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Donnerstag, 21. Juli 2012, 17:00 MEZ


Tropenstürme "Guchol" & "Talim"

Japan & Taiwan
18.-20.06.2012


Satellitenbild: 18.06.2012, 04:45 UTC, MTSAT1 IR
Taifun "Guchol"
Quelle: NASA


Mitte Juni bildete sich im Pazifik der erste Taifun der neuen Saison. "Guchol" traf auf seiner Zugbahn nach Norden unter Abschwächung auch Japan. Starkregen und Sturm richteten insbesondere im Nordosten Japans große Schäden an. Ausgedehnte Gebiete der Küstenregion, die bereits im März 2011 durch das schwere Erdbeben und den Tsunami heimgesucht wurde, wurden überflutet. Insgesamt mussten über 10000 Menschen ihre Häuser vorübergehend verlassen. Auf ähnlicher Zugbahn sorgte kurze Zeit später der tropische Sturm "Talim" auf Taiwan für Starkregen und Überflutungen.


Entstehung und Entwicklung

Für Japan beginnt die diesjährige Taifun-Saison ungewöhnlich früh. "Guchol" war erst der elfte Taifun, der die Hauptinseln im Monat Juni seit Aufzeichnungsbeginn erreichte. Die Hauptsaison bilden die Monate August und September, wenn durchschnittlich knapp 10 Taifune oder tropische Stürme auf einer der Hauptinseln Landfall machen. Grund für die ungewöhnlich nördliche Zugbahn des System war eine untypische Druckverteilung. Die sich in dieser frühen Phase der Saison entwickelnden tropischen Stürme lassen Japan in der Regel unangetastet und nehmen bereits auf der Philippinischen See eine östliche Zugbahn ein. Ein sich vom Pazifischen Ozean nach Nordwesten in Richtung Japan verlagerndes, ausgeprägtes Hochdruckgebiet verhinderte jedoch ein vorzeitiges Abdrehen des Taifuns "Guchol". Zwischen einem mit den Hochdruckgebiet korrespondierenden Höhenrücken im Osten und einem Trog über dem Asiatischen Kontinent stellte sich entlang der Ostküste Asiens und Japan eine kräftige südliche Höhenströmung ein, in der sich "Guchol" rasch nach Norden verlagern konnte.

Satellitenbilder (MTSAT1 IR) vom 16.06. bis 19.06.2012 | Quelle: Eumetsat/NASA
16.06.2012, 12:16 UTC 17.06.2012, 12:16 UTC 18.06.2012, 12:16 UTC 19.06.2012, 12:16 UTC


Zugbahn "Guchol", 11.06 - 20.06
Quelle: Digital Typhoon
Am 11. Juni entwickelte sich aus einer tropischen Depression südöstlich von Guam der tropische Sturm "Guchol". Auf der zunächst westlichen Zugbahn intensivierte sich "Guchol" über dem sehr warmen Wasser der Philippinischen See und wurde am 14. Juni (12 UTC) zu einem Taifun erster Kategorie hoch gestuft. Am 15. Juni (18 UTC) schlug das System als Taifun der Kategorie 3 eine nord-nordwestliche Zugbahn ein. "Guchol", nun ein Super-Taifun der Kategorie 4, erreichte Japans südlichste Präfektur Okinawa am 18. Juni. Der Kerndruck fiel dabei auf 930 hPa ab, die Windgeschwindigkeiten erreichten Werte bis 130 Knoten (180 km/h). Unter rascher Abschwächung zog "Guchol" als tropischer Sturm mit seinem Kern nordostwärts über die Hauptinsel Honshu hinweg und löste sich auf den Pazifischen Ozean im Laufe des 20. Juni langsam auf.

Satellitenbilder (MTSAT2 IR) vom 17.06. bis 20.06.2012 | Quelle: Digital Typhoon
17.06.2012, 18:00 UTC 18.06.2012, 03:00 UTC 19.06.2012, 03:00 UTC 20.06.2012, 03:00 UTC


Zugbahn "Talim", 17.06 - 20.06
Quelle: Digital Typhoon
In der immer noch bestehenden kräftigen Südströmung folgte "Guchol" ein weiterer tropischer Sturm "Talim" auf ähnlicher Zugbahn. "Talim" entwickelte sich in der südlichen Chinesischen See am 17. Juni (18 UTC). Die tropische Depression entwickelte sich rasch zu einem tropischen Sturm, der sich auf einer nordöstlichen Zugbahn in Richtung Taiwan verlagerte und die Insel mit seinem Kern am 20. Juni (16 UTC) erreichte. Im Verleich zu "Guchol" erreichter der Kerndruck nur ein Minimum von 985 hPa. Nachdem der tropische Sturm Taiwan überquerte schwächte er sich schnell ab und löste sich auf der östlichen Chinesischen See auf.




Niederschläge und Auswirkungen

Bereits vor Eintreffen des Taifuns "Guchol" erfasste ein Gebiet großräumiger Hebung Japan. Auf Kyushu setzten am 18. Juni (6 UTC) anhaltende, konvektiv durchsetzte Niederschläge ein, die sich langsam nordöstwärts verlagerten. Am Flughafen Fukue (Goto) fielen am 18. Juni zwischen 00 und 12 UTC 86 mm, in Fukuoka (Kyushu) 54 mm.

Radarbild und Niederschlagssummen | Quelle: Digital Typhoon/JMA/DWD
18.06.2012, 12:00 UTC 18.06.2012, 12:00 UTC 18.06.2012, 00-12 UTC

Mit Annäherung des tropischen Sturms intensivierten sich die Niederschläge und erfassten zunächst die Hauptinsel Shikoku, später auch den Süden Kyushus. Insbesondere an der Ostküste zwischen Osaka und Yokohama regnete es ergiebig. So registrierte man an der Station Shionomisaki am 19. Juni zwischen 00 UTC und 12 UTC 84 mm Regen, in Omaezaki waren es 76 mm.

Radarbild und Niederschlagssummen | Quelle: Digital Typhoon/JMA/DWD
19.06.2012, 06:00 UTC 19.06.2012, 06:00 UTC 19.06.2012, 00-12 UTC

Nach Landfall des ehemaligen Taifuns "Guchol" ca. 200 km südwestlich von Tokio am 19. Juni um 10 UTC zeigten Radarbilder die höchsten Reflektivität zwischen Shizuoka und Tokio. Regenraten über 50 mm/h wurden vor allem in Küstennähe erfasst. Dieses Niederschlagsgebiet zog weiter nordwärts und beeinflusste, allerdings unter Abschwächung, schließlich den Norden Honshus und Hokkaidos. Die größte Niederschlagsmenge zwischen 19. Juni (12 UTC) und 20. Juni (00 UTC) wurde in Sendai mit 108 mm registriert. Mito meldete noch 64 mm, in Tokia fielen im betrachteten Zeitraum 39 mm Regen

Radarbild und Niederschlagssummen | Quelle: Digital Typhoon/JMA/DWD
19.06.2012, 12:00 UTC 19.06.2012, 12:00 UTC 20.06.2012, 00-12 UTC

Enorme Niederschlagsmengen in Verbindung mit Sturm sorgten besonders an den Küsten im Norden Honshus für Überflutungen. Am Morgen des 20. Juni (Ortszeit) sorgte eine Springflut in Ishinomaki (40 km nordwestlich von Sendai) für chaotische Verhältnisse. Straßen mussten gesperrt werden, etliche Häuser wurden überflutet. Bereits am 19. Juni wurde von den örtlichen Behörden eine Evakuierung angeordnet. Großflächige Überschwemmungen werden auch in der von Katastrophen gebeutelten Region um Fukushima gemeldet. Kein Vorankommen gab es zeitweise für Züge auf der Tokaido-Shinkanse, einer Eisenbahn-Schnellfahrstrecke. Über 7000 Passagiere saßen fest. Zwischen 19. und 20. Juni stand der Flugverkehr auf dem Heneda Airport in Tokio still.

Folgend ist eine kleine Auswahl an Stationen mit den jeweiligen 48-stündigen Regenmengen aufgeführt. Der größte Wert wurde dabei an der Station Miyagawa (Präfektur Nagano auf Honshu) mit 405 mm registriert. Solche enormen Regenmengen sind dort zwar genauso verheerend, wie anderswo auch, allerdings treten solche Mengen dort durchaus häufiger auf. So liegt der Rekord ungleich höher bei 1346 mm, gemeldet am 04.09.2011 nach Durchzug von Taifun "Talas".

Ort Regen/48 h
Miyagawa
Amigasan
Owase
Ikawa
Hanazono
Yamanaka
Nambu
Takanesan
Dorobu
Okunikko
406 mm
368 mm
324 mm
293 mm
286 mm
286 mm
285 mm
280 mm
269 mm
265 mm
48-h-Regen, 18.06., 18 UTC - 20.06., 18 UTC
Quelle: Digital Typhoon
Stündlicher Niederschlag und Summe in Miyagawa
Quelle: KITAMOTO Asanobu

Im Gegensatz zum Taifun "Guchol" war auf den Satellitenbildern, die den tropischen Sturm "Talim" zeigen, kaum Zirkulationen erkennbar. Dies schlug sich auch in den deutlich niedrigeren Windgeschwindigkeiten nieder. Allerdings umfasste der tropische Sturm ein großes System organisierter Konvektion. Besonders der Süden der Insel Taiwan war von diesen heftigen Niederschlägen betroffen. Begünstigt durch Staueffekte am Gebirgszug, welcher sich in Süd-Nord-Richtung einmal quer über die Insel erstreckt, fielen in den Landkreisen Pingtung und Kaohsiung verbreitet über 500 mm Regen in 48 Stunden.

Ort Regen/48 h
Yuyoushan
Da-Han Shan
Majia
Weiliaoshan
Xinfa
Xinan
Shangdewen
Gaozhong
Nantianchi
Ali
744 mm
682 mm
593 mm
590 mm
576 mm
558 mm
556 mm
532 mm
503 mm
498 mm
48-h-Regen, 19.06, 16 UTC - 21.06, 16 UTC
Quelle: Central Weather Bureau Taiwan
24-h-Summe bis 19.06., 16 UTC
Quelle: CWB
24-h-Summe bis 20.06., 16 UTC
Quelle: CWB

In Anbetracht des drohenden Starkregens und der Überflutungen wurden tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Insgesamt wurden über 5000 Menschens evakuiert, Schulen und Behörden blieben geschlossen. Chaos herrschte auch auf dem internationalen Flughafen. 247 Flüge mussten gestrichen werden.

Niederschlagssummen 13.06.2012 - 19.06.2012 und Zugbahn "Guchol" & "Talim" | Quelle: NASA



Text: AL
21. Juni 2012


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