Wettergefahren - Frühwarnung - Rückblick Mai 2007
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Donnerstag, 07. Juni 2007, 18:45 MESZ


Rückblick Mai 2007


Satellitenbild: 14.05.2007, 16:28 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Dem trockensten April in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (siehe Rückblick) folgte 2007 der bislang nasseste Mai seit Start der regelmäßigen Beobachtungen. An zahlreichen Orten regnete es deutlich mehr als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990, am größten waren die Abweichungen im Nordosten (z.B. Neuruppin 290%). Insgesamt fiel der Monat mit einer mittleren positiven Abweichung von 2,0 K zu warm aus, wobei die Unterschiede zum langjährigen Mittel im Südwesten, Süden und Osten am größten waren.

In Karlsruhe betrug die Monatsmitteltemperatur +16,7 °C, was sich gegenüber der Zeitreihe von 1961 bis 1990 um 2,4 K, im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 um 2,0 K als zu warm erweist. Regen und Regenschauer summierten sich bis zum Ende des Monats auf 110,0 mm - dies entspricht 139% der sonst zu erwartenden Menge im Mai.

An der Ostflanke eines Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt bei den Färöer Inseln stieß zu Beginn des Monats Kaltluft polaren Ursprungs über Osteuropa weit nach Süden vor. Diese streifte hauptsächlich die neuen Bundesländer, während in den Westen auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefdruckkomplexes mit Zentren über dem Ostatlantik und der Iberischen Halbinsel aus Südosten relativ warme Luft advehiert wurde. Im gesamten Land zeigte sich bei Höchsttemperaturen von etwas über +20 °C entlang des Rheins vom 1. bis zum 3. häufig die Sonne.
Am 3. und 4. verlagerte sich der Tiefdruckkomplex weiter nach Nordosten. Im Bodendruckfeld ließ sich eine Tiefdruckrinne analysieren, deren nordöstliches Ende nach Südwestdeutschland gerichtet war. In der nach Norden an Raum gewinnenden warmen und feuchten Luft bildeten sich südlich des Mains einige Schauer und Gewitter.
Der sich zunehmend in eine Höhentrogstruktur umwandelnde Höhentiefkomplex wanderte bis zum 8. nach Südosteuropa. Rückseitig davon wurde am 6. vorübergehend ein Keil wetterwirksam, ehe am 7. die zu dieser Zeit ausgeprägte atlantische Frontalzone samt eingelagerten Frontensystemen von Nordwesten her auf Mitteleuropa übergriff. Es stand ein von kühler und feuchter Meeresluft geprägter Witterungsabschnitt bevor. Dabei kam die von einem zentralen Tiefdrucksystem über Skandinavien ausgehende Kaltfront ob ihrer zumeist höhenströmungsparallelen Lage zunächst nur etwa bis zum Mittelgebirgsraum südwärts voran. Nach Osten schwenkende Kurzwellentröge lieferten dynamische Hebungsantriebe und sorgten für die Entwicklung von Wellentiefs, die an der über mehrere Tage hinweg quasistationären Luftmassengrenze nach Osten abliefen. Diese Vorgänge spiegelten sich in gebietsweise hohen Niederschlagsmengen von verbreitet über 20 mm (z.B. Braunlage 73 mm) innerhalb eines Tages wider. Am 10. und 11. zog das Randtief "Ewald" bzw. "Ewald II" unter Intensivierung vom östlichen Atlantik über Schleswig-Holstein hinweg zum Baltikum. Auf der Südseite bildete sich ein Starkwindfeld aus, sodass am 11. in weiten Teilen Mittel- und Süddeutschlands Sturm- und schwere Sturmböen (z.B. Berlin-Mitte 112 km/h) auftraten. An der Kaltfront des Tiefs wurden auch einzelne Gewitter beobachtet. Zu den Ereignissen im Zeitraum vom 8. bis 11. liegt ein ausführlicher Artikel vor.
Über dem Atlantik amplifizierte sich auf der Vorderseite eines vom nordamerikanischen Kontinent her nahenden Rückens vom 11. an ein Trog. Eingebettet in diesen lag am 12. das Tief "Günter" vor der Biskaya. Somit resultierte über West- und Mitteleuropa sowohl am Boden als auch in der Höhe eine südwestliche Strömung, mit der am 13. und 14. subtropische Warmluft auch nach Süd- und Ostdeutschland gelangte. Bereits am Abend des 13. jedoch erreichte die Kaltfront des inzwischen über den Britischen Inseln angekommenen Tiefs den Westen der Bundesrepublik und drängte die Warmluft wieder nach Osten ab. Die Kaltfrontpassage war vor allem im Norden und Westen mit kräftigen Gewittern verbunden, aus Ostbelgien und Nordrhein-Westfalen liegen inzwischen gesicherte Berichte über Tornados vor. Am 14. kam es in der Osthälfte im Bereich der dort noch vorhandenen Warmluft zu Gewittern, die zum Teil von schweren Sturmböen begleitet waren (z.B. Görlitz 97 km/h). Auf der kalten Seite der Luftmassengrenze entstand ein skaliges Niederschlagsgebiet, das in einem breiten Streifen von Baden über Hessen und die Mitte Deutschlands hinweg bis zur Ostsee 24-stündige Regensummen von verbreitet 10 bis 20 mm hinterließ. Durch den anhaltenden Regen sowie durch einfließende, kühle Atlantikluft stiegen die Höchsttemperaturen am 14. im Südwesten nicht mehr über +20 °C, am Abend fiel auf dem Feldberg im Schwarzwald (1493 m) sogar Schneeregen. Im Südosten wurden dagegen sommerliche Temperaturen gemessen. Dieser Artikel betrachtet die Geschehnisse detaillierter.
Bis zum 18. zog der Höhentrog nach Osten ab. Danach geriet Mitteleuropa in den Einflussbereich eines Rückens, der sich von Südwesten her über Frankreich bis nach Südskandinavien aufwölbte. Am 19. und 20. verlagerte sich dieser weiter nach Südosten. Auf der Vorderseite eines neuen, umfangreichen atlantischen Troges wurde von Südwesten her erneut subtropische Warmluft herantransportiert. Am 23. und 24. schob sich ein Keil des Azorenhochs bzw. eine daraus hervorgehende, eigenständige Hochdruckzelle bis ins östliche Mitteleuropa vor. In der Schwächezone zwischen beiden Hochzentren entwickelte sich eine flache Tiefdruckrinne, die am 25. und 26. zahlreiche Schauer und teilweise heftige Gewitter induzierte. Hohe Niederschlagsmengen, Hagel und Spitzenböen bis 119 km/h (Berlin-Mitte) waren die Folge (siehe Artikel).
Eingelagert in einen langwelligen und mit 500 hPa-Temperaturen bis unter -30 °C in Nordschottland für die Jahreszeit bemerkenswert kalten Höhentrog, wurde das Tief "Marian" vom 26. bis 29. über den mittleren Atlantik und Frankreich hinweg nach Oberitalien gesteuert. Dort entstand auf der Vorderseite des Troges noch ein zweites Tief, das bis zum 30. eine Vb-artige Zugbahn über Ostdeutschland zur Nordsee wählte. Es bezog von Südosten her die subtropische Warmluftmasse, die an den Tagen zuvor in nahezu ganz Deutschland wetterbestimmend war, in seine Zirkulation mit ein. Diese glitt auf die von Tief "Marian" herangeführte sehr kühle Atlantikluft auf. Das Ergebnis war ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet, das neben anhaltendem und ergiebigem Regen (z.B. Stötten 110 mm vom 28., 06 UTC bis 30., 06 UTC) im Schwarzwald sowie in den Alpen stellenweise bis unter 1000 Meter auch Schnee brachte. Der Feldberg verzeichnete am Morgen des 28. 4 cm Schnee, insbesondere in der Schweiz kam es in manch höher gelegenen Orten zu Behinderungen durch ergiebige Schneefälle. Im Dauerregen verweilten die Höchsttemperaturen in Baden-Württemberg und Bayern gebietsweise im einstelligen Bereich (siehe Artikel).
Zum Ende des Monats beruhigte sich das Wettergeschehen.

Text: CE

Bodendruckanalysen, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
01.05.2007, 00 UTC 04.05.2007, 00 UTC 08.05.2007, 00 UTC
12.05.2007, 00 UTC 16.05.2007, 00 UTC 20.05.2007, 00 UTC
24.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC 31.05.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
01.05.2007, 00 UTC 04.05.2007, 00 UTC 08.05.2007, 00 UTC
12.05.2007, 00 UTC 16.05.2007, 00 UTC 20.05.2007, 00 UTC
24.05.2007, 00 UTC 28.05.2007, 00 UTC 31.05.2007, 00 UTC


Satellitenbilder

01.05., 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
04.05., 18:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
08.05., 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
12.05., 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
16.05., 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
20.05., 10:26 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
24.05., 15:41 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR
28.05., 12:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
31.05., 12:40 UTC, N-18 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton



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