Samstag, 19. August 2017, 21:30 MESZ aktualisiert am: Dienstag, 22.08.2017, 15:15 MESZ Heftige Gewitter Mitteleuropa 18.08.2017 Hagel auf der Alb Quelle: S. Semsch |
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Am 18.08.2017 bildeten sich einzelne Superzellen mit größerem Hagel sowie zwei Gewitterlinien mit Orkanböen im Alpenraum.
Vorderseitig eines herannahenden Höhentroges aus Westen sowie dem korrespondierenden Bodentiefs "Kolle" war subtropische Warmluft wetterbestimmend, welche von einer Kaltfront im Lauf des Tages verdrängt wurde. Die Kaltfront war von länger anhaltendem Regen begleitet, verstärkte und verlangsamte sich auf dem Weg nach Osten. Präfrontal zeigte sich rasch aufgelockerte Bewölkung und kräftige Sonneneinstrahlung. Hohe Jetstream-Geschwindigkeit, starke Divergenz und kräftige Scherung in 0-6 km Höhe ermöglichten die Bildung von Superzellen sowie Multizellencluster, bei denen die Höhenwinde bis in tiefe Lagen in Form von Orkanböen durchgreifen konnten.
Im Laufe des Nachmittags bildeten sich über Baden-Württemberg örtlich Gewitter aus, welche sich in den folgenden Stunden nach Nordosten in Richtung Franken (in Bayern) verlagerten. So wurde beispielsweise in Heilbronn in Verbindung mit einer Superzelle um 15 UTC eine Spitzenböe von 88 km/h gemessen. Öhringen im Nordosten von Baden-Württemberg verzeichnete eine Stunde später eine Böe von 92 km/h. Gegen 16 UTC bildete sich vom Breisgau (südwestliches Baden-Württemberg) bis zum schweizer Jura eine Gewitterlinie aus, die sich anschließend, anders als die bisherigen Gewitter, in östlicher Richtung über den Schwarzwald zum Bodensee verlagerte. Schaffhausen, am Bodensee, meldete um 17 UTC eine orkanartige Böe von 111 km/h. Aus Freiburg wurde zu jenem Zeitpunkt eine Niederschlagsmenge von 23 mm binnen einer Stunde gemeldet. Hier kam es zu Überschwemmungen und umgestärzten Bäumen, die Polizei wurde wetterbedingt zu 50 Einsätzen gerufen. Die Squall Line nahm in ihrer Ausdehnung in der folgenden Stunde nochmals zu und reichte von der Ostalb bis nach Lichtenstein. Am Flugplatz in Altenrhein kamen 34 mm in einer Stunde vom Himmel. Lindau (am Bodensee) maß ebenfalls eine orkanartige Böe von 105 km/h. Die Squall Line kam sehr rasch nach Osten voran und erreichte gegen 19 UTC die bayerische Landeshauptstadt München. Hier fielen innerhalb einer Stunde 26,7 mm an Niederschlag. In der Stadt, wie auch in zahlreichen anderen bayerischen Städten, kam es zu Behinderungen im Schienenverkehr. Bei zwei Musikfestivals wurden durch die Gewitter mehrere Menschen leicht verletzt. Im Osten Bayerns konnte in Fürstenzell um 22 UTC noch eine Orkanböe von über 130 km/h gemessen werden.
Text: FB/JW 19. August 2017 |