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Samstag, 02. Februar 2013, 21:30 MEZ


Sturmtief / Tornado-Outbreak

Osten der USA / Südostkanada

30.01. - 01.02.2013


Ensembleprognosen für New York, USA
Quelle: www.wetterzentrale.de


Eine eindrucksvolle Tiefdruckentwicklung ereignete sich in der letzten Januarwoche 2013 über dem nordamerikanischen Kontinent. Besonders in der Osthälfte der USA und über dem Südosten Kanadas gab es Sturm, teilweise ergiebige Schneefälle, Gewitter und sogar etliche Tornados. Der Heranstransport ungewöhnlich milder und feuchter Luft sorgte für etliche neue Temperatur- und Niederschlagsrekorde.



Übersicht
Ein riesiger Langwellentrog erstreckte sich bereits am 29.01.2013 von Westkanada über die Rocky Mountains hinweg südwärts bis nach Mexiko. Der Höentrog schwenkte während der nächsten 48 Stunden langsam über den gesamten nordamerikanischen Kontinent ostwärts (siehe Abbildungen des Geopotentials unten). Auf seiner Vorderseite setzte etwa knapp westlich der Appalachen am Boden eine Tiefdruckentwicklung ein, bei der feuchtwarme Luftmassen aus dem Golf von Mexiko und extrem trocken-kalte Luft vom kanadischen Schild mit in die Zirkulation einbezogen wurden. Das Bodentief verlagerte sich mit seinem Zentrum unter kräftiger Intensivierung nordostwärts und lag am 01.02. mit einem Kerndruck von unter 955 hPa über dem St.-Lorenz-Golf. Das Tiefdruckgebiet überquerte mit seinen Sturm- und Niederschlagsfeldern vor allem den Osten und Südosten der Vereinigten Staaten sowie den Südosten Kanadas. Ein ungewöhnlich starker low-level-Jet mit Windgeschwindigkeiten von 153 km/h im 850 hPa-Niveau (am 30.01., 12 UTC, in rund 1200 Metern Höhe) über dem Südosten der USA begünstigte die Entstehung zahlreicher Tornados.

Obenstehende Ensembleprognose vom 29.01.2013, 12 UTC, zeigt eindrucksvoll die Entwicklung der Temperatur (obere Kurven) im 850 hPa-Niveau (ca. 1500 Meter Höhe) für New York. Auf der Vorderseite des Tiefdruckgebiets stiegen die Temperaturen in der sehr milden Golfluft auf mehr als +10deg;C. Mit der Ankunft der kanadischen kontinentalen Kaltluft wurde ab dem 31.01. ein massiver Temperatursturz prognostiziert; bis zum 02.02. sollten die Temperaturen in 1500 Metern Höhe um fast 30K auf Werte um -17°C zurückgehen.

12-stündige 500hPa-Geopotential-, Bodendruck und rel. Topographie-Analysen vom 29.01., 12 UTC, bis 01.02.2013, 00 UTC | Quelle: www.wetter3.de
29.01.2013, 12 UTC 30.01.2013, 00 UTC 30.01.2013, 12 UTC
31.01.2013, 00 UTC 31.02.2013, 12 UTC 01.02.2013, 00 UTC

Niederschläge und Wolkenbild


Schichtdickenadvektion
20.01., 06 UTC
© rap.ucar.edu

Die untenstehenden Radarbilder zeigen die Ostwärtsverlagerung der Niederschlagsgebiete des Tiefdruckkomplexes. Insbesondere die Kaltfront des Tiefs tritt als langgezogenes Band hoher Reflektivitäten markant in Erscheinung. Am 30.01., 06 UTC, erstreckt sich das Niederschlagsband vom Huronsee südwärts bis in den Osten von Texas und erreicht 24 Stunden später bereits Zentralflorida und fast die Atlantikküste. Die größten Niederschlagsintensitäten traten dabei im Bereich von Gewittern über dem Südosten der USA auf. Dort kam es sogar zur Ausbildung von Tornados.

Die Entwicklung des Bodentiefs spiegeln auch gut die Satellitenbilder vom 29. bis zum 31.01.2013 wider (siehe 8 Abbildungen unten). Während sich die subtropische Luft aus dem Golf von Mexiko als ein ausgedehnter Wolkenschirm bemerkbar macht, der sich von den Großen Seen ostwärts bis nach Neufundland verlagert, tritt die Kaltftront als langgezogenes Wolkenband weiter im Süden deutlich hervor. Sie markiert die Vordergrenze der süd- und ostwärts vorstoßenden kanadischen trocken-kalten Luftmasse. Auf dem Satellitenbild vom 31.01., 17:45 UTC, erstreckt sich das Wolkenband von Yucatan üder den Süden Floridas bis nach Neufundland.
Die Gewitter lassen sich am besten auf dem Satellitenbild vom 30.01.2013, 23:45 UTC, ausmachen, wo sie als helle, kleine und eng umrissene Wolkenbereiche vor allem über dem Westen Floridas und Georgia an der Vordergrenze des Wolkenbandes in Erscheinung treten.

Radarbilder

Radarbilder vom 30.01., 06:00 UTC, bis 31.01.2013, 06 UTC | Quelle: http://weather.rap.ucar.edu
30.01.2013, 05:58 UTC 31.01.2013, 18:00 UTC 31.01.2013, 06:00 UTC

Satellitenbilder

IR-Satellitenbilder vom 29.01. bis 31.01.2013 | Quelle: http://goes.gsfc.nasa.gov/goesproject.html
29.01.2013, 23:45 UTC 30.01.2013, 05:45 UTC 30.01.2013, 11:45 UTC 30.01.2013, 17:45 UTC
30.01.2013, 23:45 UTC 31.01.2013, 05:45 UTC 31.01.2013, 11:45 UTC 31.01.2013, 17:45 UTC

Wetterwerte und Auswirkungen

Temperatur
Zahlreiche Stationen meldeten zwischen dem 28. und dem 31.01. neue Temperaturrekorde für den Monat Januar. Laredo in Texas registrierte am 28.01. einen neuen Januarrekord mit 34.4°C (bisher: 33.9°C, 3. Jan. 1971), Topeka in Kansas mit 25°C (bisher: 23.3°C am 8. Jan. 2003) oder beispielsweise auch ganz in Nordosten der USA die Station Caribou in Maine mit 11.7°C (bisher: 11.7°C am 15. Jan. 1995).

Niederschlag und Schneefall
Extrem feuchte Luft gelangte auf der Vorderseite des Tiefs aus dem Golf von Mexiko weit nach Norden bis ins Gebiet der Großen Seen und nach Süd- und Ostkanada. 25-80 mm Niederschlag kam in Wisconsin, Illinois, Michigan und Neuengland zusammen. Houghton Lake in Michigan beobachtete eine Tages-Niederschlagsmenge von 30.7 mm und stellte damit einen neuen Rekord auf; der alte mit einer Niederschlagsmenge von 27.4 mm datierte aus dem Jahr 1938. Am 29./30.01.2013 konnte in Memphis, Tennessee, gar eine Niederschlagsmenge von 112 mm registriert werden. Und auch in Madison, Wisconsin, gab es am 29.01.2013 mit 41.1 mm einen neuen Tagesniederschlagsrekord (bisher: 1. Jan. 1892).
Im Bereich der auf der Rückseite des Bodentiefs nachströmenden Kaltluft kam es zu teilweise ergiebigen Schneefällen. Besonders kräftig schneite es von Kansas über Iowa bis nach Wisconsin sowie im Süden Ontarios und Quebecs. Dort fielen während der 3 Tage vom 30.01. bis zum 01.02. zwischen 20 und 35 cm Neuschnee. Nur geringfügig weniger schneite es im Bereich der Appalachen von Virginia bis zum Lake Ontario.

Wind
Sturmböen wurde nahezu im gesamten Osten der USA und Südosten Kanadas beobachtet. Die größte Windbö trat am Blur Hill Observatory südwestlich von Boston, Massachusetts, auf: 134 km/h. Die Air Force Base in Langley (Virginia) meldete am 31.01.2013 eine Böe von 120 km/h, Nashville in Tennessee am 30.01. eine Böe von 104 km/h, der JFK Flughafen in New York brachte es auf 94 km/h. Bäume stürzten um, es kam zu Stromausfällen, 215.000 Haushalte waren betroffen.

Gewitter mit Hagel und Tornados
Besondere Erwähnung verdienen auch die ungewöhnlich heftigen konvektiven Wettererscheinungen über dem Südosten der USA. Laut vorläufiger Daten (Stand: 02.02.2013) des Storm Prediction Centers (NOAA) kam es am 29. und 30.01. zu insgesamt 26 Tornados, es lagen 11 Meldungen über großen Hagel vor, darüberhinaus wurde von 593 schadenträchtigen Sturmereignissen berichtet. In Georgia brachte vor der heranrückenden Kaltfront ein heftiges Gewitter einen Tornado der Kategorie 3 hervor; es war dort erst der 4. dieser Kategorie seit 1950, insgesamt wurden in Georgia in einem Januar von 1951-2011 92 Tornados gezählt. Dieser Tornado richtete im Nordwesten Georgias, rund 70 Kilometer nordwestlich von Atlanta, im Ort Adairsville schwere Schäden an und verwüstete kurz vor Mittag Ortszeit am 30.01.2013 etliche Gebäude, die Geschwindigkeit der zerstörerischen Winde wurde auf rund 265 km/h geschätzt.

Wetterwerte; links: 72-h-Neuschnee (in inch) 30.01.-01.02.2013 jeweils 15 UTC, Mitte: 24 h-Niederschlagsmenge (als Schnee), 30.-31.01.2013, jeweils 06 UTC, rechts: Meldungen extremer Wetterereignisse (grün: großer Hagel, blau: Wind, rot: Tornados | Datengrundlage: www.ncdc.noaa.gov, www.nohrsc.noaa.gov und www.spc.noaa.gov
24h-Neuschnee bis 21.01., 06 UTC Tmax am 20.01., 06-18 UTC Extremwetter-Reports Januar 2013




Text: BM
02. Februar 2013


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