Mittwoch, 02. März 2016, 13:00 MEZ
Starkregen-/-schneefälle, Sturm Westlicher/zentraler Mittelmeerraum, südöstliches Mitteleuropa & Südalpen 27.-29.02.2016 Neuschnee im Zentralmassiv, Frankreich Quelle: Meteo Languedoc |
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Über dem westlichen und zentralen Mittelmeerraum verursachte Tief "Zissi" Starkregen und kräftige Windböen. Orkanartige Böen im Flachland hatten in Italien mindestens 5 Todesopfer durch umstürzende Bäume zur Folge. Starkregenereignisse verbunden mit kräftigen Gewittern sorgten örtlich für Überschwemmungen. Die Südalpen und das Zentralmassiv in Frankreich verzeichneten Neuschneemnegen zwischen 50 cm und 1,50 m. Das Niederschlagsband von "Zissi" reichte am 29.02. bis in den Süden Deutschlands und brachte Neuschneemengen von bis zu 26 cm.
Wetterlage und Entwicklung Um den 24. Februar bildete sich über Europa eine Langwellentrog-Struktur aus, an deren Westseite sich ein kurzwelliger Höhentrog am 25. und 26. Februar über den Atlantik nach Süden verschob. Kräftige Divergenz in der Höhe ließ am Freitag 26. Februar über dem Nordwesten Spaniens ein Bodentief entstehen, welches den Namen "Zissi" erhielt. Vorderseitig der Trogachse verursachte positive Vorticityadvektion großräumiges Aufsteigen über Spanien, es kam zu kräftigen Regenfällen. Gleichzeitig fiel der Druck im Zentrum des Tiefs auf unter 990 hPa am Samstag Morgen, der Nordwestwind frischte über der Iberischen Halbinsel stark auf. Verbreitet verzeichneten die Stationen Sturmböen, im Flachland wurden auch einzelne orkanartige Böen und an den Küsten sogar Orkanböen gemessen. Am Samstag 27.02. veränderte "Zissi" ihre Lage nur kaum und verstärkte sich zunächst nicht weiter, der Höhentrog hatte die Bodentrogachse erreicht. Das Zentrum der Regenfälle schob sich langsam in Richtung Südfrankreich und Norwestitalien. An der Vorderseite setzte nun auch kräftige Warmluftadvektion ein, die Warmluft schaffte es am Samstag bereits über die Alpen bis ins südliche Bayern vorzudringen. An der Rückseite strömte kalte Luft weit nach Süden bis nach Nordafrika. Der gewaltige Trog über Europa reichte am Sonntag Morgen weit in den Süden bis in den Norden von Mali und Niger. Divergenz an der Vorderseite des Langwellentrogs resultierte am Sonntag 28.02. in der Bildung eines weiteren Druckzentrums über Tunesien, welches sich recht schnell nach Norden verlagerte und dazu führte, dass der Druck von "Zissi" über dem Golf von Genua auf unter 990 hPa fiel. An der Westseite verschärfte sich der Druckgradient, sodass es über dem Süden und der Mitte Frankreichs ebenfalls zu schweren Sturmböen und Orkanböen kam. Vor der Westküste Italiens bildeten sich am Nachmittag kräftige Gewitter, die vor allem die französische Insel Korsika trafen. Das Zentrum des Tiefs blieb in der Folge über dem Golf von Genua. Positive Vorticityadvektion an der Nordostseite ließ am Montag früh (29.02.) über den Ostalpen einen weiteren Tiefkern entstehen, der am Montag langsam Richtung Ungarn weiterzog. Verbunden mit der Bodentiefentwicklung verlagerten sich die Regenfälle weiter nach Norden und sorgten im Süden Deutschlands am Montag für Schnee und Regen.
Starkregen über Spanien, Frankreich und Italien Zu Beginn des 27. Februar befand sich "Zissi" über dem Nordosten Spaniens. An der Vorderseite des Troges kam es zu starker Hebung durch positive Vorticityadvektion. Der südliche Teil der französischen Atlantikküste und Städte im Norden Spaniens meldeten die größten Regenmengen. Weiter im Osten begann es auch über dem zentralen Mittelmeer zu regnen. Hier sorgte Warmluftadvektion für stratiforme Niederschläge. Im Laufe des Tages schwenkte das Zentrum der Niederschläge dann weiter nach Osten und lag über dem Süden Frankreichs. Auch in Spanien kamen nochmals bis zu 50 mm in 12 Stunden dazu.
In der Nacht zum 28. Februar fiel im gesamten westlichen und zentralen Mittelmeerraum kräftiger Regen und Schnee. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Nordwesten Italiens, aber auch im Süden Frankreichs und im Norden Spaniens regnete es weiter. Spannend wurde die Entwicklung dann im Tagesverlauf als aus Süden warme und feuchte Luft in den zentralen Mittelmeerraum advehiert wurde. In der instabile Luft mit Cape Werten von 500 - 700 J/kg bildeten sich am Nachmittag an der Westküste Italiens, sowie über Korsika und Sardinien kräftige Gewitter mit Starkregen. In Solenzara auf Korsika fielen am Nachmittag 53,6 mm in 6 Stunden. Weiter im Westen ließen die Niederschläge allmählich nach.
Am Morgen des 29. Februar erreichte das Tief den Höhepunkt der Entwicklung. Ein Kurzwellentrog verlagerte sich am Abend des Vortags vom Norden Afrikas Richtung Italien. Der gesamte Norden Italiens verzeichnete in der Nacht zum 29.02. kräftige Starkniederschläge. Die Verlagerung des Gebiets mit stärkster Hebung in den östlichen Alpenraum resultierte in der Entstehung eines Bodentiefs über Österreich am Abend des Tages. Die weitere Zugbahn führte das Randtief dann weiter nach Osten in Richtung Ungarn. Diese Wetterlage ist auch als Vb-Wetterlage bekannt. In der Vergangenheit brachte sie markante Wettererscheinungen im östlichen Teil Mitteleuropas. Aus Italien wurden einzelne Überschwemmungen gemeldet. Ein Mann starb als er mit seinem Auto in einen reißenden Fluss geriet.
Sturm am Mittelmeer und Schneefälle in den Südalpen
Mit einem großen Druckgradienten zwischen dem Tiefdruckzentrum und dem Azorenhoch kam es in Spanien am 27.02. zu den stärksten Windböen, Orkanböen wurden an den Küsten verzeichnet. In Italien und Frankreich wehte der Wind ebenfalls stürmisch. Im Süden Italiens konnten am 28.02. die kräftigsten Windböen gemessen werden. Auch die großen Städte Neapel und Reggio Calabria meldeten orkanartige Böen von über 100 km/h. In Frankreich sorgte der Mistral am Montag 29.02. für orkanartige Böen im Rhonetal (Avignon 105 km/h), direkt an der Mittelmeerküste waren es Orkanböen. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. In Italien starben mindestens 5 Menschen, viele weitere mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Schnee und Regen im Süden Deutschlands Am Montag 29.02. erreichte das Niederschlagsgebiet an der Nordseite von "Zissi" auch den Süden und Osten Deutschlands. Zu Beginn schneite es in Sachsen und in den Hochlagen im Südosten Bayerns. Da sich in Bayern noch warme Luft hielt, fielen im Flachland die Niederschläge bis zum Abend als Regen. Auch in Baden-Württemberg konnten im östlichen Teil Neuschneemnegen verzeichnet werden. Am Abend schwächte sich das Niederschlagsband dann relativ schnell ab. Die größten Mengen an Neuschnee lagen in Bayern bei 26 cm.
Text: JW 02. März 2016 |