Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Juli 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

Weitere Informationen: Wetterrekorde, Sturmstärken, Klimakarten usw.

Donnerstag, 09. August 2007, 17:00 MESZ


Rückblick Juli 2007


Satellitenbild: 20.07.2007, 10:50 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory


Wetterlage und Entwicklung

Von den Temperaturen her betrachtet weitestgehend im Bereich der Normalwerte, aber verbreitet deutlich zu nass - so präsentierte sich der Juli 2007 in Deutschland. Abgesehen von einer kurzen, aber intensiven Hitzewelle um die Monatsmitte herum brachte der Monat eher wechselhaftes und kühles denn das sonst in dieser Jahreszeit übliche Bade- und Urlaubswetter. Die Temperaturabweichungen gegenüber des Mittelungszeitraums 1961 bis 1990 bewegten sich dabei meist zwischen -0,7 und +0,8 K, nur in der Region um Magdeburg war es mit einer Abweichung von +1,3 K etwas wärmer. Die Niederschlagsmengen übertrafen in vielen Gebieten das monatliche Soll, an einigen Orten besonders im Mittelgebirgsraum und im Norden fiel sogar das doppelte der durchschnittlichen Menge. Die Sonnenscheindauer blieb oftmals unter den Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990.

Letzteres gilt auch für Karlsruhe, allerdings war die Fächerstadt eine der wenigen Orte in Deutschland, wo das Niederschlagssoll im Juli 2007 mit 95 Prozent knapp nicht erfüllt wurde. Mit einer Monatsmitteltemperatur von +19,6 °C und einer daraus resultierenden Abweichung gegenüber dem Schnitt der Jahre 1961 bis 1990 von +/-0,0 K, bzw. im Vergleich zu den Jahren 1971 bis 2000 von -0,5 K war dieser Monat der erste seit August 2006, der nicht zu warm ausfiel. Die Sonne schien 217,4 Stunden lang und erbrachte damit 89 Prozent der von ihr in einem Juli erwarteten Leistung.

Zum Monatsbeginn erstreckte sich eine für Juli ungewöhnlich kräftige und recht weit südlich verlaufende Frontalzone in zonaler Ausrichtung bei etwa 35° nördlicher Breite von Neufundland über den mittleren Atlantik hinweg nach Westeuropa, wo sie schließlich nach Nordosten abbog. Auf ihrer kalten Seite lag am Boden ein umfangreiches Tiefdruckgebiet ("Winfried") bei den Britischen Inseln; es veränderte seine Position bis zum 4. kaum. In Deutschland herrschte unbeständiges, kühles und windiges Wetter vor.
Am 4. überquerte das Randtief "Xerxes" Norddeutschland und sorgte im ganzen Land für zum Teil kräftige Schauer und Gewitter. "Winfried" schwächte sich ab, ihm folgte aber vom Atlantik her rasch das Tief "Zhongqi" nach. Dessen Frontensystem passierte am 6. Deutschland von West nach Ost.
Vom 7. an wurde vorderseitig eines sich über dem Atlantik südwärts ausweitenden Langwellentroges von Südwesten her wärmere Luft nach Mitteleuropa gelenkt. Über Frankreich wölbte sich dabei ein Hochdruckrücken auf, der allerdings unter noch relativ flacher Ausprägung bis zum 9. über Deutschland hinweg nach Osteuropa wanderte. Immerhin reichte es in Teilen Süddeutschlands am 7. und 8. für einen Sommertag mit Höchsttemperaturen um +25 °C.
Mit Annäherung des atlantischen Troges entwickelte sich über Frankreich am 8. ein kleines Tief ("Alfons"), das am 9. um 00 UTC etwa über der Mitte Deutschlands analysiert werden konnte. Die Passage des mit dem Tief verbundenen Frontensystems war mit schauerartigen und teilweise gewittrigen Regenfällen verbunden. Weitaus stärkere Auswirkungen auf das Wetter hatte indes ein zweites Tief, das sich nur wenige Stunden nach "Alfons" im Bereich der Südwestalpen bildete und ungleich weniger schnell nach Osten vorankam. Es brachte in Südbayern sowie in den Alpen Regenmengen bis 53 mm in 24 Stunden (Garmisch-Partenkirchen) und bis 120 mm in 72 Stunden (Rudolfshütte/Österreich). Eine ausführliche Betrachtung dieses Ereignisses findet in einem gesonderten Artikel statt.
Bis zum 12. befand sich Mitteleuropa unter erwähntem Höhentrog, der nun von Skandinavien bis zum Mittelmeer reichte. Bei für die Jahreszeit zu kühlen Höchsttemperaturen um +20 °C kam es innerhalb der Kaltluft immer wieder zu kurzen Schauern und Gewittern. Eine grundlegende Wetterumstellung erfolgte erst vom 13. an, als Frontensysteme eines sich zu den Britischen Inseln verlagernden Tiefdrucksystems die Nordhälfte Deutschlands Richtung Nordosten überquerten und dahinter einmal mehr deutlich wärmere Luft herangeführt wurde. Über dem östlichen Atlantik dehnte sich ein langwelliger Höhentrog weit nach Süden aus, im Gegenzug wölbte sich von Südwesten her ein mächtiger Rücken auf, der am 16. von Nordafrika über Italien und das südöstliche Mitteleuropa bis nach Westrussland reichte. Eine sekundäre Achse verlief zu diesem Zeitpunkt über Ostdeutschland nach Nordwesten. Zwischen Trog und Rücken kam vor allem in höheren Schichten der Troposphäre eine kräftige Südwestströmung in Gang, mit der sehr warme Luft subtropischen Ursprungs weit nach Nordosten verfrachtet wurde. Im 850 hPa-Niveau erreichte die +20 °C-Isotherme am 15. Süddeutschland, einen Tag später überdeckte ein Gebiet mit mehr als +20 °C in diesem Niveau weite Teile Deutschlands mit den höchsten Werten im Süden und Osten. Am 14. und 15. wurde es mit Temperaturen über +35 °C vor allem im Westen und Süden heiß, am 16. verlagerte sich die größte Hitze nach Ostdeutschland. Am wärmsten war es dabei in Doberlug-Kirchhain mit +38,2 °C. An vielen Stationen wurden während dieser Tage neue Dekadenrekorde und sogar neue Rekorde für den gesamten Monat Juli aufgestellt. Eine ausführliche Betrachtung dazu gibt es hier.
Am 17. zog die Kaltfront von Tiefdrucksystem "Burkhard" bei Großbritannien langsam über Deutschland hinweg ostwärts. Damit war zwar die große Hitze beendet, dennoch verblieb das Bundesgebiet im Übergangsbereich zwischen kühlerer Atlantikluft im Nordwesten und der sehr warmen Subtropikluft im Südosten. Bei immer noch sommerlichen bis hochsommerlichen Temperaturen traten am 18. und 19. jedoch auch vermehrt Schauer und Gewitter auf.
Auch am 19. und 20. kam der Höhentrog nicht wesentlich weiter nach Osten voran. Im Gegenteil, am 19. entstand über Südfrankreich ein flaches Bodentief ("Dietmar"), das am Abend des 20. bei der Deutschen Bucht ausgemacht werden konnte und vorderseitig die warme Luft noch einmal nach Nordwesten lenkte. Nachdem bereits am 19. z.T. kräftige Gewitter niedergegangen waren und dabei z.B. in Bayreuth Schäden in Millionenhöhe verursachten, formierte sich am 20. in der Umgebung von "Dietmar" eine Gewitterlinie, die im Tagesverlauf von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg schwenkte. Einen Tag später bildete sich an der nun über die Alpen verlaufenden Luftmassengrenze ein weiteres kleines Tief, "Erdmann". Dieses und mit ihm ein markantes Gebiet mit schauerartig verstärktem Regen zogen bis zum Abend des 22. über die neuen Bundesländer zur Ostsee. Im brandenburgischen Kyritz fielen in Verbindung damit binnen 48 Stunden 86 mm Regen (siehe Artikel).
Am 23. wurde der atlantische Trog zunächst von Nordwesten her regeneriert und bewegte sich anschließend am 24. und 25. unter Verkürzung seiner Wellenlänge rasch nach Osten. Damit verknüpft war am Boden das Tief "Ferdinand", das am 24. nicht nur Norddeutschland Sturmböen bescherte. Auch in der Mitte und im Süden war es sehr windig, beispielsweise registrierte Regensburg eine Spitzenböe von 86 km/h.
Am 25. und 26. setzte sich Zwischenhocheinfluss durch und sorgte in weiten Teilen des Landes für sommerliches Wetter. Doch wie vom Sommer 2007 gewohnt handelte es sich auch dieses Mal nur um ein kurzes Intermezzo. Nördlich von Schottland hatte sich bereits Tief "Georg" eingenistet, dessen Ausläufer Deutschland vom 27. an mit vielen Wolken, Regen und Regenschauern beeinflussten. An der Südflanke des vom 28. an über Skandinavien als steuerndes Zentrum agierenden Tiefs stellte sich zum Monatsende erneut eine lebhafte Westwetterlage ein, wie man sie normalerweise eher aus den Herbst- und Wintermonaten kennt. Hinter dem Randtief "Ippei", das am 30. über Norddeutschland ostwärts zog, strömte aus Nordwesten kalte Luft polaren Ursprungs bis über die Alpen nach Süden. In den teilweise klaren Nächten zum 31.07. und zum 01.08. sanken die Temperaturen örtlich unter die +5-Grad-Marke und es wurden neue Dekadenrekorde bei den tiefsten Temperaturen aufgestellt.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.07.2007, 00 UTC 04.07.2007, 00 UTC 08.07.2007, 00 UTC
12.07.2007, 00 UTC 16.07.2007, 00 UTC 20.07.2007, 00 UTC
24.07.2007, 00 UTC 28.07.2007, 00 UTC 31.07.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.07.2007, 00 UTC 04.07.2007, 00 UTC 08.07.2007, 00 UTC
12.07.2007, 00 UTC 16.07.2007, 00 UTC 20.07.2007, 00 UTC
24.07.2007, 00 UTC 28.07.2007, 00 UTC 31.07.2007, 00 UTC


Satellitenbilder

01.07., 10:20 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
04.07., 10:50 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory
08.07., 12:53 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
12.07., 12:00 UTC, MSG-2 IR/VIS
Quelle: B. J. Burton
16.07., 10:04 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
20.07., 12:00 UTC, MSG-2 IR/VIS RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
24.07., 11:50 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
28.07., 12:00 UTC, MSG-2 WV
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
31.07., 06:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.



Forschungszentrum
In Zusammenarbeit mit:
Lacunosa Wetterberatung