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Dienstag, 8. Februar 2005, 14:00 MEZ


Starkniederschläge


Mittelmeerraum
23.-29.1.2005


Satellitenbild: 26.1.2005, 14:25 UTC, NOAA 16 VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung
Gut eine Woche lang bestimmte Kaltluft das Wettergeschehen im nahezu gesamten Mittelmeerraum und führte zu teilweise extremen Wettererscheinungen mit Starkniederschlägen, Gewittern, Sturm und Schneefällen bis auf Meeresniveau herab.
Auslöser war das Hochdruckgebiet "Britta", das am 21.1.2005 westlich von Spanien lag, und ein weiteres von Grönland sich ostwärts verlagerndes Hoch "Cornelia". Bis zum 24.1.2005 fusionierten die beiden Hochs zum einem einzigen, umfangreichen Druckgebilde, dessen Schwerpunkt westlich von Irland zu liegen kam und sich fortan kaum noch weiterbewegte. Der Weg für atlantische Tiefdruckgebiete von Westen her auf den europäischen Kontinent war nun blockiert. Einzig das Tiefdruckgebiet "Karlheinz" schlüpfte noch zwischen den beiden sich verbindenden Hochs hindurch und rutschte bis zum 24.1.2005 über die Britischen Inseln und Frankreich hinweg nach Süden in den westlichen Mittelmeerraum. Auf der Ostseite des Hochs konnte nun hochreichende kontinentale Kaltluft aus Nordosteuropa über Mitteleuropa hinweg Richtung Südwesten vorstoßen. Sie erreichte Spanien am 25.1.2005 und ließ im Binnenland die Temperaturen auf teilweise zweistellige Minuswerte absinken. In der Nordhälfte des Landes schneite es. Erhebliche Schäden und große Ernteausfälle entstanden vor allem an kälteempfindlichen Gemüsekulturen im Osten und Süden des Landes.
Das Tief "Karlheinz" intensivierte sich rasch mit der einfließenden Kaltluft und erreichte am 26.1.2005 seinen Entwicklungshöhepunkt, als es mit einem Kerndruck von unter 990 hPa über dem Tyrrhenischen Meer lag. Große Druckunterschiede führten vielerorts zu Orkanböen besonders an der französischen Mittelmeerküste (zB Cap Bear 141 km/h). In der hochreichend labil geschichteten Luft - die Temperaturen im 850 hPa-Niveau lagen selbst über Nordafrika unter -5°C, in 500 hPa unter -35°C - entwickelten sich verbreitet heftige Schauer und Gewitter, die bis auf Meeresniveau herab (zB Palma de Mallorca) als Schnee fielen und stellenweise sogar eine Schneedecke ausbildeten (zB Algier, Rimini 10 cm). Die Temperaturen stiegen auch tagsüber kaum über Null Grad. Selbst in der Sahara lag in der Gegend um Ghardaia, 800 Kilometer südlich von Algier, der Schnee etliche Zentimeter hoch. Besonders heftig schneite es in Kalabrien (Süditalien); auf dem Monte Scuro, 1720 m, wuchs die Schneedecke vom 25.1. bis zum 29.1. von 163 cm auf 390 cm an, dabei fiel vom 26. auf den 27.1. ein Regenäquivalent von 163 mm!
"Karlheinz" verlagerte sich am 27. und 28.1. zunächst weiter nach Osten bis Griechenland und schwenkte dann nach Norden ein; das Tief zog über den Balkan zum Baltikum. Während Kaltluft auf seiner Rückseite (Westseite) weiterhin in den Mittelmeerraum floss, wurde auf der Vorderseite (Ostseite) sehr warme Luft aus Nordostafrika angesaugt und weit nach Norden verfrachtet. Am 29.1. erreichten die Temperaturen Werte bis 30°C an der ägyptischen Mittelmeerküste, auch auf Zypern und im Süden der Türkei wurden über 20 Grad erreicht, in Trabzon an der türkischen Schwarzmeerküste mit Föhnunterstützung sogar 24°C. Die Satellitenbilder vom 27. und 28.1. zeigen eindrucksvoll die riesigen Wolkenfelder über Osteuropa. Im Bereich der Warmluft regnete es bis weit in die Ukraine hinein, heftige Schneefälle traten nach Norden und Westen hin auf. Sie griffen zeitweise bis nach Österreich aus, wo einige Dezimeter Neuschnee fielen.
Es handelte sich um einen ungewöhnlich kräftigen Kaltluftvorstoß. Nur sehr selten gelangt derart kalte Luft so weit nach Süden und bis nach Nordafrika.

Bodendruckanalysen vom 21. bis zum 28.1.2005, jeweils 00 UTC
Quelle: DWD/FU Berlin
21.1.2005 22.1.2005 23.1.2005 24.1.2005
25.1.2005 26.1.2005 27.1.2005 28.1.2005
500 hPa-Geopotential und -temperaturanalysen vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
24.1.2005 25.1.2005 26.1.2005 27.1.2005
850 hPa-Geopotential und -temperaturanalysen vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
24.1.2005 25.1.2005 26.1.2005 27.1.2005
Blitzeinschläge vom 24. bis zum 27.1.2005, jeweils 00-23 UTC
Quelle: Wetterzentrale
24.1.2005 25.1.2005 26.1.2005 27.1.2005

Niederschlag:
Nachstehend eine Auswahl der gemessenen Niederschlagsmengen vom 24. bis zum 31.1.2005, jeweils von 06 UTC bis 06 UTC, sowie die Summe dieses 7-tägigen Zeitraums:

Ort 24./25. 25./26. 26./27. 27./28. 28./29. 29./30. 30./31. Summe
Monte Scuro (Italien)
Jijel-Achouat (Algerien)
Pescara (Italien)
Bizerte (Tunesien)
Frontone (Italien)
Algier (Algerien)
Bastia/Korsika (Frankreich)
Falconara (Italien)
Menorca (Spanien)
Palma/Mallorca (Spanien)
Ibiza (Spanien)
24 mm
30 mm
13 mm
1 mm
6 mm
29 mm
10 mm
17 mm
-
4 mm
8 mm
60 mm
31 mm
32 mm
36 mm
22 mm
16 mm
-
10 mm
4 mm
-
1 mm
163 mm
17 mm
10 mm
17 mm
8 mm
3 mm
-
7 mm
10 mm
2 mm
-
23 mm
29 mm
1 mm
1 mm
6 mm
2 mm
1 mm
4 mm
-
-
-
24 mm
35 mm
-
38 mm
40 mm
5 mm
13 mm
5 mm
14 mm
1 mm
-
5 mm
43 mm
58 mm
11 mm
7 mm
9 mm
13 mm
-
11 mm
2 mm
-
14 mm
26 mm
-
8 mm
-
6 mm
13 mm
-
-
-
-
313 mm
211 mm
114 mm
112 mm
89 mm
70 mm
50 mm
43 mm
39 mm
9 mm
9 mm

Schneehöhen:
Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen im Mittelmeergebiet sowie der Zeitpunkt ihres Auftretens:

Ort Höhe Datum
Monte Scuro, 1720 m (Italien)
Frontone, 574 m (Italien)
Medea, 1036 m (Algerien)
Burgos (Spanien)
Tizi-Ouzou, 189 m (Algerien)
Rimini (Italien)
Logroño (Spanien)
Bejaia, 3 m (Algerien)
Bastia/Korsika (Frankreich)
Algier (Algerien)
San Sebastian (Spanien)
390 cm
115 cm
60 cm
19 cm
15 cm
10 cm
7 cm
3 cm
3 cm
2 cm
2 cm
29.1.
29.1.
26.1.
27.1.
28.1.
29.1.
26.1.
27.1.
29.1.
26.1.
26.1.

25.1.2005, NOAA VIS
Quelle: M. Wienzek
27.1.2005, 12:32 UTC, N16 VIS
Quelle: B. J. Burton
27.1.2005, 9:41 UTC, N17 VIS
Quelle: M. Wienzek
30.1.2005, NOAA 16 VIS
Quelle: B. J. Burton
29.1.2005, 13:50 UTC, N16 VIS
Quelle: B. J. Burton
30.1.2005, 13:39 UTC, N16 VIS
Quelle: B. J. Burton
26.1.2005, 4:47 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
27.1., 4:22 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
28.1., 3:58 UTC, N12 IR
Quelle: Geog. Inst. Uni Bern




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