Donnerstag, 21. April 2016, 01:00 MESZ
Starkregen Südstaaten - USA 16.-19.04.2016 Satellitenbild USA 18.04.2016, 07.30 UTC Quelle: GOES Project |
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Ein fast stationäres Höhentief sorgte im April 2016 für enorme Regenmengen im Süden der USA. Am 18.04. fielen im Raum Houston (Texas) zum Teil über 400 mm innerhalb von etwas mehr als einem Tag. In der Millionenstadt selber stand das Wassser zum Teil über drei Meter hoch, mindestens 8 Menschen kamen durch die Wassermassen ums Leben. An einigen Flüssen wurden Rekorde aufgestellt. Auch in den umliegenden Staaten kam es zu Überschwemmungen, vor allem am 16.04. bildeten sich auch einige heftige Gewitter mit Tornados.
Wetterlage und Entwicklung Ein kräftiger Höhentrog befand sich am 14.04. mit zugeöhrigem Bodentief vor der Küste der Bundesstaaten Washington und Oregon. Zu diesem Zeitpunkt konnte auf der Höhenkarte bereits ein abgschlossenes Höhentief erkannt werden. In der Folge verlagerte sich der Trog weiter nach Südosten, an der Vorderseite sorgte kräftige Warmluftadvektion für das Vordringen der 15°C Isotherme in 850 hPa bis nach Minnesota. Gleichzeitig resultierte die Hebung an der Trogvorderseite in der Entstehung von Bodentiefs östlich der Rocky Mountains in Wyoming (am 15.04.) und New Mexiko (am 16.04.). Zwei Höhenrücken über dem Osten und Westen des nordamerikanischen Kontinents blockierten von diesem Zeitpunkt an den Höhentrog. Am 17.04. führte dieser einen Cut-Off Prozess durch, sodass ein eigenständiges Höhentief über dem Bundesstaat Colorado für drei Tage bis zum 19.04. verweilte. Während das Höhentief sich in der Stärke in dieser Zeit fast unverändert zeigte, beobachtete man im Bodendruckfeld eine stetige Zunahme des Bodendrucks im Bereich des Niederschlagsgebiets auf Werte zwischen 1015 hPa und 1020 hPa. Die südliche Strömung an der Vorderseite des Höhentiefs sorgte für die Avektion von sehr feuchten Luftmassen aus dem Golf von Mexiko. Aufgrund der blockierenden Hochdruckgebiete im Westen und Osten verlagerten sich die Niederschlagsgebiete an den einzelnen Tagen nur sehr langsam von West nach Ost und sorgten für teils enorme Regenmengen. Vor allem am 18.04. kam es über dem Südosten von Texas zu extremen Regenfällen.
Kräftige Regenfälle im Mittleren Westen und Süden der USA Bereits am 16.04. bildeten sich durch die Annäherung des Troges über dem Nordwesten von Texas und Oklahoma einzelne kräftige Gewitter mit Tornados. Der stärkste Regen kam am 17.04. weiter nach Osten vorran. Es regnete in einer Linie Texas, Kansas bis nach Nebraska. Das meiste der weiter unten aufgeführten Regenmengen des Ereignisses ist hier an diesem Tag gefallen. Beim langsamen Verlagern der Niederschläge Richtung Osten kam es am 18.04. im Südosten von Texas zu sehr kräftigen Regenfällen. Die Millionenstadt Houston war unmittelbar betroffen, stündliche Regenraten von 70 - 90 mm wurden örtlich beobachtet. Es fielen zum Teil innerhalb von 6 Stunden an die 200 mm Regen. Über 400 mm konnten innerhalb von etwas mehr als einem Tag aufgezeichnet werden. Am 19.04. regnete es in Louisiana weiter. Hier und in den anderen umliegenden Staaten reichten die Mengen des gefallenen Regens mit einem Maximum von 180 mm allerdings nicht mal annährend an die Werte in Texas heran. Beim Blick auf das Radarbild vom 18.04. um 12 UTC lässt sich die große Radarreflektivität im Südosten von Texas erkennen. Konvektiv verstärkte Regenfälle, die sich nur langsam nach Osten verlagerten, machten dieses Ereignis im Großraum Houston möglich.
Auswirkungen In Houston wurden die Menschen am Morgen des 18.04. von den kräftigen Regenfällen überrascht. Der Pegel des Buffalo Bayou, ein Wasserlauf der sich von Westen der Stadt Houston nähert, stieg innerhalb von 12 Stunden um mehr als 8 m von 1,20 m auf 9,66 m. Folglich wurden Straßen überflutet, das Wasser stand oftmals meterhoch in der Innenstadt von Houston. Mehr als 1000 Häuser waren betroffen, genauso viele Menschen mussten am Montag aus den Fluten gerettet werden. Viele waren mit ihren Autos in die Wassermassen geraten. Am Cypress Creek im Norden von Houston fehlten nur wenige Zentimeter zu einem neuen Allzeitrekord. Auch am Colorado River und San Bernard River wurden innerhalb von kurzer Zeit die höchsten Hochwassermeldestufen erreicht. Das Hochwasser kostete in Houston 8 Menschen das Leben, das ganze Ausmaß der Katastrophe dürfte erst einige Tage dannach sichtbar werden. Einzelne Flüsse in der Umgebung von Houston haben am 20.04. erst ihren Höchststand erreicht oder steigen in den folgenden Tagen noch weiter an.
Historische Einordnung
Text: JW 21. April 2016 |