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Sonntag, 25. Februar 2007, 18:00 MEZ


Schneefall, Tief "Carlos"

Dänemark, Südschweden
21./22.2.2007


Satellitenbild: 21.2.2007, 13:08 UTC, NOAA18 VIS
Quelle: L. Hamilton


Wetterlage und Entwicklung
Einen kräftigen Schneesturm, wie er dort aber gelegentlich mal vorkommt, erlebten Teile Dänemarks und Südschwedens am 21. und 22. Februar 2007. Dabei fiel innerhalb von 48 Stunden örtlich bis knapp ein halber Meter Schnee, der durch den Sturm zusätzlich noch stark verweht wurde. Vorausgegangen war ein Vorstoß sehr kalter Luftmassen aus dem arktischen Raum.
Das Hochdruckgebiet "Katja" entwickelte sich vom 17. an bei Spitzbergen. Es verlagerte sich an den Folgetagen unter Verstärkung südwärts Richtung Skandinavien. An der südöstlichen und östlichen Flanke von "Katja" gelangte zwischen dieser und einem Tief mit Zentrum über Russland mit einer nordöstlichen Strömung sehr kalte Luft arktischen Ursprungs nach Süden. Im 850 hPa-Niveau lagen die Temperaturen zeitweise verbreitet unter –25 °C. Bereits am 20. hatte die Kaltluft ganz Skandinavien mit Ausnahme des äußersten Südens überflutet sowie den Norden Russlands und die nördliche Grenze Polens erreicht. Entsprechend meldete der Großteil der dortigen Stationen am Morgen des 21. sehr strengen Frost bis unter –30 °C (z.B. Gallivare/Schweden –34 °C). Doch auch weiter im Süden wurde es bitterkalt (z.B. Uppsala/Schweden –21 °C). Selbst tagsüber verweilten die Temperaturen flächendeckend im streng frostigen Bereich unter –10 °C, vor allem in Zentralschweden auch unter –15 °C. Gleiches galt für die Gebiete weiter im Osten, z.B. kam die Tageshöchsttemperatur in Moskau an jenem 21. nicht über –15 °C hinaus, am 22. betrug sie gar nur –18 °C. In sehr abgemilderter Form tangierte die Kaltluft am 23. auch den äußersten Nordosten Deutschlands mit Höchstwerten verbreitet unter dem Gefrierpunkt.
Auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges und darin eingebetteten Tiefdruckgebieten über dem mittleren Atlantik wurden gleichzeitig von Südwesten her milde Luftmassen gen Norden geführt. Daraus resultierte vom 20. an der Aufbau einer Luftmassengrenze, die über Südnorwegen und –schweden, Dänemark, die zentrale Ostsee und Nordpolen nach Osten verlief. Entlang dieser Luftmassengrenze kam es bereits am 20. zu Schneefällen. Am 21. tropfte der südliche Teil des Langwellentroges, der mit seiner Achse inzwischen über Westeuropa angekommen war, nach Nordafrika ab und induzierte dort eine Zyklogenese. Der Nordteil zog unter Verkürzung der Wellenlänge beschleunigt nach Nordosten. Durch positive, mit der Höhe zunehmende Vorticity-Advektion an der Ostflanke dieses Troges bildete sich im Bereich der Nordsee ein Bodentief aus. Dieses auf den Namen "Carlos" getaufte Tief zog rasch entlang der Luftmassengrenze nach Südosten und konnte am 23. bereits über dem Schwarzen Meer analysiert werden. Intensive Aufgleit- und Hebungsvorgänge im Umfeld von "Carlos" ließen ein umfangreiches Niederschlagsgebiet entstehen. Südlich des Tiefkerns fielen diese Niederschläge als Regen, in der kalten Luftmasse nördlich davon als Schnee. Die Niederschlagsmengen in der Umgebung der Luftmassengrenze waren ergiebig. Beispielsweise verzeichneten Torungen Fyr (Norwegen) im Zeitraum vom 20., 06 UTC bis 22., 06 UTC 42 l/m² und Aalborg (Dänemark) 40 l/m² überwiegend als Schnee. Bis zum 23., 06 UTC summierten sich die Schneehöhen somit auf 44 cm in Aalborg, 35 cm in Aarhus/Tirstrup (Dänemark) und 25 cm in Torup (Schweden). Hinzu kam ein starker Ostwind, der in Böen häufig Sturmstärke erreichte (z.B. Aalborg jeweils 83 km/h am 21. und 22.).
Durch den Schneesturm kamen zwei Menschen ums Leben. In Jütland starb der Fahrer eines Streuwagens bei einem Unfall, in Südnorwegen erstickte ein Mädchen in einer Schneewehe. Im dänischen Tilst brach das Dach eines Supermarktes unter den Schneemassen zusammen. Verletzt wurde dabei niemand. In weiten Teilen Dänemarks kam der Verkehr aufgrund der heftigen Schneefälle und zum Teil meterhohen Schneeverwehungen zum Erliegen. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, in den Häusern zu bleiben. Auch im Bahn- und Flugverkehr gab es erhebliche Behinderungen. Über ähnliche Probleme wurde aus Südschweden berichtet.
Text: CE, BM

Bodendruckanalysen vom 21. bis 23.1.2007
Quelle: FU Berlin / DWD
21.2.2007, 00 UTC 22.2.2007, 00 UTC 23.2.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -temperatur vom 20.-23.2.2007 jeweils 00 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
20.2.2007, 00 UTC 21.2.2007, 00 UTC 22.2.2007, 00 UTC 23.2.2007, 00 UTC

Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen am 22.2.2007, jeweils 06 UTC:

Ort 22.02.
Aalborg/DK
Torup/S
Roskilde/DK
Karup/DK
Kopenhagen/DK
40 cm
18 cm
15 cm
11 cm
5 cm

Niederschlag

Radarbilder vom 21.2.2007:
Quelle: DWD
21.2.2007, 00 UTC 21.2.2007, 03 UTC 21.2.2007, 06 UTC 21.2.2007, 09 UTC
21.2.2007, 12 UTC 21.2.2007, 15 UTC 21.2.2007, 18 UTC 21.2.2007, 21 UTC

Satellitenbilder

21.2., 13:01 UTC, N18 V
Quelle: B. J. Burton
22.2.07, 9:06 UTC, N14 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
20.2.07, 6:12 UTC, N15 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
21.2., 10:57 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
21.2., 20:41 UTC, N17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern



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