deutschland schaffte und bei dem phasenweise mehrere Tiefkerne ausgemacht werden konnten. Kurzwellige Höhentröge, die um das ebenfalls langsam nordwärts wandernde Zentrum des Höhentiefs herumschwenkten, sowie verstärkte Warmluftadvektion auf dessen Nordseite ließen mehrere zum Teil intensive Regengebiete entstehen. Daraus resultierten Regensummen bis 183 mm in 72 Stunden auf dem Brocken im Harz. Die Regenfälle, die mit "Faysal" in Verbindung standen und über der Mitte Deutschlands am kräftigsten waren, hatten maßgeblichen Anteil an den in diesen Regionen deutlich positiven Abweichungen der Niederschlagsmengen. Nur wenig Regen fiel an diesen Tagen im südlichen Rheinland-Pfalz und im westlichen Baden-Württemberg. "Faysal" zog am 30. Richtung Dänemark ab. Ausführliche Informationen zu diesem Ereignis, das in mehreren Bundesländern Überschwemmungen nach sich zog, gibt es hier.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.09.2007, 00 UTC 04.09.2007, 00 UTC 08.09.2007, 00 UTC
12.09.2007, 00 UTC 16.09.2007, 00 UTC 20.09.2007, 00 UTC
24.09.2007, 00 UTC 28.09.2007, 00 UTC 30.09.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.09.2007, 00 UTC 04.09.2007, 00 UTC 08.09.2007, 00 UTC
12.09.2007, 00 UTC 16.09.2007, 00 UTC 20.09.2007, 00 UTC
24.09.2007, 00 UTC 28.09.2007, 00 UTC 30.09.2007, 00 UTC


Monatswerte

Nachstehend Monatswerte vom September 2007 für ausgewählte Stationen in Deutschland. "Temp." steht dabei für die Monatsmitteltemperatur, "Nds." für die Niederschlagssumme und "Sonne" für die Sonnenscheindauer. "Vgl." gibt für die jeweilige Größe den Vergleich mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 des Ortes an (Quelle: DWD):

Ort Temp. Vgl. Nds. Vgl. Sonne Vgl.
Rostock
Straubing
Karlsruhe
+14,3 °C
+12,3 °C
+14,3 °C
+0,4 K
-1,6 K
-1,1 K
55,9 mm
109,0 mm
59,1 mm
103%
170%
111%
130,8 h
141,0 h
178,4 h
83%
89%
104%


Satellitenbilder

01.09., 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
04.09., 12:57 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.09., 12:16 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.09., 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
16.09., 12:33 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
20.09., 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
24.09., 12:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
28.09., 12:12 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
30.09., 11:51 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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