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Dienstag, 23. August 2011, 20:45 MESZ


Heftige Gewitter

West-, Mitteleuropa
18./19.08.2011


Satellitenbild: 18.08.2011, 20:36 UTC, NOAA-16 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Ein Vorstoß feuchtwarmer Luft ging Mitte August 2011 in weiten Teilen West- und Mitteleuropas mit heftigen Gewittern einher. Starkregen, Hagel und Sturmböen richteten vor allem in Benelux und Norddeutschland Schäden an, auf einem Musikfestival in Belgien kamen fünf Menschen ums Leben.


Wetterlage und Entwicklung

Die sehr warme und zunächst noch recht trockene Luft fand am 16. und 17. August 2011 auf der Rückseite eines sich mit seinem Schwerpunkt zum östlichen Mitteleuropa verlagernden Hochs ("Liane") den Weg nach Frankreich und Süddeutschland. "Liane" war nicht sonderlich kräftig ausgeprägt und erfuhr kaum Unterstützung von einem überlagerten Hochdruckrücken; vielmehr herrschte in der mittleren und oberen Troposphäre eine relativ glatte südwestliche Strömung vor. Diese stellte sich auf der Vorderseite eines über dem östlichen Nordatlantik weit nach Süden ausgreifenden Langwellentroges ein, der sich zum 18. in zwei Anteile aufspaltete. Der südliche Teil schwenkte vor die Iberische Halbinsel und löste sich später als eigenständiges Höhentief vom nördlichen Part los, der unter Verkürzung seiner Wellenlänge über die Britischen Inseln Kurs in Richtung Nordsee nahm. Die flache Bodendruckverteilung wies über Südwesteuropa bereits Druckminima auf, auf der Vorderseite des nahenden Trogsystems konnte sich eine breite Tiefdruckzone ausbilden.

Bodendruckanalysen vom 17. bis 20.08.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
17.08.2011, 00 UTC 18.08.2011, 00 UTC 19.08.2011, 00 UTC 20.08.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 17. bis 20.08.2011 | Quelle: Wetterzentrale
17.08.2011, 00 UTC 18.08.2011, 00 UTC 19.08.2011, 00 UTC 20.08.2011, 00 UTC

An der Ostflanke der Tiefdruckzone, aus der zum 19. das kräftige Tief "Xaver" hervorging, wurde die sehr warme und dann auch zunehmend feuchte Luft bis in den Norden Deutschlands geführt. Dort konnte sich die Warmluft aufgrund vieler Wolken und Regen zwar nicht durchsetzen, im großen Rest des Landes wurden am 18. jedoch verbreitet Höchsttemperaturen um +30 °C gemessen.

850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 17. bis 20.08.2011 | Quelle: wetter3.de
17.08.2011, 00 UTC 18.08.2011, 00 UTC 19.08.2011, 00 UTC 20.08.2011, 00 UTC

Erste kräftige Gewitter entwickelten sich bereits in der Nacht zum 18. über dem Osten Frankreichs, zum Beispiel in Dijon fielen 29 mm Regen binnen zwölf Stunden. Im Umfeld einer alten Luftmassengrenze regnete es in den Frühstunden im Norden Deutschlands. Die kräftigsten Gewitter entstanden am Nachmittag in unmittelbarer Nähe des Tiefkerns von "Xaver" über dem äußersten Nordosten Frankreichs und Belgien. Teilweise fielen knapp 40 mm Regen in kurzer Zeit (z. B. Retie/B 39 mm), örtlich traten Sturmböen auf (z. B. Beauvechain/B 80 km/h). In den frühen Abendstunden griffen die Gewitter auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über, in Northeim-Stöckheim (Niedersachsen) und in Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) wurden mit 93 und 91 km/h schwere Sturmböen registriert. In Bonn-Hangelar und in Nettetal-Hülst (beide Nordrhein-Westfalen) fielen binnen einer Stunde 34 beziehungsweise 32 mm Regen. Örtlich gab es großen Hagel, aus Asel bei Kassel in Hessen liegt eine Meldung über Körner mit Größen bis 5,5 cm im Durchmesser vor. Am Abend und in der Nacht zum 19. zog der als mesoskaliges konvektives System (MCS) in Erscheinung tretende Gewitterkomplex mit großer Blitzaktivität an dessen Ost- und Südrand über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und den Norden Brandenburgs ostwärts. Vor allem im Westen und Nordwesten kamen größere Niederschlagsmengen zustande; die größten auf deutschem Boden mit jeweils 53 mm in Aachen-Orsbach und in Bonn-Hangelar (beide Nordrhein-Westfalen).

Niederschlagsradarbilder vom 18./19.08.2011 | Quelle: DWD
18.08.2011, 18:00 MESZ 18.08.2011, 21:00 MESZ 19.08.2011, 00:00 MESZ 19.08.2011, 03:00 MESZ
Blitzkarten vom 18./19.08.2011 | Quelle: DWD
18.08.2011, 17-18 MESZ 18.08.2011, 20-21 MESZ 18.08.2011, 23-00 MESZ 19.08.2011, 02-03 MESZ

In der Nacht zum 19. erreichten mit der Kaltfront von "Xaver" neue, linienartig angeordnete Gewitter den Nordwesten Deutschlands, über Baden-Württemberg und Bayern zog ein mit Gewittern durchsetztes Starkniederschlagsgebiet ostwärts (z. B. Waldershof-Schafbruck/BY 25 mm in einer Stunde). Im Tagesverlauf kam die Kaltfront, an der sich eine lang gezogene, von Nordpolen bis nach Bayern reichende Gewitterlinie formierte, südostwärts voran. Mit ihrer Passage konnten örtlich erneut heftiger Regen beobachtet und Sturmböen verzeichnet werden (z. B. Görlitz/SN 79 km/h). Aus Polen meldeten Mikołajki 32 mm Regen und Mława 90 km/h in Böen.

Niederschlagsradarbilder vom 19.08.2011 | Quelle: DWD
19.08.2011, 09:00 MESZ 19.08.2011, 12:00 MESZ 19.08.2011, 15:00 MESZ 19.08.2011, 18:00 MESZ
Blitzkarten vom 19.08.2011 | Quelle: DWD
19.08.2011, 08-09 MESZ 19.08.2011, 11-12 MESZ 19.08.2011, 14-15 MESZ 19.08.2011, 17-18 MESZ

Die Gewitter richteten teilweise größere Schäden durch umgestürzte Bäume und Überflutungen an. In Hamburg musste die Feuerwehr rund 45 mal ausrücken um Keller und Geschäfte leer zu pumpen. In einer Tiefgarage stand das Wasser offenbar so hoch, dass etwa 40 Autos an der Decke schwammen.
Fünf Menschenleben forderten die Unwetter in der Nähe von Hasselt, etwa 80 Kilometer östlich der belgischen Hauptstadt Brüssel. Dort rissen heftige Windböen während eines Musikfestivals ("Pukkelpop") Zelte, Bäume, Großbildleinwände und Bühnenteile um. Dutzende weitere Besucher wurden verletzt. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren rund 65.000 Menschen auf dem Gelände.

Satellitenbilder (Meteosat-8 VIS/IR) | Quelle: F. Valk
18.08.2011, 02:03 UTC 18.08.2011, 11:53 UTC 19.08.2011, 03:53 UTC 19.08.2011, 11:43 UTC



Wetterwerte

Nachstehend links die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen vom 18., 6 UTC bis zum 19.08.2011, 6 UTC in Deutschland im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes in tabellarischer Form. Rechts eine Übersichtsgrafik der Messwerte mit Fokus auf den Norden Deutschlands (der Wert für Aachen-Orsbach ist hier nicht eingetragen). Quelle: DWD

Ort 18./19.
Aachen-Orsbach (NRW)
Bonn-Hangelar (NRW)
Lüdenscheid (NRW)
Schwarme (NDS)
Eslohe (NRW)
Rheinstetten (BW)
53 mm
53 mm
50 mm
46 mm
46 mm
1 mm


Text: CE



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