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Dienstag, 31. Mai 2016, 22:00 MESZ


Schneefall, Kälte
USA

April / Mai 2016


Ausdehnung von "Jonas" über Nordamerika,
23.01.2016, 16:55 UTC
Quelle: NOAA GOES

Ähnlich wie in Europa Ende April und zu Pfingsten kam es auch im Osten der USA nach dem zweitwärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn zu späten Kaltlufteinbrüchen Anfang April und Mitte Mai 2016. Anfang April zog ein markanter Kaltluftkörper mit unter -20 °C in 850 hPa über die Neuenglandstaaten hinweg, Mitte Mai kam es im äußersten Nordosten der USA zu späten Schneefällen bei ungewöhnlich niedrigen Temperaturen.


Wetterlage und Entwicklung

Außerhalb des markantesten Winterereignisses Ende Januar 2016 ("Schneesturm Jonas") hatte der Winter 2015/2016 in den USA noch einiges zu bieten. Weitere Winterstürme brachten zum Teil gefrierenden Regen, schwere Gewitter auf der warmen Seite und starke Schneefälle auf der kalten Seite: Cara (Ende November 2015), Goliath (Ende Dezember 2015), Olympia (Mitte Februar 2016), Selene (Ende März 2016), Vexo (Mitte April 2016).
Anders als in den zwei vorangegangenen Wintern dauerte es sehr lange bis zum ersten Schnee im Nordosten der USA (z.B. in New York erst Mitte Januar), später wechselten sich Schnee- und Tauwetterphasen rasch ab. Der Jetstream verlief zeitweise zonal und weit nach Norden verschoben (wärmster Dezember seit Aufzeichnungsbeginn). Für ein starkes El Niño-Ereignis untypisch zeigte sich beispielsweise die Aufzeichnung des nassesten Winters in der Messreihe Seattles (WA) und ein erneut zu trockener Winterverlauf im Süden Kaliforniens, wo die Hoffnung auf einen überdurchschnittlich nassen Winter nicht erfüllt wurde. Der Februar 2016 war sogar der heißeste in der Aufzeichnung von Los Angeles.
Gegen Ende des Winters stellte sich die in den letzten beiden Wintern häufige Konstellation "Rücken westliches Nordamerika - Trog östliches Nordamerika" häufiger ein.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850-hPa-Temperatur| Quelle: Wetter3.de
13.02.2016 14.02.2016 15.02.2016 16.02.2016

Mitte Februar zog ein extremer Kaltluftkörper (unter -35 °C in 850 hPa) über die Neuenglandstaaten hinweg. Die Nacht auf den 14. Februar 2016 war lokal die kälteste Nacht seit Jahrzehnten und der kälteste Valentinstag seit Aufzeichnungsbeginn. In Boston sank die gefühlte Temperatur bis auf -38 °C ab. Am Tag blieb es verbreitet bei strengem Dauerfrost. Auf dem Mount Washington (NY) stellten sich mit stürmischem Wind extreme Windchill-Temperaturen ein, die mit der Antarktis konkurrieren konnten: -40 °C Lufttemperatur, gefühlt wie unter -60 °C. Durch rasch nachfolgende mildere Luft ergaben sich enorme Temperaturschwankungen innerhalb weniger Tage (20 - 35 K höhere Temperaturen am 16.2. nachmittags mit einigen Plusgraden im Vergleich zum 14.2. morgens).

Tiefsttemperaturen am 14.02.2016
Datenquelle: Wunderground
Ort Temperatur Tagesrekord alt kälteste Nacht seit
Watertown, NY
Syracuse, NY
Binghamton, NY
Worcester, MA
Albany, NY
Hartford, CT
Boston, MA
Providence, RI
New York City
Newark, NJ
-38,3 °C
-30,6 °C
-27,8 °C
-26,7 °C
-25,0 °C
-24,4 °C
-22,8 °C
-22,8 °C
-18,3 °C
-17,8 °C
-34,4 °C
-28,9 °C
-22,8 °C
-23,9 °C
-23,3 °C
-22,8 °C
-19,4 °C
-21,7 °C
-16,7 °C
-17,8 °C
-
12.01.1982
25.12.1980
15.01.1957
24.01.2011
05.02.1996
15.01.1957
22.01.1984
19.01.1994
16.01.2004

Östlich eines Höhenrückens, der sich zeitweise bis nach Alaska ausdehnte, strömte Anfang April 2016 in mehreren Schüben kanadische Kaltluft in einem breiten Trog nach Süden (bis -25 °C in 850 hPa, 14 bis 18 K unter dem Mittel). Dies ging zunächst mit Schneefällen bei starkem Wind einher, später stellte sich in den Nächten strenger Frost ein. Im Bereich der Großen Seen wurde tagsüber Dauerfrost verzeichnet, in Québec und Ontario war es insgesamt noch etwas kälter.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850-hPa-Temperatur| Quellen: Wetter3.de
03.04.2016 04.04.2016 05.04.2016 06.04.2016

Dabei wurden einige bemerkenswerte Rekorde aufgestellt: die Nacht auf den 5.4.2016 war in Concord, New Hampshire mit -15,6 °C die kälteste Aprilnacht seit Aufzeichnungsbeginn, der alte Rekord lag bei -13,9 °C am 1.4.1874! Erst zum dritten Mal in den seit 1902 geführten Aufzeichnungen von Syracuse, New York wurde eine April-Tiefsttemperatur von unter -12 °C verzeichnet. In der Nacht auf den 9.4. sanken die Temperaturen im Nordosten Minnesotas nahe der kanadischen Grenze bis auf -26 °C ab.
Den kältesten 4. April seit Aufzeichnungsbeginn erlebten beispielsweise Worcester, MA (-5,6 °C), Portland, ME (-3,9 °C) und Concord, NH (-3,3 °C). In Worcester und Albany, NY (-3,9 °C) bedeutete dies sogar die zweitkälteste April-Höchsttemperatur.

Tiefsttemperaturen Anfang April 2016
Datenquelle: Wunderground
Ort Temperatur Datum Einordnung
Negaunee Township, MI
Ithaca, NY
Concord, NH
Duluth, MN
Caribou, ME
Glens Falls, NY
Syracuse, NY
Dubois, PA
Binghamton, NY
St. Cloud, MN
Albany, NY
Rochester, NY
Providence, RI
Bluefield, WV
-21,7 °C
-18,0 °C
-15,6 °C
-15,6 °C
-15,0 °C
-13,9 °C
-12,8 °C
-11,1 °C
-11,1 °C
-10,6 °C
-10,0 °C
-10,0 °C
-7,8 °C
-6,7 °C
05.04.
05.04.
05.04.
09.04.
04.04.
05.04.
05.04.
10.04.
05.04.
09.04.
05.04.
05.04.
06.04.
10.04.
zweitkälteste Tmp. im Frühjahr
erstmals unter 0 °F im April
Monatsrekord
Tagesrekord
-
Tagesrekord
zweitkälteste Apriltmp.
Tagesrekord
Tagesrekord
Tagesrekord
Tagesrekord
Tagesrekord
Tagesrekord
Tagesrekord

Ein weiteres Mal stellte sich das Strömungsmuster "warmer Westen - kalter Osten" über Nordamerika ein. Am Pfingstwochenende fiel in Teilen von Wisconsin, Michigan, Ohio, Pennsylvania und New York Schnee (z.B. 3 cm in Marquette, MI am 14.5.). Nachts wurden einige Tagesrekorde der Tiefsttemperatur erreicht. Am 16.5. morgens war es z.B. in Syracuse, NY und anderen Stationen im Norden Neuenglands weiß (Pittsburg, NH, 6 cm, Killington, VT, 13 cm).

500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850-hPa-Temperatur| Quellen: Wetter3.de
14.05.2016 15.05.2016 16.05.2016 17.05.2016

Caribou, ME stellte sogar einen neuen Rekord auf: zum ersten Mal seit Aufzeichnungsbeginn 1939 lagen dort an einem 16. Mai mehr als 5 cm Schnee, 2016 erreichte die Schneedecke enorme 19 cm! Der späteste Schneefall, der eine Schneedecke von mindestens 2 cm ergab, datiert vom 18.5.1941.

Ungewöhnlich lang hielt sich zudem der kühle und regnerische Witterungscharakter, auch wenn keine extremen Regensummen zustande kamen: In Washington D.C. regnete es vom 27.4. bis 23.5. an 23 von 27 Tagen, mit messbarem Niederschlag an 15 Tagen in Folge bis zum 11. Mai. Zuvor waren es nie mehr als 10 Tage, z.B. von 17.-26.7.1938, 12.-21.8.1873 und 22.-30.12.2015 (Quelle: Wunderground).

Tiefsttemperaturen Mitte Mai 2016
Datenquelle: Wunderground
Ort Temperatur Datum
Grand Forks, ND
Eau Claire, WI
Madison, WI
Lacrosse, WI
Rapid City, SD
South Bend, IN
Waterloo, IA
Columbus, OH
-5,0 °C
-2,8 °C
-1,1 °C
-1,1 °C
-1,1 °C
-0,6 °C
0,0 °C
0,0 °C
14.05.
15.05.
14.05.
15.05.
15.05.
15.05.
15.05.
16.05.

Gleichzeitig erlebte Alaska als komplettes Gegenteil zum Trogbereich im Osten Nordamerikas unter dem sich westlich anschließenden Höhenrücken einmal mehr ungewöhnliche Wärme. In Fairbanks stiegen die Temperaturen am 14.5. nachmittags bis auf 27,8 °C (bisheriger Tagesrekord: 26,7 °C im Jahr 1915)! Durchschnittlich werden solche Temperaturen in Fairbanks nicht vor dem 16. Juni erreicht (seit 1902 nur zwei Mal früher als 2016: am 10. und 11.05.1995). Damit war es dort wärmer als im südlicheren Boston und Denver, die solche Temperaturen typischerweise Anfang Mai erreichen und bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2016 noch nicht erreicht hatten.

Nach dem fünftwärmsten Januar in Alaska folgten von Februar bis April jeweils die wärmsten je aufgezeichneten Monate. Selbst wenn die verbleibenden Monate des Jahres durchschnittlich ausfallen, ergibt sich ein neuer Rekord für 2016, welches die Jahre 2014 und 2015 auf Platz 2 und 3 verweist.


Text: FB
31. Mai 2016


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