Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Mittwoch, 28. Dezember 2011, 23:30 MEZ


Orkan

Färöer, Norwegen, Schweden
25./26.12.2011


Satellitenbild: 25.12.2011, 18:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: B. J. Burton

Unruhige Weihnachtsfeiertage verlebten 2011 die Bewohner Mittelnorwegens und -schwedens, als einer der schwersten Stürme der vergangenen 30 Jahre über die skandinavischen Länder hinwegzog und große Schäden anrichtete. An mehreren Stationen wurden Spitzenböen um 200, an einer Station sogar 233 km/h gemessen.


Wetterlage und Entwicklung

Der Dezember 2011 war im atlantisch-europäischen Raum geprägt von einer lebhaften Westströmung, die - im völligen Gegensatz zum Jahr davor - nicht nur einen längeren winterlichen Witterungsabschnitt in den Tieflagen unmöglich machte, sondern aus der auch der ein oder andere kräftige Sturm hervorging. Im Bereich der recht weit nördlich verlaufenden Frontalzone trafen diese vor allem Nordwest- und Nordeuropa. Das Tiefdruckgebiet "Patrick", in den skandinavischen Ländern später "Dagmar" getauft, zog in bereits voll entwickeltem Zustand an Heiligabend südlich an Neufundland vorbei. Auf seiner Südseite bezog es Warmluft subtropischen Ursprungs in die Zirkulation ein, die pseudopotenziellen Temperaturen in 850 hPa - etwa 1.500 Meter Höhe entsprechend - lagen bei über +50 °C. Im Verlauf des 24. und zum 25. geriet das Tief in eine Position links vorderseitig eines sich in der oberen Troposphäre ausbildenden Jetstreaks, einem konzentrierten Starkwindband innerhalb der Frontalzone mit mittleren Windgeschwindigkeiten von in diesem Fall mehr als 350 km/h in etwa 9 Kilometern Höhe. Starke horizontale Divergenz begünstigte eine rasche Vertiefung, innerhalb von zwölf Stunden zwischen dem 25., 0 UTC und dem 25., 12 UTC fiel der Kerndruck um mehr als 20 hPa auf weniger als 955 hPa wenig südöstlich von Island. Bis zum Abend zog das Tief knapp nördlich an den Färöern vorbei und traf etwas nördlich der Landesmitte auf die Küste Norwegens. Zu dieser Zeit betrugen die Luftdruckunterschiede zwischen dem Tiefkern und dem Süden des Landes etwa 45 hPa auf rund 1.000 Kilometer Entfernung. In der Nacht zum 26. verlagerte sich "Patrick" rasch zum nördlichen Teil des Bottnischen Meerbusens und über die Mitte Finnlands hinweg ostwärts. Dabei füllte sich das Tief allmählich auf, der große Luftdruckgradient an seiner Südflanke blieb zunächst aber noch erhalten.

Bodendruckanalysen vom 24. bis 27.12.2011 | Quelle: Berliner Wetterkarte
24.12.2011, 00 UTC 25.12.2011, 00 UTC 26.12.2011, 00 UTC 27.12.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 24. bis 27.12.2011 | Quelle: Wetterzentrale
24.12.2011, 00 UTC 25.12.2011, 00 UTC 26.12.2011, 00 UTC 27.12.2011, 00 UTC

Leuchtturm Kråkenes
Foto: Chell Hill, Quelle: Wikipedia
Bereits im Vorfeld von "Patrick" sorgte ein anderes kräftiges Tief ("Oliver") mit Zentrum bei Jan Mayen an der Westküste Norwegens für Sturm- und Orkanböen. Am Leuchtturm von Svinøy beispielsweise wurden am 25. zwischen 0 und 6 UTC bereits 126 km/h gemessen. Das Starkwindfeld von "Patrick" griff jedoch erst am Nachmittag auf Norwegen über. Zwischen 12 und 18 UTC meldete die kleine Fischerinsel Ona, etwa 200 Kilometer südwestlich von Trondheim gelegen, eine Spitzenböe von 202 km/h - ehe das Windmessgerät ausfiel. Auf dem 1.894 Meter hohen Juvasshøe in Jotunheimen, dem höchsten Teil des Skandinavischen Gebirges, wurden gar 233 km/h aufgezeichnet, dann fiel dort ebenfalls das Messgerät aus. Sollte dieser Wert verifiziert werden, wäre dies eine der größten jemals in Norwegen gemessenen Windgeschwindigkeiten überhaupt. Eine Spitzenböe von 191 km/h konnte auch am Leuchtturm Kråkenes auf der Insel Vågsøy (s. Foto) vor Fjordnorwegen verzeichnet werden. Im Laufe des Abends wurden im Südwesten Norwegens dann an zahlreichen Stationen Orkanböen registriert, an besonders exponierten Standorten um 150 km/h (s. Tabelle). Bereits zuvor waren auch die Färöer von dem Orkan betroffen (z. B. Tórshavn 191 km/h).

6-stündige Spitzenböen in Nordeuropa, jeweils bis zum angegebenen Termin | Quelle: DWD
25.12.2011, 18 UTC 26.12.2011, 00 UTC 26.12.2011, 06 UTC

In abgeschwächter Form erfasste das Sturmfeld in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag die zentralen Teile Schwedens (z. B. Östersund 122 km/h). In 170.000 Haushalten fiel der Strom aus. Auch in Norwegen gab es an zahlreichen Orten Stromausfälle, besonders in der Gegend um Trondheim. Speziell unmittelbar an der Küste richtete der Sturm große Schäden an. Vielerorts stürzten Bäume um; Dächer, Verkehrsschilder, Mülltonnen und andere lose Gegenstände wie die in Skandinavien beliebten Trampoline wurden durch die Luft gewirbelt. Zu großen Schäden kam es unter anderem in Molde, wo ganze Straßenstriche durch den Sturm und Wellenschlag zerstört wurden. Ersten Schätzungen zufolge belief sich der Gesamtschaden auf mehrere hundert Millionen Euro. Über Verletzte oder Tote wurde nichts bekannt.

Satellitenbilder (MSG IR) | Quelle: Sat24.com
25.12.2011, 11:45 UTC 25.12.2011, 17:45 UTC 25.12.2011, 23:45 UTC 26.12.2011, 05:45 UTC

"Patrick" respektive "Dagmar" war einer der schwersten Stürme in Nordeuropa in den vergangenen 30 Jahren. In Norwegen wurde der Sturm verglichen mit dem "Nyttårsorkanen 1992", dem Neujahrsorkan vom 1. Januar 1992. Damals war ein Gesamtschaden von etwa 1,3 Milliarden Euro entstanden.



Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen in Norwegen (links) und Schweden (Mitte). In Norwegen fiel an einigen Stationen das Windmessgerät aus, weswegen örtlich noch größere Windgeschwindigkeiten aufgetreten sein können. Die Tabelle für Schweden listet eine Reihe von Stationen auf, an denen am 26.12.2011 die größten Böen seit mindestens 15 Jahren gemessen wurden.

In der Tabelle rechts sind die größten mittleren Windgeschwindigkeiten (10-Minuten-Mittel) an der Station Kråkenes fyr (Leuchtturm) seit dem Jahre 1982 aufgeführt. Die größte dokumentierte Böe datiert vom 03.01.2000 mit 216 km/h.

Quellen: yr.no, SMHI, DWD, Wikipedia


Ort (Norwegen) Böe
Juvasshøe
Ona II
Kråkenes fyr
Svinøy
Midtstove
Finsevatn
233 km/h
202 km/h
191 km/h
184 km/h
153 km/h
147 km/h
Ort (Schweden) Böe
Östersund/Frösön
Hunge (Jämtland)
Skagsudde (Ångermanland)
Hamra (Orsa finnmark)
Västmarkum (Ångermanland)
Hallhåxåsen (Jämtland)
122 km/h
112 km/h
112 km/h
104 km/h
97 km/h
94 km/h
Kråkenes Datum
161 km/h
158 km/h
144 km/h
144 km/h
141 km/h
141 km/h
25.12.2011
03.01.2000
13.06.2000
27.11.1999
15.01.2007
23.02.1997


Text: CE



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu