Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.


Dienstag, 6. November 2012, 23:30 MEZ


Starkregen, 100-jähriges Hochwasser

Südösterreich, Slowenien

04./05.11.2012



Die Hochwasser führende Raab bei Gleisdorf (St)
Quelle: Tommy, Skywarn Austria Forum


Starke Regenfälle verursachten Anfang November 2012 in Slowenien und im Süden Österreichs Schäden durch Überflutungen und Hochwasser. Von dem Italientief besonders betroffen war die Ortschaft Lavamünd nahe der österreichisch-slowenischen Grenze. Dort führte die Drau 100-jähriges Hochwasser. In den Karawanken regnete es örtlich über 200 mm innerhalb 24 Stunden.



Wetterlage über Europa und Auswirkungen im südöstlichen Mitteleuropa

Nur wenige Tage nachdem Italien und Kroatien die Auswirkungen eines kräftigen Mittelmeertiefs zu spüren bekamen (siehe auch Artikel), brachte ein neues Italientief nun dem Süden Österreichs und Slowenien ergiebige Niederschläge. Auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges über Westeuropa setzten durch Warmluftadvektion und durch das Heranführen zyklonaler Vorticity (Wirbelstärke) großflächige Hebungsprozesse und folglich Druckfall am Boden ein, so dass am Mittag des 04.11. ein abgeschlossenes Tief über Katalonien und dem Löwengolf analysiert werden konnte. Zum 05.11. verlagerte sich das Gebiet tiefen Luftdruckes nach Norditalien, zur Adria, zum nördlichen Balkan und zu den Südostalpen. Ein von Westen herannahender Kurzwellentrog stellte im Tagesverlauf zusätzlichen Antrieb bereit, wodurch sich das Tiefdruckgebiet über dem südöstlichen Mitteleuropa vorübergehend vertiefte und verstärkte ehe es zum 06.11. wieder in Auflösung begriffen war.

Synoptische Situation am 05.11.2012, 00 UTC | Quelle: wetter3.de, DWD / FU Berlin
500-hPa-Geopotential 850-hPa-Temperatur 850-hPa-pseudopot. Temp. Bodendruckanalyse

An der Vorderseite des Systems gelangte feuchtwarme Mittelmeerluft vom Süden über die Adria bis zu den Südostalpen. Pseudopotentielle Temperaturen bis zu 54 °C zeigen dabei einen hohen Energie- und Feuchtegehalt der Luftmasse an. Zum Vergleich stellen pseudopotentielle Temperaturen ab etwa 50 °C für Mitteleuropa absolut sommerliche bis gar hochsommerliche Werte dar. Im 850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter entsprechend) reichte die 15 °C-Isotherme bis an die Kroatische Küste. Gleichzeitig lag nördlich des Alpenhauptkamms mit gerade einmal 0 bis 2 °C im entsprechenden Niveau deutlich kühlere Luft. Über Slowenien und Südösterreich bildete sich eine starke Luftmassengrenze aus, erkennbar an der dichten Isothermendrängung der pseudopotentiellen Temperatur. Südlich von ihr transportierte das Tiefdruckgebiet die feuchtwarme Luftmasse nordwärts bis zu den Karawanken und zu den Julischen und Gailtaler Alpen. Nördlich der Luftmassengrenze hielt die Kaltluft dagegen und ein stark frontogenetisches Feld förderte die Entstehung ergiebiger Niederschläge, die in den Bergregionen orographisch bedingt am intensivsten ausfielen.

Satellitenbilder Meteosat-9 VIS | Quelle: Met. Institut Universität Bern
04.11.2012, 12 UTC 05.11.2012, 12 UTC



Ergiebige Niederschläge in Südösterreich und in Slowenien, 100-jähriges Hochwasser an der Drau

Die kräftigsten Niederschläge gingen in Teilen Sloweniens, in den Karawanken, in Kärnten und in der Steiermark nieder. In nur 24 Stunden (04.11., 18 UTC bis 05.11., 18 UTC) kamen auf dem slowenischen Gipfel Kredarica in den Karawanken 225 mm zusammen. In Kärnten und in der Steiermark regnete es im selben Zeitraum örtlich über 100 mm, so beispielsweise in Nassfeld mit 140 mm oder in Bad Eisenkappel mit 110 mm. Durch die hohe Schneefallgrenze, schwankend zwischen 1.800 und 2.600 Höhenmetern, kamen zu den Regenfällen beträchtliche Mengen an Schmelzwasser hinzu.

Niederschläge im Grenzgebiet Österreich-Slowenien bzw. in Kärnten (K)
Quelle: Natural Hazard Without Frontiers, Hydrologie Kärnten
24-h-RR-Analyse Karawanken Niederschlag, Nassfeld (K) Niederschlag, Selenitza Hütte (K)

Bereits in den vergangenen zwei Wochen regnete es im Süden Österreichs immer wieder kräftig. Bis zum 05.11. summierten sich die zweiwöchigen Niederschläge am Loiblpass auf 386 mm, in Bad Eisenkappel auf 224 mm und in Kötschach-Mauthen auf 200 mm. Vielerorts waren die Böden bereits gesättigt, bevor das kräftige Italientief einen neuen ergiebigen Schwung an Regen brachte.

24-h-Niederschlag
04.11., 18 UTC bis 05.11., 18 UTC

Quelle: DWD
Ort Regen
Kredarica (SLO)
Bad Eisenkappel (A)
Ratece (SLO)
Sloveni Gradec (SLO)
Kötschach-Mauthen (A)
Tarvisio (I)
Parg (SLO)
Pörtschach (A)
225 mm
110 mm
106 mm
99 mm
96 mm
95 mm
91 mm
67 mm
12-h-Niederschlag bis 05.11., 06 UTC
Quelle: DWD
12-h-Niederschlag bis 05.11., 18 UTC
Quelle: DWD

Die Folge waren überflutete Wiesen und Felder, einige größere Flüsse wie die Gail oder die Drau führten Hochwasser. In Nötsch im Bundesland Kärnten überstieg der Abfluss der Gail die 10-jährige Hochwassermarke. In der Steiermark gab es in Waltersdorf am Safenbach 5-jähriges Hochwasser. Am schlimmsten traf es die Kärntner Ortschaft Lavamünd, wo die Drau auf ein Jahrhunderthochwasser anschwellte und die komplette Gemeinde bis zu 2 Meter hoch überflutete. Ersten Schätzungen zufolge entstand allein dort ein Schaden über 3 Millionen Euro. Auch andernorts mussten Feuerwehren wegen vollgelaufenen Kellern, Überflutungen oder Murenabgängen ausrücken. In Teilen Kärntens gab es nach Beschädigung einer Hochspannungsleitung Probleme mit der Stromversorgung. Der Loiblpass, die Gailtal Straße und die Katschberg Straße mussten voll oder abschnittsweise gesperrt werden. Im Murtal wurde eine Frau im Auto von den Fluten mitgerissen und starb.

Pegelverläufe in Kärnten (K) und in der Steiermark (St) | Quelle: Hydrographie Steiermark, Hydrologie Kärnten
Gail bei Nötsch (K) Drau bei Lavamünd (K) Safenbach bei Waltersdorf (St)


Text: DK
6. November 2012


Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu