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Sonntag, 14. November 2010, 15:00 MEZ


Sturm

West-, Mitteleuropa
11.-13.11.2010


Satellitenbild: 11.11.2010, 13:21 UTC, NOAA-18 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Weniger Schäden als im Vorfeld befürchtet richtete gegen Mitte November 2010 der erste kräftigere Herbststurm des Jahres in West- und Mitteleuropa an. Sturmtief "Carmen" ging in Deutschland verbreitet mit Sturm- und einzelnen schweren Sturm-, auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln mit Orkanböen einher.


Wetterlage und Entwicklung

Die Entwicklung des späteren Sturmtiefs nahm am 9. November 2010 über Neufundland ihren Anfang. "Carmen" ging aus einer Frontalwelle hervor, die unter der Vorderseite eines vom Norden Kanadas über die Davisstraße südwestwärts schwenkenden Höhentroges geriet und so optimale Entwicklungsbedingungen vorfand. Am 10. um 0 UTC lag das Tief mit einem Kerndruck von weniger als 995 hPa über dem mittleren Nordatlantik, 24 Stunden später war der Luftdruck in seinem Zentrum nochmals um rund 40 hPa gefallen. Der tiefste Druck wurde am Vormittag des 11. mit unter 950 hPa wenige hundert Kilometer vor der schottischen Westküste analysiert. Zu dieser Zeit hatte das Starkwindfeld auf der Südseite des Tiefs bereits weite Teile der Britischen Inseln erfasst. Bis zum Abend wurden von dort verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen, vor allem von der walisischen Küste auch Orkanböen gemeldet (z. B. Aberdaron 130 km/h).
Unter leichter Abschwächung verlagerte sich "Carmen" in der Nacht zum 12. über den Norden Schottlands hinweg zur Nordsee, tagsüber dann via Skagerrak und Kattegat nach Südschweden und zur Ostsee. An der lang gestreckten und zonal orientierten Kaltfront des Tiefs formierte sich eine stabile Welle, die am Abend des 12. und in der Nacht zum 13. über den Ärmelkanal, Benelux und den Norden Deutschlands hinweg ostwärts zog.

Bodendruckanalysen vom 10. bis 13.11.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
10.11.2010, 00 UTC 11.11.2010, 00 UTC 12.11.2010, 00 UTC 13.11.2010, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 10. bis 13.11.2010 | Quelle: Wetterzentrale
10.11.2010, 00 UTC 11.11.2010, 00 UTC 12.11.2010, 00 UTC 13.11.2010, 00 UTC

Nachdem auch im Norden und Westen Frankreichs (z. B. La Hague 96 km/h) sowie in Benelux (z. B. Rotterdam/Flgh. 83 km/h) vielerorts Sturmböen aufgetreten waren, griff das Sturmfeld am Nachmittag und Abend des 11. von Westen her auf Deutschland über. Eine erste Sturmböe im Binnenland wurde zwischen 14 und 15 Uhr MESZ in Aachen registriert, bis 18 Uhr MESZ kamen beispielsweise Osnabrück, Werl und Rheinstetten dazu. In der Nacht zum 12. erreichten die Böen vielerorts Sturm-, örtlich schwere Sturm- und auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln Orkanstärke. Auf dem Feldberg im Schwarzwald blies der Wind mit maximal 155 km/h, auf dem Brocken im Harz mit 148 km/h. Den deutschlandweit höchsten Wert übermittelte die Zugspitze mit 158 km/h.
Tagsüber wehte der Wind weiterhin stark bis stürmisch mit weiteren Sturmböen und legte in der Nacht zum 13. im Zuge der Wellenpassage in der Südhälfte nochmals an Intensität zu. Erneut wurden Sturm- und schwere Sturmböen verzeichnet, die Spitzenwerte des Vortages aber nicht mehr ganz erreicht. Dennoch traten etwa auf dem Feldberg im Schwarzwald und auf dem Weinbiet im Pfälzer Wald mit jeweils 122 km/h wiederum Orkanböen auf.

Satellitenbilder, MSG-2 IR | Quelle: B. J. Burton
10.11.2010, 12 UTC 11.11.2010, 12 UTC 12.11.2010, 12 UTC 13.11.2010, 12 UTC

Aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung und da es sich um eine klassische herbstliche Sturmzyklogenese handelte, konnte "Carmen" bereits mehrere Tage im Voraus gut prognostiziert und entsprechende Warnungen ausgegeben werden. Die Warnungen sowie das Auftreten der kräftigsten Böen in den Nachtstunden trugen möglicherweise dazu bei, dass über größere Sturmschäden nichts bekannt wurde. Meist brachen lediglich Äste ab und wurden Verkehrsschilder, Mülltonnen und andere lose Gegenstände umgeweht, besonders in höheren Lagen stürzten auch Bäume um. Verletzte gab es nicht.



Wetterwerte

Nachstehend gemessene Spitzenböen in Deutschland am 12.11.2010 (links) sowie eine Auswahl gemessener Böen in Westeuropa am 11. und 12.11.2010 (rechts). Quelle: WetterOnline

Ort Höhe Böe
Zugspitze
Feldberg/Schwarzwald
Wendelstein
Brocken
Weinbiet/Pfälzer Wald
Kiel Leuchtturm
Hohenpeißenberg
Großer Arber
Helgoland/Düne
LT Alte Weser
FS Tiefenwasser Ems
Geislingen/Stötten
Altenstadt
2.962 m
1.493 m
1.835 m
1.142 m
557 m
23 m
986 m
1.446 m
8 m
31 m
-
737 m
757 m
158 km/h
155 km/h
140 km/h
133 km/h
130 km/h
122 km/h
115 km/h
115 km/h
112 km/h
108 km/h
108 km/h
108 km/h
104 km/h
Ort Datum Böe
Great Dun Fell (GB, 847 m)
Capel Curig (GB, 215 m)
Aberdaron (GB, 94 m)
Le Talut (F, 43 m)
Limoges/Flgh. (F, 402 m)
La Hague (F, 12 m)
Vlieland (NL, 10 m)
Le Goeree (NL, 19 m)
Oostende/Flgh. (B, 5 m)
Koksijde (B, 9 m)
11.11.
11.11.
11.11.
11.11.
11.11.
11.11.
12.11.
12.11.
12.11.
12.11.
161 km/h
146 km/h
130 km/h
96 km/h
94 km/h
94 km/h
104 km/h
101 km/h
86 km/h
83 km/h


Text: CE



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