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Mittwoch, 15. März 2006, 15:00 MEZ


Extremer Nachtfrost


Deutschland
12.-15.3.2006


Satellitenbild: 13.3.2006, 9:44 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung
Der Winter 2005/2006 zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Andauer aus. Seit Mitte November 2005 herrscht in Deutschland ein winterlicher Wettercharakter, nur selten unterbrochen von kurzen, ein oder zwei Tage langen milderen Einschüben. Großflächig extrem niedrige Temperaturen traten bis Anfang März 2006 allerdings nicht auf, und so blieb die negative Abweichung der Mitteltemperatur der 3 Wintermonate deutschlandweit im moderaten Bereich von knapp 1 K bezogen auf das langjährige Mittel. In der Vergangenheit gab es schon Winter von ganz anderem Kaliber (zB 1940, 1942, 1956, 1963), wenngleich aber selten jeweils alle 3 Wintermonate zu kalt ausfielen.
Ähnlich wie im letzten Jahr (siehe Artikel) brachte der März nun aber doch noch extreme Kaltluft nach Mitteleuropa; vielerorts verzeichnete man nicht nur die tiefsten Temperaturen des gesamten Winters, sondern auch gleich neue Rekord-Tiefstwerte für die 2. Märzdekade.
Zunächst hatte das Tiefdruckgebiet "Christine II", das am 11.3.2006 mitten über Deutschland lag, noch milde Luft in die Südhälfte des Landes geführt, nördlich des Tiefs blieb es kalt. Im Übergangsbereich fiel anhaltend Schnee, der selbst in Hamburg auf eine Höhe über 20 cm anwuchs, schließlich lag im gesamten Norden und Nordosten Deutschlands eine geschlossene Schneedecke. Die Tiefdrucktätigkeit verlagerte sich bis zum 12.3. weiter nach Süden und Osten, und so konnte die kältere Luft wieder bis zu den Alpen vordringen und auch in den anderen Landesteilen vielerorts für eine Schneedecke sorgen. Mit der Tiefdruckaktivität über Südosteuropa und dem Hoch "Ingo" über Skandinavien kam ein Luftmassentransport extrem kalter Luft nach Südwesten in Gang. Der Kaltlufttransport umfasste nicht nur die untersten paar Hundert Meter der Atmosphäre, wie schon einige Male zuvor in diesem Winter, sondern große Teile der Troposphäre. Am 12.3. lag praktisch über ganz Deutschland im 850 hPa-Niveau die Temperatur unter -15°C, das war im gesamten Winter zuvor nicht aufgetreten. Mit der kalten und zugleich trockenen Luft riss die Bewölkung im Westen und Nordwesten auf, und so konnten bereits am Morgen des 12.3. die ersten neue Dekadenrekorde gemessen werden (zB Osnabrück -8.4°C), in knapp 3000 Meter auf der Zugspitze waren es -25.7°C - auch das ein neuer Rekord in der über 100 Jahre langen Messreihe. In der Osthälfte entwickelten sich zunächst noch einige Schneeschauer. Die kälteste Nacht wurde die vom 12. auf den 13.3.2006. In Schleswig-Holstein sank das Thermometer bis auf -21.1°C in der Nähe von Cuxhaven, Itzehoe registrierte -20.1°C und auch auf der Zugspitze waren es noch einmal zwei Zehntelgrad weniger als am Vortag. Welche Kraft die Sonne Mitte März schon besitzt, verraten aber die Höchsttemperaturen: Tagsüber stieg das Thermometer teilweise um rund 20K und schaffte meist den Sprung über die Nullgradmarke. Nur in den östlichen Mittelgebirgen und bei dichteren Wolken blieb es auch tagsüber frostig. In der Südhälfte erwies sich zudem ein lebhafter Ostwind als unangenehm. Am Morgen des 14.3. wanderte der Kältepol in den Nordosten, als kältester Ort trat nun Neuglobsow mit -18.8°C in Erscheinung. Und noch eine Nacht später lag das kälteste Gebiet im Bereich Lüneburger Heide (Uelzen -15.2°C) und rund um den Harz (Schierke -16.4°C) sowie am Alpenrand. Während es in der Höhe bis zum 15.3. bereits deutlich milder wurde (Temperaturen im 850 hPa-Niveau nur noch um -5°C), konnte es über dem Schnee am Boden bei klarem Himmel und schwachem Wind immer noch stark auskühlen, so tiefe Werte wie am 13.3. wurden allerindgs nicht mehr erreicht.

Bodendruckanalysen vom 11. bis zum 14.3.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD
11.3.2006, 00 UTC 12.3.2006, 00 UTC 13.3.2006, 00 UTC 14.3.2006, 00 UTC
850 hPa- Geopotential und -Temperatur vom 11. bis zum 13.3.2006, jeweils 00 UTC:
Quelle: Wetterzentrale
11.3.2006, 00 UTC 12.3.2006, 00 UTC 13.3.2006, 00 UTC

Temperatur

Nachstehend gemessene Tiefsttemperaturen in Deutschland vom 12. bis zum 15.3.2006.

Ort Tmin, 12.3.
Zugspitze
Wendelstein
Quickborn
Kaufbeuren
Feldberg/Schw.
Großer Arber
Itzehoe
-25.7°C
-16.2°C
-15.9°C
-14.1°C
-14.0°C
-13.9°C
-13.7°C
Ort Tmin, 13.3.
Zugspitze
Steinau/Cuxhaven
Itzehoe
Quickborn
Ostenfeld b. Rendsburg
Bremervörde
Oberstdorf
-25.9°C
-21.1°C
-20.1°C
-19.9°C
-19.0°C
-18.9°C
-18.5°C
Ort Tmin, 14.3.
Neuglobsow
Groß-Lüsewitz
Oberstdorf
Itzehoe
Bad Elster
Ostenfeld b. Rendsburg
Gardelegen
-18.8°C
-18.0°C
-17.5°C
-17.4°C
-17.1°C
-16.8°C
-16.7°C
Ort Tmin, 15.3.
Stiege
Schierke
Oberstdorf
Harzgerode
Uelzen
Oy-Mittelberg
Seesen
-18.1°C
-16.4°C
-16.3°C
-16.0°C
-15.2°C
-13.5°C
-13.0°C

14.3.06, 12:00 UTC, MET8 VIS
Quelle: Eumetsat
13.3.06, 11:38 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
14.3.06, 12:00 UTC, MET8 VIS
Quelle: Eumetsat
14.3.06, AQUA VIS
Quelle: NASA Earth Laboratory



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