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Sonntag, 29. August 2010, 17:45 MESZ


Gewitter, Tornados

West-, Mittel-, Osteuropa
22./23.08.2010


Satellitenbild: 23.08.2010, 15:38 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern

Kräftige Gewitter beendeten zu Beginn der letzten Augustdekade 2010 in Teilen West-, Mittel- und Osteuropas einen kurzen spätsommerlich heißen Witterungsabschnitt. In Hessen und auf Usedom richteten Tornados erhebliche Schäden an.


Wetterlage und Entwicklung

Über dem französisch-italienischen Grenzgebiet entstand zum 19.08.2010 ein Hochdruckgebiet ("Fred") das sich mit seinem Schwerpunkt recht zügig über Österreich und Tschechien nach Südosteuropa verlagerte. Zusätzlich angetrieben durch ein kräftiges Tief ("Angelika"), das über den Norden der Britischen Inseln auf die Mitte Skandinaviens zusteuerte, kam an der Westflanke des Hochs über West- und Mitteleuropa massive Warmluftadvektion in Gang. Die +15-°C-Isotherme in 850 hPa (ca. 1.500 Meter Höhe) schritt etwa bis zum Mittelgebirgsraum nach Norden voran, über ganz Südfrankreich konnten in diesem Niveau mehr als +20 °C analysiert werden. Am heißesten Tag, dem 22., wurden dort Spitzenwerte bis +37,9 °C gemessen (Albi, Carpentras). In Deutschland verzeichnete Bendorf bei Koblenz (Rheinland-Pfalz) mit +32,5 °C am 21. die höchste Temperatur.

Bodendruckanalysen vom 22. bis 25.08.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
22.08.2010, 00 UTC 23.08.2010, 00 UTC 24.08.2010, 00 UTC 25.08.2010, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 22. bis 25.08.2010 | Quelle: Wetterzentrale
22.08.2010, 00 UTC 23.08.2010, 00 UTC 24.08.2010, 00 UTC 25.08.2010, 00 UTC

Auf der Vorderseite des zu "Angelika" korrespondierenden Höhentroges zielte eine stramme südwestliche Höhenströmung vom östlichen Nordatlantik über Nordwesteuropa und Südskandinavien bis in die Ostseeregion. Darin eingebettet erstreckte sich die Kaltfront des Tiefs am 22. um Mittag nahezu höhenströmungsparallel vom Baltikum über die Ostsee und Dänemark hinweg zum Ärmelkanal und kam aufgrund dieser Ausrichtung nur sehr zögernd nach Südosten voran. Ein innerhalb der Frontalzone nach Nordosten ablaufender Randtrog initiierte zum 23. zudem eine markante Wellen-/Tiefentwicklung, das voll ausgebildete Tief ("Beate") bewegte sich mit einem minimalen Kerndruck von weniger als 985 hPa über die Nordsee hinweg. Auf der Rückseite von "Beate" konnte die Kaltfront Mitteleuropa dann beschleunigt nach Südosten überqueren und erreichte am Nachmittag des 24. die Alpen. Nachdem der 21. noch ruhig verlaufen war, entwickelten sich am Nachmittag des 22. einerseits im Norden Deutschlands im Bereich der Kaltfront von "Angelika", andererseits auch in der Mitte durch in der Höhenströmung nordostwärts ablaufende kurzwellige Troganteile zum Teil kräftige Gewitter. Pelzerhaken an der Ostsee und Werl in Nordrhein-Westfalen meldeten jeweils 14 mm binnen einer Stunde. Vor allem in Thüringen trat an mehreren Orten Hagel auf; in Ilmenau, südwestlich von Erfurt gelegen, erreichten die Körner Größen bis 4 cm im Durchmesser.
Gegen Abend gingen in rascher Folge auch über dem Raum Karlsruhe gleich zwei kräftige Gewitter nieder, an der ehemaligen Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Hertzstraße wurden 18 mm gemessen. An einer von einem privaten Wetterdienstleister betriebenen Station in deren Nähe waren es sogar 28 mm. Im Stadtteil Mühlburg standen daraufhin Straßen und Keller unter Wasser, Sturmböen (z. B. Rheinstetten 76 km/h) sorgten für abgebrochene Zweige und Äste. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Niederschlagsradarbilder vom 22.08.2010 | Quelle: DWD
22.08.2010, 14:00 MESZ 22.08.2010, 16:00 MESZ 22.08.2010, 18:00 MESZ 22.08.2010, 20:00 MESZ
Blitzkarten vom 22.08.2010 | Quelle: DWD
22.08.2010, 13:00-13:58 MESZ 22.08.2010, 15:01-15:59 MESZ 22.08.2010, 17:00-17:58 MESZ 22.08.2010, 19:00-19:58 MESZ

Video des Tornados auf Usedom
am 23.08.2010 (Größe ca. 8 MB)

Quelle: YouTube
Durch die großen Luftdruckgegensätze an der Südflanke von "Beate" nahm am 23. die vertikale Scherung der Windgeschwindigkeit über Mitteleuropa zu. Ein weiterer Kurzwellentrog bedingte am Morgen vom Zentralmassiv bis nach Baden-Württemberg die Auslösung von Gewittern, am Nachmittag traten speziell Richtung Tschechien und Polen noch Gewitter auf. Eine ausgeprägte Gewitterlinie formierte sich mit Annäherung der Kaltfront am Abend über Hessen, die einen Tornado bei Rainhardshain und Lumda östlich von Gießen hervorbrachte. In beiden Orten wurden zahlreiche Häuser, Autos und Fassaden beschädigt, die Schadenhöhe ging in die Millionen. Bereits zuvor wurden auch auf Usedom und am Darß Tornados beobachtet, wobei auf Usedom in der Ortschaft Neppermin größere Schäden entstanden.

Niederschlagsradarbilder vom 23.08.2010 | Quelle: DWD
23.08.2010, 14:00 MESZ 23.08.2010, 16:00 MESZ 23.08.2010, 18:00 MESZ 23.08.2010, 20:00 MESZ
Blitzkarten vom 23.08.2010 | Quelle: DWD
23.08.2010, 13:00-13:58 MESZ 23.08.2010, 15:00-15:58 MESZ 23.08.2010, 17:01-17:59 MESZ 23.08.2010, 19:00-19:58 MESZ



Wetterwerte

Nachstehend die größten gemessenen 24-stündigen Niederschlagsmengen an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 22. bis zum 23. und vom 23. bis zum 24.08.2010, jeweils 8 Uhr MESZ bis 8 Uhr MESZ. Quelle: DWD

Ort 22./23.
Kalkar (NRW)
Kleve (NRW)
Bobeck (TH)
Birx/Rhöhn (TH)
Wasserkuppe (HE)
Rheinstetten (BW)
51 mm
43 mm
37 mm
34 mm
31 mm
13 mm
Ort 23./24.
Eckelsheim (RP)
Waakirchen-Demmelberg (BY)
Bad Orb (HE)
Alfhausen (NDS)
Hörstel (NRW)
Rheinstetten (BW)
43 mm
39 mm
36 mm
36 mm
35 mm
7 mm


Satellitenbilder

22.08.2010, 09:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
22.08.2010, 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
22.08.2010, 15:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
23.08.2010, 09:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
23.08.2010, 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton
23.08.2010, 15:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton


Text: CE



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